Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören

14 Rapper in einem Song gegen den Hass

Internationales Musikprojekt „Rèsistance United“ startete in Osttirol.

Irgendwann Anfang November 2015 hatte Rene Aschbacher, der in Nußdorf-Debant den kleinen Musikverlag „Maximale Belastung“ betreibt, die Schnauze voll. „Die zunehmende Fremdenfeindlichkeit, die hasserfüllten Kommentare auf Facebook und die dort verbreiteten Falschmeldungen haben mich und meine Freunde schockiert. Ich hatte eine Idee, wie man dagegen auftreten könnte.“ Aschbacher kontaktierte noch am selben Tagen den bei seinem Label unter Vertrag stehenden Rapper „And1 Bell“ (gesprochen Andy Bell) in Dortmund. Der war sofort dabei und das Projekt „Rèsistance United“ war geboren, eine übernationale, nicht kommerzielle Aktion gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass, spontan, kreativ und genau dort angesiedelt, wo die Botschaft auch gehört wird: in den sozialen Medien. Aschbacher und And1 Bell wählten aus ihrem Repertoire zwei passende Musikthemen, der Rapper schrieb den ersten Part und den Refrain zu einem neuen Song mit dem Titel „Refugees“ und dann starteten die beiden einen Aufruf auf Facebook. Mit einem erstaunlichen Erfolg: „Wir waren überrascht, wie viele talentierte junge Menschen sich gemeldet haben“, erzählt Aschbacher, „wir haben 14 junge Künstler aus Deutschland, Österreich und den USA, Leute, die nicht unterschiedlicher sein könnten, dazu gebracht, gemeinsam mit einer Stimme gegen den Hass anzutreten.“ Ebenso beeindruckend wie die spontan getexteten Strophen zu diesem kollektiven Rap gegen Rassismus ist die Art, wie das musikalische Gesamtkunstwerk produziert wurde. Die 14 Protagonisten trafen sich nämlich nie. Die Musiker kommunizierten ausschließlich über Facebook und per Mail. Jeder Rapper nahm den eigenen Part selbst auf Video auf, die Movies wurden nach Osttirol geschickt und in Aschbachers Studio innerhalb von einer Woche zu einem Musikvideo zusammengefügt, das heute aktueller ist denn je. „Hätten wir es damals nicht gemacht, dann würden wir es genau jetzt machen, da nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten Deutschlands der Hass gegen unschuldige Flüchtlinge wieder extrem angewachsen ist,“ erklärt der Osttiroler Initiator dieser künstlerischen Gegenbewegung, die mit musikalischen Mitteln und in der Sprache der Straße versucht, Blickwinkel zu verändern.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

Ein Posting

Gertrude
vor 8 Jahren

Danke, super Idee gegen die Intoleranz!

 
0
0
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren