Josef Schett, Landtagsabgeordneter für Vorwärts Tirol und Vorstand im Tourismusverband Osttirol spaltet die Geister wie kaum ein anderer, speziell in seiner Heimat, dem Villgratental. Im Dolomitenstadt-Interview zog der Schafbauer eine erste Bilanz über die Arbeit im Landtag und erklärte, warum er sich gegen Lift- und Kraftwerksprojekte in seiner Heimat wehrt.
Sie sind nun beinahe ein Jahr Landtagsabgeordneter. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie?
Wir sind mit großen Ansprüchen an uns selbst in den Wahlkampf gegangen und haben Vorwärts Tirol gegründet, weil uns die etablierten Parteien zu allmächtig erschienen sind. Wir schufen damals eine neue Partei – circa hundert Leute vom Arlberg bis nach Osttirol waren dabei, natürlich auch mit unterschiedlichen Motivationen, das brachte Sand ins Getriebe. Durch die internen Streitereien in der Partei haben wir natürlich viel Kredit in der Bevölkerung verspielt. Allerdings war diese Zeit sehr lehrreich für mich – ich wurde um viele Illusionen ärmer und um viel Lebenserfahrung reicher. Unser Start im Landtag war dementsprechend holprig, wir mussten uns erst Strukturen aufbauen. Mittlerweile haben wir mit Hansjörg Peer einen ausgezeichneten Klubdirektor mit politischer Erfahrung. Im Landtagsklub herrscht zwischen unseren Abgeordneten eine gute Stimmung ohne Klubzwang – allerdings stimmen wir uns ab, um politisch kalkulierbar zu sein. Anna Hosp und Christine Oppitz-Plörer sind komplett aus der Bewegung verschwunden.
Sepp Schett im Dolomitenstadt-Interview
"Ich wurde um viele Illusionen ärmer und um viel Lebenserfahrung reicher"
Josef Schett, Landtagsabgeordneter für Vorwärts Tirol und Vorstand im Tourismusverband Osttirol spaltet die Geister wie kaum ein anderer, speziell in seiner Heimat, dem Villgratental. Im Dolomitenstadt-Interview zog der Schafbauer eine erste Bilanz über die Arbeit im Landtag und erklärte, warum er sich gegen Lift- und Kraftwerksprojekte in seiner Heimat wehrt.
Sie sind nun beinahe ein Jahr Landtagsabgeordneter. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie?
Wir sind mit großen Ansprüchen an uns selbst in den Wahlkampf gegangen und haben Vorwärts Tirol gegründet, weil uns die etablierten Parteien zu allmächtig erschienen sind. Wir schufen damals eine neue Partei – circa hundert Leute vom Arlberg bis nach Osttirol waren dabei, natürlich auch mit unterschiedlichen Motivationen, das brachte Sand ins Getriebe. Durch die internen Streitereien in der Partei haben wir natürlich viel Kredit in der Bevölkerung verspielt. Allerdings war diese Zeit sehr lehrreich für mich – ich wurde um viele Illusionen ärmer und um viel Lebenserfahrung reicher. Unser Start im Landtag war dementsprechend holprig, wir mussten uns erst Strukturen aufbauen. Mittlerweile haben wir mit Hansjörg Peer einen ausgezeichneten Klubdirektor mit politischer Erfahrung. Im Landtagsklub herrscht zwischen unseren Abgeordneten eine gute Stimmung ohne Klubzwang – allerdings stimmen wir uns ab, um politisch kalkulierbar zu sein. Anna Hosp und Christine Oppitz-Plörer sind komplett aus der Bewegung verschwunden.
Integrieren Sie sich auch in den Vordenker-Prozess?
Bei vielen Vorbereitungsprozessen der Bewegung war ich dabei. Allerdings sind wir in der Diskussion zum Schluss gekommen, dass in den Arbeitskreisen keine politischen Repräsentanten vertreten sein sollten, sondern es wichtig ist, dass Leute aus der Praxis den Ton angeben. Allerdings sehe ich den Vordenker-Prozess äußert positiv und bedanke mich bei den Initiatoren. Ich sehe das Ergebnis dann auch als Leitfaden für politische Entscheidungen.
Man bezeichnet Sie als Vordenker – was sind Ihre Gedanken für den Bezirk?
Meine Gedankengänge waren das ganze Leben so, dass ich nie neidisch über den Zaun gesehen habe. Ich hatte nie die übertriebene Osttiroler Jammerer-Mentalität – einige Lokalpolitiker haben diese allerdings zelebriert. Da ich auf einem Bergbauernhof aufgewachsen bin, habe ich immer versucht mit den vorhandenen, bescheidenen Ressourcen umzugehen, wie ich bei meinem Unternehmen "Villgrater Natur" auch gezeigt habe. Wir müssen uns fragen: Was haben wir und was können wir daraus machen? Wir müssen neu denken und überlegen und dürfen nicht vergessen, dass sich viele Dinge aufgrund gesellschaftlicher Prozesse sowie dem Klimawandel verändern. Was wir heute entscheiden, beeinflusst uns in den nächsten Jahrzehnten.
Wie stehen Sie zum Liftprojekt in Ihrer Heimatgemeinde Innervillgraten?
Nach meiner Wahl zum Bürgermeister in Innervillgraten in den 90er Jahren, führte ich mit Heinz Schultz intensive Gespräche über eine Liftanbindung in meiner Heimatgemeinde. Damals kam die klare Antwort seitens Schultz: "Ich baue in Innervillgraten keinen Lift." Die Gemeinde hätte den Lift selber bauen müssen, hatte damals dafür aber kein Geld. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, positionierten wir uns damals gemeinsam als Skitourengebiet, was sich heute als riesiger Erfolg herausstellt. Wir investierten damals in den sanften Tourismus und erreichten so eine gute Gästeschicht, die auch bereit ist, Geld auszugeben. Heute wäre ein Lift für unseren Ruf total kontraproduktiv. Dazu bräuchten wir 2000 Betten, die wir ohne auswärtige Investoren nicht stemmen könnten – wir müssen auf heimische, familiäre Strukturen setzen.
Welche Chancen räumen Sie dem Kraftwerksprojekt in Innervillgraten ein?
Für alle Menschen ist klar, dass wir Energie brauchen. Ich werde in Zukunft ein Gesamtenergiekonzept für Osttirol fordern, in dem man ganz genau betrachtet, wie und wo man Wasserkraft, Photovoltaik oder Windenergie sinnvoll umsetzen kann – dazu benötigt es natürlich eine Studie, die den ganzen Bezirk unter die Lupe nimmt. In der Folge wird es bestimmte Gebiete geben, in die man nicht eingreift – und die sollten dann einen Finanzausgleich erhalten.
Das Projekt in Innervillgraten ist Humbug, da es sich wirtschaftlich nicht rechnet und dem Ruf des Villgratentals massiv schadet. Mein Vorschlag wäre, dass sich die beiden Gemeinden Außer- und Innervillgraten zusammenschließen und gemeinsam das Kraftwerk Winkeltal in Außervillgraten bauen und finanzieren – somit kann man in Innervillgraten weiter die Tourismus-Schiene fahren. Wäre man ganz geschickt, sollte man aus dem ganzen Villgratental einen Biosphärenpark machen.
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als EHEMALIGER Vorwärtswähler wurden mir auch viele Illusionen genommen
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