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„Was ist, wenn das Kaufhaus nicht kommt …?“

Rund um das größte Lienzer Bauprojekt herrscht Schweigen. 

Am Anfang war das Wort. Wer bei der Gemeinderatssitzung Ende März genau aufgepasst hat, hörte aus dem Mund von Bürgermeisterin Elisabeth Blanik einen Satz, der bisher noch nie über ihre Lippen kam: "Was ist, wenn das Kaufhaus Lienz nicht kommen sollte?" Es ging eigentlich um eine Wärmepumpe für das Dolomitenbad, die nicht realisiert wird, weil sie nur in Partnerschaft mit dem "Kaufhaus Lienz" Sinn machen würde. Das Kaufhaus braucht Kühlung, das Bad Heizung, die Synergie wäre bestechend, aber … "was, wenn es nicht kommen sollte?" Aus Blaniks Mund ist die Andeutung möglichen Scheiterns "der Südtiroler" ein Tabubruch. Seit zwei 2007 fusionierte Bauclans schwer ins Trudeln gekommen sind und die Eigentümerfamilien miteinander streiten, verweigert die Bürgermeisterin ein öffentliches Eingeständis der Sorge um das größte private Bauprojekt aller Zeiten in der Lienzer Innenstadt. In Südtirol kämpft die Hobag AG um das Überleben, mit jüngst kolportierten Schulden von 69 Millionen Euro. "Das ist nicht unsere Hobag," meinte Blanik noch vor wenigen Wochen auf Nachfrage von dolomitenstadt.at. Gesellschaftsrechtlich mag das stimmen. De facto ist die Verbindung mit dem Hobag-Imperium aber ebenso eng wie evident. Wer es bislang nicht geglaubt hat oder glauben wollte, dem sei die Lektüre der Ausgabe Nr. 15 von Anfang April des Süditoler Wochenmagazins "FF" ans Herz gelegt. Höchst detailliert wird dort dargelegt, was Insider auch in Osttirol schon lange wissen: das Bauimperium ZH – Kürzel für Zimmerhofer und Hobag – ist weitgehend zusammengekracht. Über ZH General Construction wurde das Konkursverfahren eröffnet (wir haben berichtet). Um das für Gläubiger wenig attraktive "Concordato", den Ausgleich nach italienischem Recht, kämpft derzeit noch die Hobag AG. Die Richterin Francesca Bortolotti rackert sich am Konkursgericht Bozen durch tausende Seiten komplexer Firmenkonstrukte und Gesellschafts-Verschachtelungen rund um die Zentralfigur des Hobag-Imperiums, Peter R.. Er hat den Konzern auf einen beeindruckenden Expansionskurs, aber auch in eine existenzbedrohende Krise gesteuert, mit Großprojekten zwischen Mailand und Bukarest. Auch das ursprüngliche "M99" und spätere "Kaufhaus Lienz" ist ein Projekt des Imperiums von R., wenngleich – wie viele Hobag-Projekte – ausgelagert in eine externe Gesellschaft. Die Hobag Immobilien GmbH ist – das sei hier ausdrücklich betont! – nicht vom Ausgleich betroffen. Um den haben bislang "nur" das Bauträgerunternehmen Hobag AG, die Hobag Projekt GmbH und die R. Immobilien AG angesucht. Die Frist ist eigentlich schon abgelaufen, wurde aber bis Ende April 2014 verlängert. In wenigen Tagen wird man Gewissheit haben. Die für Lienz zuständige Hobag Immobilien GmbH leitet Günther Bachmann, von Beginn an wichtigster Ansprechpartner der Lienzer Bürgermeisterin in Sachen Kaufhaus. Mit ihm hat sie nach erfolgreicher Flächenwidmung – damals noch als Vizebürgermeisterin – den "Sieg" über den politischen Widersacher Hannes Hibler gefeiert.
Hobag-Sprecher Günther Bachmann (Mitte), Projektpartner Bernhard Pöll (ICM) und im Hintergrund Stadtbaumeister Klaus Seirer.
Hobag-Sprecher Günther Bachmann (Mitte), Projektpartner Bernhard Pöll (ICM) und im Hintergrund Stadtbaumeister Klaus Seirer.
