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Drumartic-Musiker schildern tragischen Unfall der Band

Warscher und Mair sind zurück. Kathrin Musshauser kommt im Ambulanzjet.

Rene Mair und Markus Warscher haben überlebt und schildern den Hergang des tragischen Unfalls. Rechts Hannes Lindsberger, der das Krisenmanagement übernommen hat. Foto: Martin Lugger
Rene Mair und Markus Warscher haben überlebt und schildern den Hergang des tragischen Unfalls. Rechts Hannes Lindsberger, der das Krisenmanagement übernommen hat. Foto: Martin Lugger
Gezeichnet und doch gefasst informierten die beiden Drumartic-Musiker Rene Mair und Markus Warscher bei einem Pressegespräch am 10. Oktober in den Räumen des Lienzer BKH über ein Unglück, das nicht nur in Osttirol tiefe Betroffenheit ausgelöst hat. Am Samstag, 5. Oktober, starb der Gründer und musikalische Impulsgeber der populären Percussion-Formation "Drumartic", Markus Wendlinger, bei einem Autounfall in Afrika, dessen Umstände kaum tragischer sein könnten. Auf dem Gipfel ihrer bisherigen Karriere waren die Musiker gemeinsam mit Sängerin Kathrin Musshauser nach Südafrika gereist, eingeladen von der Tierschutzorganisation 4-Pfoten in ein Ressort für Großkatzen, die hier in einem weitläufigen Areal ihren Lebensabend verbringen. Drumartic hatten im Sommer einen Contest gewonnen und für 4-Pfoten ein Lied geschrieben – "A New Day" – zu dem vor Ort ein Videoclip gedreht wurde.
"Es war ein wunderschöner Tag" – wenige Stunden vor dem tragischen Unglück erlebte die Band ihren bislang größten Erfolg.
"Es war ein wunderschöner Tag" – wenige Stunden vor dem tragischen Unglück erlebte die Band ihren bislang größten Erfolg.
Nach dem Dreh und kurz vor der Rückreise stand noch einmal ein Ausflug in die Hügel am "Lionsrock" auf dem Programm. "Es war ein wunderschöner Tag und kurzfristig kam das Angebot, zu einem Sundown zu fahren. Wir hatten endlich Zeit für uns", Markus Warscher schildert das Drama, das nicht nur in seinem Gesicht tiefe Spuren hinterlassen hat. Im hügeligen Gelände ohne Wege und Straßen versagten die Bremsen des Jeeps , das Fahrzeug wurde immer schneller. "Wir dachten erst an einen Spaß", erzählt der Musiker, der später noch einmal an die Unfallstelle zurückkehrte. Etwa 200 Meter schätzt er die Strecke der Todesfahrt, dann hob der Jeep ab und schlug nach einem Flug von 15 bis 20 Metern in einem etwa sechs Meter tiefen Graben auf. "Der Fahrer hat die Ruhe bewahrt und das Beste daraus gemacht", erklärt Warscher, "wären wir weiter rechts gefahren, wären wir in einem Löwengehege gelandet." Es war bereits dunkel. Die Unfallopfer riefen einander. Rene Mair war aus dem Wagen geschleudert worden. Seine mitgereiste Freundin blutete aus dem Mund. Dennoch wurden beide vergleichweise leicht verletzt, ebenso wie Peter Lindsberger, der mitten im Chaos den Überblick bewahrte. "Ohne Peter wären wir nicht hier", erzählt Warscher, der lange bewusstlos war. Er hat ein schweres Brustkorbtrauma, Rippenbrüche und Schädelfrakturen. Lionsrock liegt im Gebiet des 12.000 Einwohner-Städtchens Bethlehem. 1200 Hektar groß ist das Gelände, es gibt keine Straßen und so dauerte es eineinhalb Stunden, bis die Hilfskräfte eintrafen und noch einmal so lange, bis die Krankenwagen mit den Verletzten das Hospital erreichten. Für Markus Wendlinger kam jede Hilfe zu spät, er war beim Aufprall des Jeeps sofort tot. Auch Assen Baldaranov, der in Österreich lebende Marketingleiter von 4-Pfoten, starb bei diesem Unfall. Er war während des Bandwettbewerbs und der Reise für die Osttiroler Musiker zum Freund geworden und hinterlässt ein fünf Jahre altes Kind. Sehr schwer verletzt ist Sängerin Kathrin Musshauser, die am Freitag, 11. Oktober, mit einem Ambulanzjet nach Österreich zurückgeflogen wird. Mit an Bord wird ihr Mann Markus sein, der nach dem Unglück gemeinsam mit Musikerkollege Hannes Ladinig nach Südafrika geflogen war. Ladinig und Peter Lindsberger kommen am Samstag zurück. Markus Wendlingers Leichnam wird ebenso wie jener von Assen Baldaranov nicht vor Mitte der kommenden Woche in Österreich eintreffen. Die Behördenformalitäten lassen keinen schnelleren Rücktransport zu. Dennoch gibt es für Peter Lindsbergers Vater Hannes, der sich jetzt um das Krisenmanagement kümmert, keinen Grund für Beschwerden: "Die Versicherung der 4-Pfoten hat ausgesprochen schnell und professionell alle Notfallmaßnahmen in die Wege geleitet, auch das Team vor Ort war sehr bemüht." Oberarzt Alfred Fast, Mediensprecher des Lienzer Krankenhauses attestiert dem Hospital der Kleinstadt Bethlehem gute unfallmedizinische Erstversorgung. Mangels entsprechender Ausstattung seien allerdings nicht alle Verletzungen gleich erkannt worden. Rene Mair hat zwei gebrochene Rippen, seine Freundin einen Schlüsselbeinbruch und Wirbelsäulenverletzungen. Über den medizinischen Befund von Kathrin Musshauser wollte der Krankenhaussprecher öffentlich keine Angaben machen.
Vor der Lienzer Musikschule entzündeten Freunde und Schüler Kerzen für Markus Wendlinger. Foto: Brunner Images
Vor der Lienzer Musikschule entzündeten Freunde und Schüler Kerzen für Markus Wendlinger. Foto: Brunner Images
Sowohl Fast als auch Hannes Lindsberger baten bei dem Pressegespräch im Namen der Familien von Markus Wendlinger und der Bandmitglieder um mediale Zurückhaltung und etwas Ruhe für alle Betroffenen. In einer Woche soll die Öffentlichkeit wieder gezielt informiert werden. Die Trauer um Wendlinger ist groß. Er war nicht nur ein brillanter Musiker, sondern auch ein sehr beliebter Lehrer. Vor der Musikschule in Lienz errichteten Freunde und Schüler spontan eine Gedenkstätte und zündeten Kerzen für den charismatischen Schlagzeuger an.  
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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