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Durch die Kunst vom Rand in die Mitte

Oskar Stocker porträtiert Jugendliche mit Handicap.

Ein Künstler und viele Aktivisten. Von links: Karl Bader (Alkoholkranke helfen Alkoholkranken), Künstler Oskar Stocker, Selbsthilfe-Organisatorin Christl Rennhofer-Moritz, Sonderschuldirektor Andreas Weiskopf und Hans-Hermann Zwittnig vom ebenfalls beteiligten Verein "Dolomitenflug". Foto: Dolomitenstadt/Egger
Ein Künstler und viele Aktivisten. Von links: Karl Bader (Alkoholkranke helfen Alkoholkranken), Künstler Oskar Stocker, Selbsthilfe-Organisatorin Christl Rennhofer-Moritz, Sonderschuldirektor Andreas Weiskopf und Hans-Hermann Zwittnig vom ebenfalls beteiligten Verein "Dolomitenflug". Fotos: Dolomitenstadt/Egger
Die Initiative heißt "einzigARTig" und ist eigentlich ein Kunstprojekt, bei dem Kinder mit Handicap zu den Stars einer monumentalen Porträt-Ausstellung an und auf öffentlichen Plätzen der Dolomitenstadt werden. Weil Andreas Weiskopf der Initiator ist, gerät rund um diese Grundidee allerhand in Bewegung. Typisch für den rührigen Sonderschul-Direktor aus Lienz ist die Integration Dutzender Vereine und Initiativen in ein Projekt, das an sich ein einfaches Ziel verfolgt: Bewusstsein für "das Andere" zu schaffen, für Menschen, die nicht unbedingt der Norm entsprechen, einer Norm, die in aller Regel von der Mehrheit definiert wird. Weiskopfs Schüler sind solche Menschen, jedes Kind seiner Schule ist – wie alle Kinder – auf seine Art einzigartig. Weil "Art" im Englischen gleich Kunst ist und mit Oskar Stocker ein aus Lienz stammender Künstler spontan zur Mithilfe bereit war, entstand "einzigARTig".
Er stammt aus Lienz, lebt in Graz und wird im Mai in der Dolomitenstadt teils monumentale künstlerische Spuren hinterlassen: Oskar Stocker.
Er stammt aus Lienz, lebt in Graz und wird im Mai in der Dolomitenstadt teils monumentale künstlerische Spuren hinterlassen: Oskar Stocker.
Stocker ging zwei Wochen lang in der Lienzer Sonderschule ein und aus, porträtierte 16 Kinder und Jugendliche – und lernte dabei. "Die Reaktion der Kinder auf die Kunst, die Freude am eigenen Porträt, die positive Stimmung im Haus – all das war beeindruckend." Stocker ist ein kreativer Dynamo und einer der sich ausgerechnet mit der klassischsten aller Malkünste eine Sonderstellung im Kunstbetrieb erarbeitet hat: dem Porträt. Mit "Facing Nations" schaffte er es bis nach New York, wo in den Räumen der UNO seine Menschenbilder aus fünf Kontinenten als Kunst gegen Rassismus präsentiert wurden. Auch Stockers "Homeless"-Zyklus thematisiert das Anderssein, das Leben außerhalb der Norm. Der in Graz lebende Künstler porträtierte unter anderem 150 Bewohner der steirischen Metropole und bei seinem jüngsten Projekt sogar Raketen-Wissenschafter im Kontrollzentrum der europäischen Raumfahrtbehörde. In Lienz werden Stockers Porträts von Kindern und Jugendlichen der Sonderschule Lienz ab Anfang Mai für einen Monat fast allgegenwärtig sein. 15 monumentale Bilder werden in der Spitalskirche ausgestellt, ein 18 x 5 Meter großes Riesengemälde wird die komplette Front des Alten Rathauses am Johannesplatz bis knapp über die Fenster des Gösserbräu verkleiden und auch in der Schule selbst gibt es Porträts fast aller Kinder zu sehen. Nur bei einem Schüler wollten die Eltern keine öffentliche Ausstellung des Kindes. "Ein Standpunkt, den ich gut verstehen kann", erklärt der Künstler. Bei der Vorstellung der Aktion, die möglicherweise auch von Bundespräsident Heinz Fischer besucht wird, stellten neben Stocker und Weiskopf auch Christl Rennhofer-Moritz als Obfrau der Osttiroler Selbsthilfegruppen und Vertreter beteiligter Vereine und Initiativen ihre Pläne für das Projekt "einzigARTig" vor.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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