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Virgental: Kraftwerksgegner fordern Auflösung der WKOI

Wer zahlt die aufgewendeten Millionenbeträge? Projektleiter Widmann beschwichtigt.

Wie berichtet, hat die Wasserkraft Obere Isel GmbH (WKOI) die Landesbehörden ersucht, das UVP-Verfahren für ein geplantes 140-Millionen-Euro-Kraftwerk an der Oberen Isel ruhend zu stellen. Die Kraftwerksgegner, organisiert in der Bürgerinitiative Virgental, begrüßen diesen Schritt, fordern aber,  die gesamte Gesellschaft sofort aufzulösen und warnen vor beträchtlichen Kosten, die demnächst auf die beteiligten Gemeinden Virgen und Prägraten zukommen könnten. "Was ist mit den Schulden dieser GmbH? Wer zahlt die Zinsen?"
Rita Feldner befürchtet, dass Prägraten zum großen Verlierer der Virgentaler Kraftwerksfrage wird. Foto: Expa/Groder
Rita Feldner von der Bürgerinitiative Virgental warnt vor möglichen Folgekosten, die durch das Kraftwerksprojekt Obere Isel auf die Gemeinden Virgen und Prägraten zukommen könnten. Fotos: Expa/Groder
In einer Aufstellung, die am 1. Oktober an die  Medien übermittelt wurde, listen die Kraftwerksgegner rund um Rita Feldner und Regina Köll auf, dass allein 283.000 Euro brutto an Honoraren an die Kommunikationsfirmen SVWP Kommunikationsmanagement und Wiko Wirtschaftskommunikation überwiesen worden seien. Insgesamt seien von der Innsbrucker Projektierungsfirma Infra Project Development, die das Projekt einfädelte und mit der Umsetzung betraut ist, 625.081 Euro brutto an extern vergebenen Leistungen und 3.792.707 Euro netto an eigenen Honoraren verbucht worden. Diese Summen würden bei einer Genehmigung des Projektes schlagend, erklärt die Initiative und fragt sich, ob die Infra noch immer zu ihrer Ausfallshaftung steht oder nicht doch die Gemeinden in ihre Kassen greifen müssen, wenn das Projekt nicht zustande kommt.
INFRA-Geschäftsführer Wolfgang Widmann sei bei einer Realisierung des Virgental-Kraftwerks der große Gewinner, kritisiert Haidenberger.
Infra-Geschäftsführer Wolfgang Widmann sieht noch eine – wenn auch kleine – Chance auf Realisierung des Vorhabens.
Infra-Geschäftsführer Wolfgang Widmann zerstreut im Gespräch mit dolomitenstadt.at diese Bedenken und stellt klar, „wir tragen die Ausfallshaftung nach wie vor, auch über den ursprünglich vereinbarten Zeitraum bis Ende 2013 hinaus. Nur wenn das Projekt umgesetzt wird zahlen die Gemeinden und zwar die Hälfte.“ Zu den Kommunikationskosten und anderen Beträgen in der Auflistung der Bürgerinitiative will Widmann nichts sagen. „Ich weiß nicht, woher diese Zahlen kommen und kann sie ad hoc auch nicht überprüfen.“ Es stimme allerdings, dass die Infra in Summe bisher rund 3,8 Millionen Euro in das Projekt investiert habe und um dieses Geld umfalle, wenn das Kraftwerk nicht gebaut wird. „Diese Größenordnung könnte hinkommen“, meint Widmann wörtlich. Er ist gemeinsam mit den Bürgermeistern Anton Steiner und Dietmar Ruggenthaler Geschäftsführer der Wasserkraft Obere Isel GmbH und zwar unentgeltlich, wie der Manager betont. Virgen und Prägraten haben je 50.000 Euro in die Gesellschaft mit einem Stammkapital von 200.000 Euro eingezahlt, sind also mit je 25 Prozent am Projekt beteiligt. An eine Auflösung der Gesellschaft denkt Widmann vorerst nicht: „Wir handeln das ganz professionell ab. Wir haben in Zusammenarbeit mit der Behörde beschlossen, das UVP-Verfahren vorläufig ruhend zu stellen, um unnötige Mehrkosten zu vermeiden“. Derzeit sei durch die wenig konkrete Ausformulierung der Natura 2000-Auflagen schwer einschätzbar, welche Materialien für das Bewertungsverfahren benötigt würden: „Ich möchte keinen verlorenen Aufwand für eine Naturverträglichkeitsprüfung erzeugen“. Generell hält Widmann, der als Mastermind des Kraftwerksprojektes gilt, eine Ausleitung der Isel mitten im Natura 2000-Gebiet mit der EU-Richtlinie für vereinbar. „Wenn sachlich entschieden wird, stehen unsere Chancen gut“, gibt er sich nach wie vor zuversichtlich, „die politische Stimmung spricht aber derzeit gegen das Projekt“. Doch diese Stimmung könne sich ändern, meint Widmann.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

