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Buchtipp: Was macht Herr Lin in Afrika?

Eine Dolomitenstadt-Autorin geht auf Entdeckungsreise. Mit Videointerview.

Text
Chinesen vor dem Hintergrund eines afrikanischen Alltags zu erleben, das hat was.
In jener Zeit, in der ich in Österreich für den Dachverband der Organisationen für Entwicklung und Humanitäre Hilfe gearbeitet habe, gab es heftige Debatten um Chinas zunehmendes Engagement in Afrika. In unseren – europäischen – Augen war nichts gut, was die Chinesen taten. „Die beuten alle Ressourcen aus!“, „China ist die neue Kolonialmacht in Afrika!“ „Die machen unsere Entwicklungshilfe kaputt!“ Ich hab mich kräftig an der Hetze beteiligt, ohne wirklichen Einblick zu haben, was China in Afrika macht. Seit einem Jahr lebe ich jetzt in Uganda. Und sehe chinesische Werbeplakate: Xing Xing, ein Möbelhaus, Dr. Wen Hu, eine chinesische Privatklinik, auf der Packung meiner Lieblingskekse steht der Firmennamen Hong. „Gibt es die gelbe Gefahr am schwarzen Kontinent wirklich?“, hab ich mich irgendwann gefragt. Und: „Was macht denn Herr Lin in Afrika?“ China-Afrika-Hospital Zu diesen Fragen hab ich mich auf Entdeckungsreise durch Kampala begeben, Freundschaft mit Li Chu geschlossen und Zugang zur chinesischen Diaspora erhalten. In den folgenden Monaten haben Chefs großer chinesischer Unternehmen, kleine Händler, Vertreter der Botschaft, Hausfrauen und Mütter mir ein Stück chinesischer Wirklichkeit in Afrika erklärt, die mehr aussagen als jede Statistik. Chinesen vor dem Hintergrund eines afrikanischen Alltags zu erleben, das hatte schon was! Nie hab ich mich so kosmopolitisch und ‚fremden‘ Gesellschaften näher gefühlt, als wenn ich mit der blassen Sun Sun, deren Augen in den Lidschlitzen verschwinden, wenn sie lacht, und meinem Fahrer Juma, schwarz wie die Glasur von Sachertorte, an einem Tisch zusammensaß und über die Dinge redete, die uns miteinander verbinden. Ganz von alleine lösten sich Vorurteile in nichts auf oder wurden Stereotype plötzlich sympathisch. Sind alle Chinesen davon überzeugt, dass Afrikaner faul sind? Blödsinn. Lächeln die Chinesen wirklich ständig? Aber ja! Das Fundament des sino-afrikanischen Beziehungskonstrukts wurde in den letzten fünfzig Jahren - fast unbemerkt von Europa – strategisch aufgebaut. Heute ist diese Welt vielschichtig und bunt, mit vielen positiven Aspekten und mit negativen, vor allem aber ist sie ein Teil unserer Welt von morgen. Petra Navara ----------------- Dolomitenstadt-Autorin Petra Navara schreibt uns regelmäßig erfrischend authentische "E-Mails aus Kampala", aber auch spannende Afrika-Reportagen für unser Printmagazin. Vor kurzem war sie zu Besuch in Lienz und ich habe die Gelegenheit genutzt, um Petra vor die Kamera zu bitten und mit ihr über ihr neues Buch zu sprechen. Es geht einer geopolitisch interessanten Frage nach: "Was macht Herr Lin in Afrika?" Natürlich gibt es zu diesem Thema auch eines von Petras E-Mails. Siehe oben. Viel Vergnügen mit der Video-Leseprobe und Petras Eindrücken aus einer anderen Welt. Gerhard Pirkner.

Ein Posting

Volkerseitz
vor 11 Jahren

Das Buch werde ich lesen. Ich war selbst 17 Jahre in Afrika tätig. Ja es gibt Vorurteile gegenüber der staatlichen Entwicklungsshilfe der Chinesen in Afrika. Das hängt damit zusammen, dass es in China z.B. die universalen Werte wie Bürgerrechte und Unabhängigkeit der Justiz nicht gibt und sie deshalb auch auch in den bilateralen Beziehungen zwischen China und den afrikanischen Ländern keine Rolle spielen können.Chinas Afrika-Poltik wird von wirtschaftlichen und strategischen Interessen geleitet. Es arbeitet mit der Scheckbuchdiplomatie. Im Gegenzug für die Entwicklungsgeschenke wie neue Amtssitze, Ministerien, Sportstadien, Kongresszentren, Luxushotels zeigen sich die afrikanischen Staatschefs aufgeschlossen für die Interessen Chinas. Afrikas Herrscher schätzen China als Partner, weil China "mehr Achtung vor Kulturunterschieden" zeigt und keine Forderungen für den Aufbau eines ordentlichen Rechtswesen oder eines funktionierenden Parlament etc. stellt. Außerdem liefert China Massenprodukte, die einen verheerenden Effekt auf die wenigen afrikanischen Industrien haben. Da es kaum Gesundheits-und Sicherheitskontrollen gibt, ist Afrika der ideale Absatzmarkt für billige Massenprodukte, die andernorts Verbraucherschützer beschäftigen.

Volker Seitz, Botschafter a.D. und Buchautor

 
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