Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören

Osttirols private Vermieter starten durch

Mit "Landingpage" und Herzlichkeit zu mehr touristischer Wertschöpfung.

25 bis 45 Euro zahlt man derzeit für eine Nacht mit Frühstück im Durchschnitt in einem der privaten Quartiere Osttirols. Sie bieten gemeinsam 6.000 Betten an, einen Bruchteil früherer Tage und dennoch ein Drittel aller in Osttirol verfügbaren Gästebetten. "Wir haben in 12 Jahren 10.000 private Betten verloren," rechnet TVBO Vorstand Franz Theurl vor, "ein Trend, der sich nicht auf Osttirol beschränkt". Arbeitsplätze in anderen Sparten, vor allem in der Industrie, geänderte Wohnbedürfnisse und hoher Investitionsbedarf durch steigende Qualitätsanforderungen sind einige der Gründe, warum immer weniger private Vermieter "die Fremden" in ihre Zimmer holen. Jene, die heute noch auf dem Markt sind, müssen sich warm anziehen angesichts völlig neuer Herausforderungen.
Theresia Rainer ist Obfrau der Osttiroler Privatzimmervermieter.
Theresia Rainer ist Obfrau der Osttiroler Privatzimmervermieter.
Die Matreierin Theresia Rainer ist Bezirksobfrau der privaten Vermieter und treibende Kraft hinter einer Angebotsgruppe, die sich "Osttiroler Herzlichkeit" nennt und weit mehr als nur Herz zu bieten hat. 43 von 148 privaten Vermietern sind vom Start weg an Bord der Initiative, "sehr viel für ein Projekt dieser Art", erklärt Werner Gschwenter, dessen Beratungsfirma den Privatvermieter Verband Tirol berät und neben Schulungen auch Weblösungen anbietet. Die Mitglieder der Osttiroler Herzlichkeit-Gruppe zahlen 75 Euro Jahresbeitrag und sind damit nicht nur auf der Plattform osttirol-herzlichkeit.com vertreten, sondern auch in einem neuen Prospekt und – der wohl wichtigste Aspekt – in einer aktiven Gemeinschaft, die ihr Wissen teilt und das Marketingpotenzial quer durch den Bezirk bündelt. Rainer: "Seit der Fusion der Verbände ist das besonders wichtig. Wenn ich zum Beispiel ausgebucht bin, empfehle ich andere Häuser und dabei merkt man, dass die meisten Gäste nicht auf einen Ort oder ein Tal fixiert sind, sondern einfach in Osttirol Urlaub machen möchten." TVBO und Felbertauernstraße AG sind die wichtigsten Geldgeber für das Projekt. Für Franz Theurl sind die Mittel gut angelegt: "Für die Auslastung der Infrastruktur, etwa der Skilifte, sind die Privatvermieter sehr wichtig. Ein zentraler Punkt ist aber, dass sie die Tourismusgesinnung in den Tälern aufrecht erhalten."
Geschmackvoller Luxus am oberen Ende der Privatzimmer-Qualitätsscala: "Freiraum"-Appartmentwohnung in Matrei.
Geschmackvoller Luxus am oberen Ende der Privatzimmer-Qualitätsskala: "Freiraum"-Appartments in Matrei.
Mit Gesinnung allein ist es freilich nicht mehr getan. Vor allem das Internet führte zu einem Paradigmenwechsel auch für die Kleinen im Tourismus, die ohne die Größten im Netz ihre Zimmer nur noch schwer an den Gast bringen. Die großen Buchungsportale und Suchgigant Google haben das Webgeschäft mit dem Tourismus zum Teil monopolisiert. Wer im Online-Ranking unter "ferner liefen" rangiert, wird weder gefunden noch gebucht. Booking, Tiscover & Co. lassen sich für die wirksame Bündelung und Vermarktung von Bettenangeboten fürstlich entlohnen. Rund 15% Provision müssen Hotels und Privatvermieter an die Buchungsplattformen abliefern, wenn sich Gäste über deren Angebotsseiten einbuchen.
Das etwas andere Privatquartier: "Ufogel" als Ferienwohnung neben dem Anwesen der Familie Pitterl in Nussdorf-Debant.
Das etwas andere Privatquartier: "Ufogel" als Ferienwohnung neben dem Anwesen der Familie Pitterl in Nussdorf-Debant.
  Anders schaut die Sache dann aus, wenn eine eigene Plattform, etwa die Website der Privatzimmervermieter Osttirols, als "Landingpage" fungiert und über diese Seite z.B. eine Tiscover-Buchung durchgeführt wird. In diesem Fall beträgt die Provision nur noch drei Prozent. Über´s Jahr viel Geld, das im Börsel des Vermieters und damit im Bezirk bleibt. Geld, das einige Privatvermieter in erstaunliche Quartiere investieren. Etwa Stefanie Mattersberger, die am Ortsrand von Matrei die Appartmentanlage "Freiraum" mit geschmackvoll luxuriösen Zimmern errichtet hat oder die Familie Pitterl in Nußdorf-Debant, die Architekt Peter Jungmanns bewohnbares Holzobjekt "Ufogel" als Ferienquartier anbietet. Theresia Rainer ist zuversichtlich: "Manche Investition rechnet sich vielleich nicht sofort, aber  langfristig sind wir auf dem richtigen Weg."
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

Ein Posting

hoidanoi
vor 11 Jahren

"Für Franz Theurl sind die Mittel gut angelegt: “Für die Auslastung der Infrastruktur, etwa der Skilifte, sind die Privatvermieter sehr wichtig. Ein zentraler Punkt ist aber, dass sie die Tourismusgesinnung in den Tälern aufrecht erhalten.”" - Das ist schön zu hören. Wenn man sieht, wie viele Privatzimmervermieter (PZV) sich schon auf der Landingpage tummeln, so lässt sich ein vorläufiges Gesinnungs-Nord-Süd-Gefälle an der Beteiligung der PVZ ablesen: Die Nationalparkregion und das Defereggen sind relativ stark vertreten, der Talboden und die Region Hochpustertal noch eher zaghaft. - Das wird sich hoffentlich ändern, besonders indem seitens des TVBs und der Obfrau der PZV noch mehr der bisher schon intensiven Aufklärungsarbeit geleistet wird. Der Besuch der Schulungen im Rahmen der PZV-Initiative scheint schon erste Früchte getragen zu haben. Zusätzlich motivieren könnten in Zukunft der Einblick in die Frequenzzahlen und Buchungsanfragen aufgrund der Landingpage sowie positive Rückmeldungen von Mitgliedern. - In jedem Fall aber haben TVB wie PZV einen großen Schritt vorwärts gemacht, auch Dank des Engagements Theresia Rainers mit Unterstützung des TVBs. Die neuen Möglichkeiten zu nutzen ist Gebot der Stunde, auch wenn das baldige Saisonsende naht. Die Vorbereitung auf die nächste, die Wintersaison steht nun an. - Dass die Page erst am Ende der Sommersaison umgesetzt werden konnte, ist schade. Aber besser spät als nie. So wie die Kreation einer eigenen Vertriebsabteilung im TVB, die nachfragegerechte Produkte erstellt, anbietet und vertreibt. Die Idee ist nicht neu, aber es wäre großartig, sollte auch sie bald in die Tat umgesetzt werden.

 
0
0
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren