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Aichner: Falsche Kriterien bei Bauvergaben

Osttiroler Firmen kommen bei Großprojekten nicht zum Zug.

Sowohl die Lienzer SPÖ-Bürgermeisterin Elisabeth Blanik als auch der VP-Vizebürgermeister und Bauausschuss-Obmann Stephan Tagger regten bei der Gemeinderatssitzung am 10. März mehr Engagement der heimischen Wirtschaft bei großen Bauprojekten an und beklagten, dass sich an manchen Ausschreibungen nur wenige oder gar keine heimischen Betriebe beteiligen. Auf einen entsprechenden Dolomitenstadt-Bericht reagierte am 13. März die Wirtschaftskammer des Bezirkes mit einer geharnischten Replik: "Die Behauptungen gehen völlig ins Leere und tragen keinesfalls zur Besserung der Situation in der Osttiroler Bauwirtschaft bei," ärgert sich WK-Obmann Michael Aichner. Man habe beim Dolomitenbad und beim Altenheim Nußdorf-Debant öffentliche Bauaufträge mit einer Bausumme von ca. 25 Mio. Euro überwiegend an auswärtige Firmen vergeben und dabei die falschen Vergabeverfahren gewählt.
Alles eine Frage der Kriterien. WK-Obmann Michael Aichner sieht Osttiroler Unternehmen bei der Vergabe großer Bauaufträge im Nachteil.
Alles eine Frage der Kriterien. WK-Obmann Michael Aichner sieht Osttiroler Unternehmen bei der Vergabe großer Bauaufträge im Nachteil.
Beim Dolomitenbad fand eine Totalunternehmer-Ausschreibung statt, es wurde nach einem Unternehmen mit mindestens 30 Millionen Euro Umsatz und einschlägigen Referenzen gesucht. "Mit dem Ergebnis, dass sich nur eine Baufirma mit einer Niederlassung in Osttirol überhaupt an der Ausschreibung beteiligen konnte", beklagt Aichner. "Alle anderen Gewerke waren von vornherein ausgeschlossen – sie können sich nur als Subunternehmen um Teilaufträge des Totalunternehmers  bewerben." Eine derartige Form der Ausschreibung begünstige international vernetzte Industriekonzerne in der Bauwirtschaft. Das Altenheim Nußdorf-Debant wurde im Bestbieterverfahren ausgelobt. Bei dieser Vergabeform kommt es zu einer Gewichtung zwischen dem Preis und sogenannten „grünen“ bzw. „sozialen und regionalen“ Kriterien. Allerdings wurde auf letztere aus der Sicht Aichners relativ wenig Gewicht gelegt. Der Preis sei stark überbewertet worden, regionale Stärken wie "Verlängerung der Gewährleistung" oder "Verfügbarkeit in zwei Stunden" waren im Vergabekatalog unterbewertet. Bei den wichtigsten Gewerken (Baumeister, Elektrotechniker, Installateure, Maler) waren laut Aichner Osttiroler Betriebe aber auch Arbeitsgemeinschaften von Osttiroler Betrieben jeweils unter den drei besten Bietern. "Hätte man die Gewichtung im Bestbieterverfahren unter Berücksichtigung regionalwirtschaftlicher Aspekte vorgenommen, wären zweifellos mehr Osttiroler Bieter zum Zug gekommen," beklagt der Obmann der Osttiroler Wirtschaftskammer und spielt damit den Ball an die Politiker zurück.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

Ein Posting

bergfex
vor 9 Jahren

Wären wir nicht bei der teils unseligen €U, würden nicht immer internationale Konzerne die Arbeiten anbieten können, somit die Osttiroler Firmen leichter an Aufträge kommen.

 
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