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Menschen mit Handicap haben ein Sprachrohr

Ab sofort nimmt ein zwölfköpfiger Beirat in der Stadt Lienz seine Arbeit auf.

Martin Strasser (Mitte) ist Vorsitzender des Beirates, Helmut Brunner sein Stellvertreter. Christl Rennhofer-Moritz hat die Initiative ins Leben gerufen. Fotos: Brunner Images
Martin Strasser (Mitte) ist Vorsitzender des Beirates, Helmut Brunner sein Stellvertreter. Christl Rennhofer-Moritz hat die Initiative ins Leben gerufen. Fotos: Brunner Images
Es gibt nur zwei Städte in Tirol, die einen Behindertenbeirat haben: Innsbruck und seit 15. Jänner auch Lienz. Geplant und vom Gemeinderat einstimmig abgesegnet wurde das Gremium schon länger, jetzt stellten Initiatorin Christl Rennhofer-Moritz, Bürgermeisterin Elisabeth Blanik und VP-Gemeinderat Charly Kashofer die Proponenten vor. Es sind zwölf Menschen, die meist direkt – als Rollstuhlfahrer, Gehörgeschädigte, Sehbehinderte oder chronisch Kranke – betroffen sind, oder im Umfeld behinderter Menschen arbeiten. Rennhofer-Moritz ist Drehscheibe der Lienzer Selbsthilfe-Gruppen und seit jeher für die Thematik sensibilisiert: "Wer weiß schon, dass es in Lienz nur zwei Hotelzimmer für Rollstuhlfahrer gibt, nämlich im Holunderhof? Und die sind permanent ausgebucht," bringt sie ein einfaches Beispiel, "es geht um Wahrnehmung. Verstehen kann man manches nur, wenn man selbst betroffen ist. Dann erkennt man auch, dass Menschen mit Behinderung vor allem von der Gesellschaft behindert werden."
Elisabeth Blanik wünscht sich nicht nur Anregungen, sondern konkrete Lösungsvorschläge. Gemeinderat Charly Kashofer ist politischer Koordinator.
Bürgermeisterin Elisabeth Blanik wünscht sich nicht nur Anregungen, sondern konkrete Lösungsvorschläge. VP-Gemeinderat Karl Kashofer fungiert als Bindeglied zwischen Beirat und Politik.
Hier setzt die Arbeit des Beirates an. Er ist nicht nur Anlaufstelle für Wünsche, Anregungen und auch Beschwerden, sondern erarbeitet mit einem Team der Stadtgemeinde konkrete Lösungsvorschläge. "Das ist mir wichtig, dass nicht nur Probleme sondern auch Vorschläge zur Lösung aufgezeigt werden." Deshalb nehmen Stadtbaumeister Klaus Seirer, Bürgerservice-Mann Christopher Korber und Stadtjuristin Maria Weichselbraun an den Sitzungen teil. Sie sind die Schnittstelle zur Verwaltung.
Die Mitglieder des Lienzer Behindertenbeirates. Von links stehend:
Die Mitglieder des Lienzer Behindertenbeirates. Von links stehend: Kornelia Maier (Blindenverband), Marianne Pichler (Obfrau ÖZIV), Annelies Hatz-Mutschlechner, Robert Mayer, Reinhold Pölsler (SH-Gruppe Schwerhörige), Paula Lobenwein (Behindertensport), Zita Wolsegger und Hildegard Goller (Aufbauwerk der Jugend). Sitzend von links: Karl Kashofer, Martin Strasser (Wohn- und Pflegeheime), Helmut Brunner (Bauamt), Gerald Ameseder (Lebenshilfe), Christl Rennhofer-Moritz.
Geleitet wird das Gremium von Martin Strasser. Er ist Betriebsratsvorsitzender der Wohn- und Pflegeheime Osttirols. Helmut Brunner, als MS-Patient, Rollstuhlfahrer und im Baubezirksamt für die Landesstraßen zuständig, ist sein Stellvertreter. Mit an Bord ist unter anderem auch der ehemalige Weltklassesprinter Robert Mayer, selbst unterschenkelamputiert, der sich im Behindertensport mit Kindern und Jugendlichen engagiert. "In Gesprächen mit den Kindern und ihren Eltern erfährt man manches Problem, das künftig vom Beirat aufgegriffen werden kann", erklärt er. Gerald Ameseder, Regionalleiter der Lebenshilfe Osttirol, arbeitet täglich mit Behinderten und bringt ein weiteres Alltagsbeispiel, das nur Betroffene kennen: "Es gibt in ganz Lienz keinen Zahnarzt, der Lebenshilfe-Patienten unter Narkose behandelt." Der Beirat beginnt seine Arbeit sofort, an einem Infofolder und einer Website wird noch gebastelt, eine Mailadresse gibt es aber schon. Wer ein Anliegen hat, kann es unter behindertenbeirat@stadt-lienz.at an die neue Serviceeinrichtung senden.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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