9 Postings

iseline
vor 8 Jahren

@F_Z und tauernwind

ich würde die Zitierliste gerne ergänzen, denn letztes Jahr ließ die oberste Energiebehörde Österreichs,die E-Control ,die nicht gerade als kraftwerksfeindlich gilt, in mehrern Medien ganz öffentlich verlauten: dass Österreich (und nicht der Norden, ich vermute du hast Deutschland gemeint) keine weiteren Kraftwerke braucht. (TT 5. 6. 2014, E-Control:Keine neuen Kraftwerke)

 
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F_Z
vor 8 Jahren

Ich geh mal davon aus, dass du dich darauf beziehst: http://www.tt.com/wirtschaft/standorttirol/10455626-91/e-control-tiwag-soll-preise-senken.csp Also diese "Internationale Schwemme findet hauptsächlich im Norden statt, und weil Österreich davon auf Kosten der Deutschen profitiert, wollen einige von denen das ja ändern - siehe: http://derstandard.at/2000018039748/Oesterreich-muss-teureren-Strom-fuerchten Und das der Artikel in der TT nicht so dolle recherchiert ist - Stichwort "Die Tiwag habe sich auf keine Auslandsabenteuer eingelassen" - fällt auch beim 1. Lesen auf. Zum Vergleich: http://derstandard.at/1990785/Tiwag-Steuerersparnisse-durch-verleaste-Kraftwerke http://wirtschaftsblatt.at/home/nachrichten/oesterreich/tirol/1423777/Tiwag-beendet-weiteren-USCrossBorderDeal Und das der Strompreis zu einem guten Teil vom Wirtschaftswachstum (weniger Wachstum = weniger Stromverbrauch) und von der Politik (CO2-Zertifikate) abhängt ist auch klar - schau dir mal das an, das war vor der Wirtschaftskrise: http://derstandard.at/3083560/Strompreise-koennten-bis-2020-bis-zu-30-Prozent-steigen Tatsache ist doch das der Strommarkt (=Preis) durch die Förderungen für Ökostrom total verzerrt ist, und das zur Zeit Kohle so günstig ist das wieder viel mehr Strom aus daraus gewonnen wird (in Deutschland) - und die CO2-Zertifikate kosten auch so gut wie nichts bzw. lassen sich umgehen... Eine Prognose über den Strompreis in 5 Jahren ist meiner Meinung nach noch ungenauer als mein heutiges Horoskop (da stand ein kompletter Blödsinn drin)

 
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tauernwind
vor 8 Jahren

Alles was der Mensch zum Leben benötigt wird über die Zeit stetig teurer Heizmaterial, Lebensmittel, Wohnraum, Strom,.... spätestens beim nächsten Wirtschaftsaufschwung wird der Strompreis sicher ordentlich anziehen.

Evtl. erleben wir diesen nächsten Wirtschaftsaufschwung nicht, aber unsere Kinder. Kraftwerke sind ja nicht für einige Jahre sondern Jahrzente geplant.

Meiner Meinung nach kann (ohne Glaskugel) niemand eine wirkliche Rentabilität vorhersagen....

 
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iseline
vor 8 Jahren

F_Z Da nützen auch mehrer Kraftwerke nichts, wenn der Preisvorteil nicht an die Haushalte weitergegeben wird. Heuer musste der Chef der E-control M. Graf laut TT die Tiwag AUFFORDERN den Strompreis aufgrund der internationalen Stromschwemme zu senken. Die Tiwag hätte das von sich aus nicht getan. Dafür gibt es 200 Millionen für den Hyposkandal, Millionen für die Werbung, für externe Berater, für Vorstandsmitglieder. ....

 
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F_Z
vor 8 Jahren

@iseline: nur mal Interessehalber, ist der Strom auf deiner Stromrechnung irgendwann billiger geworden in der letzten Jahren?

 
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Franz Brugger
vor 8 Jahren

@ iseline: gib doch den BGM-ern. etwas Zeit, weil ein Abgehen von einer so lange verteidigten Linie ist auch nicht einfach.

Zudem, wenn deine Argumente so stichhaltig sind (ist jetzt nicht ironisch gemeint), dann wird's ja wohl NICHTS mehr werden mit dem Kraftwerk.

 
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iseline
vor 8 Jahren

Warum nicht sofort aussteigen und sich von Ing. Widmann schriftlich bestätigen lassen, dass die Gemeinden keine anteiligen Kosten zu tragen haben?

Warum sollte ein Kraftwerk in dieser Dimension "später" wieder umsetzbar sein, obwohl inzwischen die Natura 2000 Nominierung fix ist und die EU heuer sogar die europäische Wasserrahmenrichtlinie verschärft hat? Vom sinkenden Strompreis gar nicht zu reden.

 
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spitzeFeder
vor 8 Jahren

@ fb

Toller Kommentar. Meine volle Zustimmung!

 
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Franz Brugger
vor 8 Jahren

Ich denke das ist ein erster Schritt zur Vernunft. Man wird dann ja sehen, was nach Natura 2000 noch möglich ist.

Es liegt wohl an beiden Seiten jetzt das Klima zu verbessern und nicht weiter aufzuheizen.

Nach einer Zeit des Abkühlens wird man dann wohl auch nochmals prüfen und beurteilen, wieweit das Kraftwerk rentabler oder eben auch unrentabler wird.

 
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