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König, Königin und Hofnarr gingen auf die Reise

Ende Mai "Enthüllung" am neuen Standort bei Klagenfurt.

Am 16. April in den frühen Morgenstunden endete ein neunjähriges Kapitel heimischer Kunst im öffentlichen Raum. Die unübersehbaren "Köpfe" auf dem Südtirolerplatz wurden abmontiert und auf Lkw verladen. Sie traten ihre Reise nach Klagenfurt an, in ein "Zwischenlager", wie Künstler Hannes Neuhold erklärt: "Dort werden die drei Figuren zunächst restauriert und mit einer neuen, etwas veränderten Farbgebung versehen". Ein sehr helles Beige hat Neuhold im Auge, die grauen Haare, die König, Königin und Hofnarr seit den Fassadenarbeiten an der BTV bekommen haben, verschwinden. Den genauen Standort für die monumentalen Skulpturen will der Künstler noch nicht verraten, es sei ein idealer Ort, nahe dem Europark Minimundus. Hier sei das ursprüngliche Konzept der Inszenierung sehr gut realisierbar, samt der erzählerischen Komponente des Kunstwerks. Neuholds Frau Maria lieferte ja schon bei der künstlerischen Geburt der drei Köpfe im Jahr 2005 eine kleine Sage als literarischen Background. Die Geschichte von" Lienzus und Lienza" möchten wir den Dolomitenstadtlern nicht vorenthalten, das Märchen gibt´s unten zum Download. Die Gipsköpfe bleiben also auch in Kärnten echte Lienzer.
Den politisch-satirischen Hintergrund der Entstehungsgeschichte dieser Figurengruppe kann man in der Herbstausgabe 2013 des DOLOMITENSTADT-Magazins nachlesen. Nicht weniger typisch für den Umgang der Politik mit der lokalen Kunst- und Kreativszene ist auch die Vorgeschichte für den Exodus der Köpfe. Neuhold erhielt ein Schreiben der Stadtverwaltung, bei dem er darauf hingewiesen wurde, dass eine Tiefgarage unter dem Südtirolerplatz geplant sei und er die Köpfe vor Baubeginn auf eigene Kosten zu entfernen habe. Eine Aufbewahrung im städtischen Wirtschaftshof sei aufgrund der Größe nicht möglich. Signale, dass die Plastiken nach Realisierung der Garage wieder am Ursprungsstandort stehen könnten, empfing der Künstler auch keine, also machte sich Neuhold Gedanken über einen neuen Standort, der jetzt gefunden ist: "Die Köpfe bleiben in Privatbesitz, werden aber an einem öffentlichen Ort zu sehen sein und mit einer schönen Inszenierung am 22. oder 23. Mai enthüllt werden", erzählt der Künstler. Musik und eventuell eine Lesung sind angedacht. Die schweren Betonsockel bleiben übrigens auf dem Südtirolerplatz stehen, sie wurden 2005 von der Stadt zur Verfügung gestellt. "Wenn wir die herausreißen würden, hätten wir schon die ersten drei Tiefgaragenplätze", scherzt Neuhold. Er hat der Stadt empfohlen, große Blumentröge auf die Fundamente zu stellen. "Oder jetzt zu Ostern drei große Ostereier." Fotograf Philipp Brunner war im Auftrag von Dolomitenstadt am 16. April bei der Demontage dabei. Hier seine Bildstrecke.
Und hier die Sage von "Lienzus und Lienza" zum Download! LIENZUS UND LIENZA
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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