Später sah man Bachmann in Lienz meist im Doppelpack mit dem Innsbrucker ICM-Geschäftsführer Bernhard Pöll. Die ICM ist ein Unternehmen der Signa-Holding von René Benko und soll, einfach ausgedrückt, die Immobilie aufstellen. Sie ist also nicht Geldgeber, sondern ein Baumanagement-Unternehmen, das selbst Geld am Bau verdienen möchte. Pöll ist bis dato der einzige, dem gelegentlich ein Statement über die Situation der Großbaustelle zu entlocken ist. Er bemüht sich zumindest um ein Gesprächsklima, doch auch seine Wortspenden sind dürftig. "Finanzierung steht, Vermietungsstand über 95%". Wer ist denn jetzt der Investor? Wer bringt die 50 Millionen? "Kann ich Ihnen nicht sagen". Rene Benko? "Sie stellen Fragen." Und wer sind die Mieter? "Kann ich vor einem gültigen Baubescheid nicht sagen." Warum eigentlich nicht? Mediamarkt? "Hat unterschrieben, ist aber noch nicht offiziell." Da gibt es also mitten in Lienz eine 50-Millionen-Baustelle, von der auch die "lokale Wirtschaft" profitieren soll und niemand weiß, wer konkret der Geldgeber für das große Kaufhausprojekt sein wird! Schlimmer noch: niemanden scheint das zu interessieren. Die Hobag-Familie R. aus Südtirol wird das Geld nicht hinblättern. Und die Banken? Ihnen schuldet die Hobag-Gruppe schon jetzt viele Millionen. René Benko wird wohl auch nicht der Geldgeber sein, weil es keinen Grund gäbe, das nicht sofort und laut zu kommunizieren. Wer wird also größter Immobilienplayer in Lienz? Am 4. September 2013 zitierte die "Neue Südtiroler Tageszeitung" Peter R. wörtlich so: "Erst am Freitag ist die lang erwartete erste Kaufpreiszahlung für das Kaufhaus-Projekt in Lienz eingegangen. Der englische Investor hat nach einem Jahr endlich Geld fließen lassen. Auch deshalb waren die Banken schon nervös geworden." Aha! Bis nach Lienz ist diese Neuigkeit auch ein halbes Jahr später noch nicht durchgedrungen. Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Wer garantiert dafür, dass nicht eine riesen Baugrube ausgehoben wird, für eine dreigeschossige Tiefgarage mit 400 Stellplätzen, und am Ende geht das Geld aus? Warum glauben zwar alle an einen baldigen Baubeginn, aber niemand kennt die Mieter, die in dieses Haus einziehen werden? Bis vor wenigen Tagen hingen vom Bauzaun nur Fetzen, kein Mensch schien sich um die Baustelle zu scheren. Eine wenig professionelle Kaufhaus Lienz-Website gibt kaum Aufschluss. Keine Pressekonferenz, keine Aussendung, kein Statement von R., Bachmann, Pöll & Co. Lediglich ab und zu eine Warnung der ICM aus Innsbruck. Man werde Schritte ergreifen, falls jemand den Ruf der Kaufhaus-Projektbetreiber zu schädigen versuche. Das will niemand! Aber fragen wird man ja noch dürfen. Schließlich geht es um ein Projekt, das weit größer ist, als alle öffentlichen Bauprojekte der Stadt Lienz zusammen. Elisabeth Blanik ist im März-Gemeinderat der Satz: "Was ist, wenn das Kaufhaus doch nicht kommen sollte..." herausgerutscht. Sie sollte im Namen der Lienzer Bevölkerung von einem Unternehmen, das sich als "Millionenbringer" darstellt, endlich offene, objektive und professionelle Information einfordern. Es ist höchste Zeit, das Schweigen der Hobag zu brechen.  
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

10 Postings

Gertrude
vor 10 Jahren

@hallo Frau Bürgermeister ist nun schon seit einiger Zeit im Amt. Wofür sollte man sie denn wählen, wenn all diese "ererbten Baustellen" nicht bald in Angriff genommen werden. Sie wollte doch vieles ändern, jetzt ist sie an der Reihe. Also- an die Arbeit, Frau Blanik.

