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Spurensucher auf dem „Zeigefinger Gottes“

Toni Ponholzer und Peter Ortner klettern "Egger-Route" am Cerro Torre.

Der Cerro Torre heißt auch "Zeigefinger Gottes". Peter Ortner, von dem dieses Foto stammt, war oben und versucht es neuerlich.
Der Cerro Torre heißt auch "Zeigefinger Gottes". Peter Ortner, von dem dieses Foto stammt, war oben und versucht es neuerlich.
Es ist ein unsichtbares Band, das einen bizzaren Berg in Patagonien und einen kleinen Bezirk in den Alpen verbindet. Der Cerro Torre und Osttirol, der "Zeigefinger Gottes" und die Kletterer aus den Lienzer Dolomiten, das wäre Stoff für einen epischen Bergsteigerroman mit realem Hintergrund. Zumindest einer der Helden, der Debanter Toni Egger, ließ auf diesem Berg sein Leben. Das war 1959. Egger kletterte mit dem Italiener Cesare Maestri. Die beiden wählten eine Route, die bis heute nach ihnen benannt ist und nie wieder bezwungen wurde. Das nährt seit Jahrzehnten Zweifel, ob Maestris Schilderung des Gipfelsiegs der Wahrheit entspricht. Die Kamera mit dem Beweisfoto stürzte nämlich mit Egger in die Tiefe.
56 Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos. Toni Egger galt in den fünfziger Jahren als einer der besten Kletterer der Welt. Heute dürfen sich Toni Ponholzer und Peter Ortner zu diesem Kreis zählen. Sie folgen im Jänner den Spuren Eggers in Patagonien. Fotos: Alpenraute / Rainer Eder
56 Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos. Toni Egger galt in den fünfziger Jahren als einer der besten Kletterer der Welt. Heute dürfen sich Toni Ponholzer und Peter Ortner zu diesem Kreis zählen. Sie folgen im Jänner den Spuren Eggers in Patagonien. Fotos: Alpenraute (linkes Bild) / Rainer Eder
Jahrzehnte ist es auch schon her, dass Toni „Cheoma“ Ponholzer erstmals aufbrach, um dieses Rätsel für sich und den Rest der Bergsportwelt zu lösen. Lisi Steurer, selbst Weltklasse im Fels, nennt Ponholzer einen "Sisyphos am Berg" und beschreibt dessen rastlose Suche nach der Wahrheit am Cerro Torre in einem exzellenten Artikel in der Sommerausgabe 2013 des Dolomitenstadt-Magazins. Mit wechselnden Kletterpartnern versuchte Ponholzer immer wieder, Eggers Route am Cerro Torre zu schaffen. Mit dem starken Hubener Franz „Steiger“ Niederegger gelang ein bedeutender Versuch, aber das Ziel blieb unerreicht. 1992 waren Hannes Wallensteiner und Gery Unterasinger dann die ersten Osttiroler auf dem Gipfel des Cerro Torre. Sie brauchten nur einen Tag für die „Kompressor-Route“, die Cesare Maestri 1970 mit massivem technischen Aufwand eingerichtet hatte. Diese Route sorgte für viel Diskussionsstoff, bis zwei Amerikaner im Jänner 2012 der Geschichte ein Ende bereiteten. Hayden Kennedy und Jason Kruk entfernten die 300 Bohrhaken aus der Gipfelwand des Cerro Torre. Nun war diese Wand wie in den Fünfzigern nur mehr ohne technische Hilfe zu bezwingen. Wie es der Zufall so haben wollte, trat wieder ein Osttiroler zu dieser Aufgabe an: Peter „Luner“ Ortner gelang 2011 gemeinsam mit David Lama nur wenige Tage nach dem Entfernen der strittigen Bohrhaken die erste freie Begehung des Cerro Torre. Die beiden jungen Kletterer gingen damit in die Annalen des Freikletterns ein.
Die Kraxler und der Sponsor. Von links: Toni "Cheoma" Ponholzer, Michl "Chopper" Eder und Peter "Luner" Ortner. Foto: Rainer Eder
Die Kraxler und der Sponsor. Von links: Toni "Cheoma" Ponholzer, Michl "Chopper" Eder und Peter "Luner" Ortner. Foto: Rainer Eder
Jetzt reisen Ponholzer und Peter Ortner gemeinsam zum südlichsten Zipfel des amerikanischen Kontinents und gehen einmal mehr auf Spurensuche in einer der schwierigsten Felsformationen der Welt. Sie wollen die Egger-Route durchklettern, wollen beweisen, dass es möglich war und ist, dass Egger tatsächlich am Cerro Torre siegte, bevor er starb. Am 26. Jänner brechen die beiden auf, einen Monat wollen sie in Patagonien verbringen. Wirtschaftlich unterstützt wird das Vorhaben von Michael Eder und seinem Unternehmen Brainflash, das innovative Systeme für die Lackierindustrie mit dem Namen "Edrizzi" anbietet und auch Kunden in Lateinamerika hat.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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