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Wie viel wert sind Bienen und Blumen?

Umweltvereine kritisieren Agrarpolitik und starten Aktion "Rettet die Blumenwiesen!"

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Könnte in Zukunft zu einem seltenen Anblick werden: Eine Bergmahd am Mohnenfluh im Oberlech. Foto: M. Grabherr
Eine breite Allianz der Naturschutzorganisationen protestiert unter Federführung von Georg Grabherr, Österreichs Wissenschaftler des Jahres 2012, gegen eine Schlechterstellung von artenreichen Wiesen, Weiden und Almen gegenüber intensiv bewirtschafteten Flächen bei den neuen EU-Agrarförderungen. Anlässlich der Ländernaturschutzkonferenz in Innsbruck am 31. Jänner fordern sie die Ländervertreter auf, bei den aktuellen Entscheidungen ihren Einfluss für einen besseren Schutz dieser Hochburgen biologischer Vielfalt geltend zu machen. Laut Grabherr plane das Landwirtschaftsministerium, die EU-Fördermittel lieber für Äcker und Intensivgrünland auszugeben, als für naturverträglich genutzte Wiesen und Weiden. Letztere seien dem Ministerium bei der Basisprämie nur 25 Prozent jenes Betrages wert, den Landwirte etwa für eintönige Maisäcker und artenarme Intensivwiesen erhalten. Dadurch würden ausgerechnet jene Bauern benachteiligt, die Österreichs alpine Kulturlandschaft erhalten und seltenen Arten letzte Refugien bieten. Österreichs Naturschützer appellieren deshalb an die Bundesländer, die bei den Agrarförderungen ein gewichtiges Wort mitzureden haben, einhellig für die Natur Stellung zu beziehen. Ohne Unterstützung aus Wien werde vielen Initiativen der Bundesländer die Grundlage entzogen: So wolle zwar Tirol künftig neue Projektgebiete zur Förderung für bedrohte Arten der Kulturlandschaften, etwa für das in Wiesen brütende Braunkehlchen, einrichten. Der Großteil der betroffenen Flächen seien aber jene einmähdigen Wiesen oder Hutweiden, für die das Ministerium offenbar weder Geld noch Interesse habe. „Wenn Hutweiden bei der Basisprämie um 75 Prozent schlechter gestellt werden als Güllewiesen, dürften die Schutzpläne des Landes eher verspätete Wünsche an das Christkind darstellen. Ohne angemessene finanzielle Dotierung kann kein einziges Braunkehlchenpaar erhalten werden“, so Gerald Pfiffinger von BirdLife Österreich. „Das Signal an die Almbauern ist fatal“, schlägt Ingrid Hayek vom Österreichischen Alpenverein in dieselbe Kerbe. „Zuerst werden ihre Almflächen reduziert, weil sich die Behörden nicht einig sind, wie man diese Flächen korrekt abgrenzt, und jetzt werden sie auch noch bei der Basisprämie benachteiligt.“ Dass die arbeitsintensive Pflege der alpinen Kulturlandschaft unter diesen Bedingungen nicht mehr gewährleistet werden kann, ist offensichtlich. Hayek: „Die Verwaldung in den Alpen wird weiter zunehmen.“ Die Umweltorganisationen werden jetzt aktiv und fordern anlässlich der Ländernaturschutzkonferenz mit ihrem Projekt "Rettet die Blumenwiesen!" die Bundesländer auf, bei der Agrarförderung ein Wort mitzureden. "Bei den Blumenwiesen und Almen müssen die Länder den Minister in die Pflicht nehmen", betont der Ökologe Grabherr. "Als Umwelt- und Landwirtschaftsminister hat es Andrä Rupprechter selbst in der Hand, durch die richtige Gestaltung der Agrarförderungen dafür zu sorgen, dass Probleme im Naturschutz erst gar nicht entstehen."
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Sind große Brachvögel, wie hier auf der oberösterreichischen Welser Heide, bald heimatlos? Foto: Josef Limberger
Was also tun, um die letzten alpinen Kulturlandschaften zu bewahren und die Verwandlung in den Alpen zu stoppen? Für Grabherr gibt es nur eine Lösung: "Wir wollen Fair-Play. Das neue 'ÖPUL' muss beides garantieren: Die gerechte Abgeltung der bäuerlichen Leistungen und den Schutz der Natur". ÖPUL ist das "österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft", das für die Erhaltung von Arten und Lebensräumen sorgen soll – Blüten in Ackerlandschaften für Bienen, sowie Hecken und Raine, damit die Bergwiesen ihren Wert behalten. Die dazu nötigen verpflichtenden Biodiversitäts-Auflagen für alle Bauern fehlen jedoch bislang. Und hier ist wieder die Stimme jedes einzelnen gefragt: Auf der Website des Projekts "Rettet die Blumenwiesen!" steht eine Petition bereit, die sich an Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler Josef Spindelegger, Landwirtschaftsminister Rupprechter sowie an alle Landeshauptleute und NaturschutzlandesrätInnen der Länder richtet. Mit jeder Unterschrift will man dem Ziel, ökologisch wertvolle Blumenwiesen, Hutweiden und Almen zu fördern, ein Stück näher rücken.

2 Postings

iseline
vor 10 Jahren

Eine breite Allianz von Umwetlverbänden unter der Federführung von Dr. Grabherr setzt sich erfreulicherweise für den Erhalt von artenreichen Wiesen und Mähdern ein und sorgt sich um eine entsprechende Abgeltung für die Bergbauern.

Große Frage?

Wo aber bleibt z. B. der Einsatz der Landwirtschaftskammer, etwa von LR Geisler, Hechenberger, unserer Landesräte Kuenz und des Umweltsprechers Mayerl für "ihre" Bauern? Eigentlich möchte man meinen, dass diese Thema ihres wäre, wenn in öffentlichen Aussagen der Erhalt und die Bedeutung der Berglandwirtschaft so hochgelobt wird. Aber das sind halt Reden!

 
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SusiCat-frankfurt
vor 10 Jahren

... sowas unterstütze ich gerne: faire Fördersysteme !! Keine Freunderlwirtschaft für produktionsintensive Grossbetriebe ! Ohne blütenreiche, intakte Lebensräume haben Bienen keine Zukunft ... und ich wandere lieber durch ökologisch bewirtschaftete Täler und über artenreich blühende Almen - das ist für mich Wellness mit dem geringsten Risiko ... ich habe unterschrieben, viel Erfolg ...

 
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