 
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Senf
vor 10 Jahren

hallo@ dein posting sollte vermutlich dazu dienen, frau bm in den dreck zu ziehen. das ist polemik von der übelsten sorte!

Ampeln an der B100 nicht alleinige aufgabe der stadt, seit jahren unbefr.problem Dolomitenbad ein erbstück der ära hiebler, machne, pargger ... Bergbahnen ebenfalls ein erbstück aus freunderlwirtschaft Ankurbelung des Tourismus dafür ist der tvb da, auch die privatwirtschaft Hauptplatz bereits über 25 jahre in diskussion, ohne ergebnis Nordschule nicht erst jetzt erfunden Konvikt bundesangelegenheit Verkehrskonzept seit 40 jahren ungelöst, war wohl nie ernsthaftes thema Citybus keine neuerfindung, war nie ein brennendes thema Stadtsaal altes problem immer wieder hinausgezögert Tiefgarage Südtioler Platz bist du nicht auf den neuesten stand? Verlegung des Eislaufplatz für wen? . bin mal gespannt, wer von der ehemals verantwortlichen riege trotzdem noch zum ehrenbürger der stadt ernannt wird, anläufe dazu gibt es ja bereits. . kleiner trost: blanik hat es geschafft, den jahrzehnte nutzlosen dastehenden und baufälligen genossenkoloss mitten in der stadt zu beseitigen. was, wann, wie nun kommen wird, entscheiden die grundeigentümer und: die lobbisten im gr. leider!

 
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griasenk
vor 10 Jahren

Ja schaut echt nicht schön aus dieser Bereich. Meiner Meinung nach braucht Lienz diese EKZ nicht. Wir sollten besser regionale Produkte fördern. Und mir persönlich ist schon Verkehr genug. Aber leider werden unsere Stimmen nicht wirklich gehört oder gar ernst genommen. In diesem Sinne Griasenk

 
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hallo
vor 10 Jahren

ein Schandfleck! eine weitere Baustelle, die die Bürgermeisterin nicht in den Griff bekommt neben: . Ampeln an der B100 Dolomitenbad Bergbahnen Ankurbelung des Tourismus Hauptplatz Nordschule Konvikt Verkehrskonzept Citybus Stadtsaal Tiefgarage Südtioler Platz Verlegung des Eislaufplatz

zum Glück gibts noch das Stadtmarketing, das etwas weiterbringt. Wobei die auch für das EKZ sind, aber die Einsicht wird noch kommen. Hoffentlich bekommt Januschke bald die Möglichkeit, aus der Pleitefläche unter Einbezug der Bevölkerung was zu machen.

 
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neugierig.
vor 10 Jahren

Tja, ist schon interessant, was da abläuft! Hier ist wohl alles egal. Dieser Fleck Lienz ist echt nicht mehr anzusehen, jetzt sind auch die antiken Bilder verschwunden und man hat wieder besten Einblick auf Schutt- und Betonreste, auf eine Geisterfahrbahn und auf umgestürzte Bauzäune und Löcher der ehem. Türme. Wenn man wenigstens vorläufig gleich mal Humus aufgetragen und eine Wiese rekultiviert hätte bis man einen Zeitpunkt des Baubeginnes kennt, würde dieser ganze Fleck niemanden stören. Aber so läßt man jahrelang von Seiten der Stadtpolitik zu, dass es hier aussieht wie nach einem Bombenangriff. Es stört auch niemanden von der Stadt, dass oft das Wasser am nicht mehr vorhanden Gehsteig neben diesen grauslichen Betonblöcken knöcheltief steht und man erst wieder auf die Fahrbahn raus muss, um weiter zu kommen. Jeder private Grundbesitzer muss seinen Anrainergehsteig frei halten, hier ist alles egal...

