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Ein Trauermarsch für den letzten „Korridorzug“

Eisenbahner-Kapelle und Bevölkerung verabschieden eine Institution.

Letzte Fahrt. Am Samstag, 14. Dezember, rollt der letzte direkte ÖBB-Zug von Lienz nach Innsbruck. Foto: Expa/Groder
Am Samstag, 14. Dezember 2013, endet ein historisches und zuletzt sehr umstrittenes Kapitel in der Verkehrsgeschichte des Randbezirkes Osttirol. Um exakt 17.28 Uhr wird Lokführer Jürgen Hanser den letzten "Korridorzug" von Lienz nach Innsbruck ins Rollen bringen. Eine knappe Stunde vorher hebt die Eisenbahner Stadtkapelle um 16.30 Uhr in der Innenstadt bereits zum Trauermarsch an. Die traditionsreiche Kapelle möchte möglichst viele Menschen dazu bewegen, zum Bahnhof zu marschieren und noch einmal zu manifestieren, dass die Osttiroler "ihre" direkte Zugverbindung zwischen Lienz und der Landeshauptstadt gerne behalten hätten. Tausende Unterschriften, zahllose Proteste aus beinahe allen politischen Lagern, ein Sonderlandtag und viele Vermittlungsversuche reichten nicht, um eine Entscheidung des ehemaligen Verkehrslandesrates Anton Steixner rückgängig zu machen und den "Korridorzug" in den Takt der neuen Zeit einzufügen, den jetzt die Südtiroler Verkehrspolitiker vorgeben. Lokführer Hanser – er sitzt auch im Lienzer Gemeinderat – und Bürgermeisterin Elisabeth Blanik sprechen heute, 13. Dezember, um 10.30 Uhr noch einmal im Wiener Verkehrsministerium vor. Blanik glaubt nicht daran, dass Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe keine Möglichkeit gehabt hätte, Steixners Entscheidung rückgängig zu machen. "Bleibt der Zug abbestellt?" habe die ÖBB noch im August gefragt und auch ein zweites, kostengünstigeres Angebot zur Fortführung sei der Verkehrslandesrätin von der Staatsbahn vorgelegt worden. Dieses Angebot will sich Blanik zeigen lassen. An der Einstellung der Verbindung mit der Umstellung auf den Winterfahrplan ändert das freilich nichts mehr. Befürworter dieser Maßnahme, allen voran die schwarzgrüne Regierung, argumentieren mit einem mehr als adäquaten Ersatzangebot, sowohl an Zugs- als auch neuen Busverbindungen, die zudem auch noch zu attraktiveren Preisen verfügbar seien. Ob das die Bevölkerung ähnlich sieht, wagt der Lokführer der letzten Fahrt zu bezweifeln: "Ich kann nur hoffen, dass uns am Samstag um 17.28 Uhr möglichst viele Menschen nachwinken und damit den Politikern zeigen, dass die Entscheidung, den Zug vom Gleis zu nehmen, falsch war."  
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

Churchill
vor 10 Jahren

5 Stunden von Lienz nach Wien halte ich für eine Mär. 5:37 ist das höchste der Gefühle und das fährt die ÖBB ja auch schon. Find auch, dass Innsbruck in viel zu hoher Stellenwert dabei zugemessen wird. Es gibt noch andere schöne Städte in Österreich und der ganzen Welt

 
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spitzeFeder
vor 10 Jahren

“Ich kann nur hoffen, dass uns am Samstag um 17.28 Uhr möglichst viele Menschen nachwinken und damit den Politikern zeigen, dass die Entscheidung, den Zug vom Gleis zu nehmen, falsch war.”

Wenn möglichst viele Menschen dem Zug nachwinken, zeigen sie damit, dass sie nicht mitfahren (wollen). Das bessere Signal wäre wohl, wenn der Zug zu klein wäre, um all die Leute aufzunehmen, die mitfahren möchten.

 
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r-line
vor 10 Jahren

vergesst Innsbruck (die Nordtiroler sind eh alles nur sternsinger) im Jänner fährt der Railjet nach Wien und das in 5 Stunden sicherlich war die Zugverbindung nicht schlecht aber was soll man machen der Steixner hat alles verbockt und Osttirol ist schon immer hinten angestanden!!

 
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