Was liebe Stadtregierung gedenken Sie tatsächlich zu tun, wenn hier trotz aller Bewilligungen doch nicht gebaut wird? Ich fordere Sie dann als Bürger auf, diesen Schandfleck nach über 6 !!! Jahren gefälligst zu sanieren und endlich wieder einen Normalzustand in diesem Bereich herzustellen, denn man kann diesen Zustand echt nicht mehr ertragen. Also, ein wenig Erde und Samen, und schon sieht man hier wieder Bienen fliegen und nicht grauen Bauschutt herumliegen!!! Und dann kann uns dieser Unsinnsbau überhaupt gestohlen bleiben...

 
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Franz Brugger
vor 10 Jahren

@seppl17: Ich hatte die Meldungen in der Presse so verstanden: Für das Hallenbad wurde die ursprüngliche idee, es mittels Tiefbohrung zu heizen verworfen. Einerseits, weil eine Tiefenbohrung schon dem EKZ zugesagt wurde und es - so habe ich es verstanden, keine Genehmigung für ein zweites Projekt geben wird. In der presse stand auch, dass aber das EKZ diese Option nur bis 30. Juni ziehen kann.

Also könnte man annehmen, nachdem der Bau sich doch wieder verzögert, könnte die Tiefenbohrung für das Hallenbad verwendet werden. Hier kommt das andererseits - wenn man anstelle Tiefenbohrung das Bad an die Fernwärme anschließt, spart man sich Geld, welches dann für die umstrittene Wasserrutsche verwenden könnte, verbunden mit dem Nachteil höherer Betriebskosten.

Den von Ihnen dargelegten Zusammenhang - Kühlung EKZ direkt als Heizung für das Bad - sehe ich als Gedankenexperiment von Ihnen - allerdings hat das einen Haken: Im Winter wäre es dann wohl umgekehrt, um das EKZ zu heizen müßte man das Bad kühlen - vielleicht sollte man da noch die Kunsteisbahn einbeziehen. Wünsche Gutes Planen! :-)

 
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seppl17
vor 10 Jahren

EKZ hin EKZ her. >fb da haben sie offensichtlich etwas nicht verstanden. Wenn auf der einen Seite keine Wärme dem Grundwasser zugeführt wird (für Kühlung des EKZ), kann auf der anderen Seite für das Hallenbad keine Wärme entzogen werden. Oder sehe ich das falsch?

 
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bergfex
vor 10 Jahren

...........damals noch als Vizebürgermeisterin – den “Sieg” über den politischen Widersacher Hannes Hibler gefeiert..

Könnte sich aber nun zum politischen Niedergang entwickeln.

....... Sie sollte im Namen der Lienzer Bevölkerung von einem Unternehmen, das sich als “Millionenbringer” darstellt, endlich offene, objektive und professionelle Information einfordern...............

Vielleicht ist ihr diese "Baustelle" schon über den Kopf gewachsen???

Jedenfalls herzlichen Dank an Herrn Gerhard Pirkner für die immer wieder aufgegriffene und interessante Berichterstattung.

 
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nanny
vor 10 Jahren

Ja, bedenklich. Nachgelesen bei Wikipedia: So sagt der Satz „Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren“ aus, dass bei demjenigen, der vermögenslos ist, auch in der Zwangsvollstreckung nichts beizutreiben ist. Schaumamal ...

 
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Franz Brugger
vor 10 Jahren

Wenns nicht kommt?

Die Stadt, Fr. Bgm. und/oder Gemeinderat, soll auf jeden Fall ab nun auf fristgerechte Einhaltung aller Zusagen welche vom INvestor gegeben wurden, sowie die Einhaltung von Fristsetzungen und Bescheiden bestehen. So wäre, falls es möglich ist, die Option Tiefenbohrung für das EKZ zu widerrufen und diese für das Hallenbad zu beanspruchen. Dass die Stadt Lienz diese Option, die Tiefenbohrung als Heizquelle für das Hallenbad zu nutzen – schon vorweg verworfen hat finde ich unklug.

 
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