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Kaum Neues steht zur Wahl im Oberland

Das Kunststück einer Einheitsliste und unangefochtene Bürgermeister.

Während in Lienz seit Amtsantritt der SPÖ-Bürgermeisterin quasi ununterbrochen Wahlkampf betrieben wird und die Matreier Oppostion dauerhaft gegen Andreas Köll anrennt, gestaltet sich im Oberland der Wahlkampf gemütlich gemächlich. Zwar gibt es ausreichend Presseaussendungen der wahlwerbenden Listen, teils mit erheiternd bis werbetechnisch bescheidenen Darstellungen der Kandidaten, doch um die mittlerweile arbeitsintensive Position des Bürgermeisters bewerben sich die Wenigsten. Nur in vier der elf Oberländer Gemeinden, in Anras, Innervillgraten, Sillian und Untertilliach bemüht sich mehr als ein Kandidat um das Amt des Bürgermeisters. In Sillian stellt sich nach langem Bitten Peter Duracher zur Wahl, opponiert von Hermann Mitteregger, dem schon seit zwei Perioden Interesse an einer Kandidatur nachgesagt wird. Erstmals 2016 ist es nun auch für ihn so weit. Ob dem ehemaligen Vizebürgermeister Calovi – als Listenzweiter hinter Mitteregger gereiht – sein Seitenwechsel von der durchmischten ÖVP-Fraktion mit ÖAAB Übergewicht zur durchmischten ÖVP-Fraktion mit Bauern- und Wirtschaftsbündlern als Charakterschwäche oder -stärke ausgelegt wird, das wird sein Vorzugsstimmenergebnis zeigen. Ein ÖVP-internes Match liefert man sich auch in Innervillgraten, wo Bürgermeister Lusser ernsthaft in Gefahr geraten könnte, sein Amt zu verlieren. Lusser unterlag schon in einer gemeindeinternen Vorwahl dem frisch gekürten Ortsobmann der ÖVP, Gerhard Haider. Der tritt als Listenzweiter hinter Andreas Schett an, der Lusser als Bürgermeister beerben will. In Untertilliach scheint ein wenig das Murmeltier zu grüßen, denn zum wiederholten Mal tritt der amtierende Bürgermeister Robert Mössler an, zum wiederholten Mal gibt es drei Listen und es wäre eine ziemliche Überraschung, sollte sich in der 245 Einwohner Gemeinde das Blatt zu Mösslers Ungunsten wenden. Und in Anras versucht Johann Waldauf auch nicht zum ersten Mal Bürgermeister zu werden. In allen anderen Gemeinden bleibt im Bezug auf das Bürgermeisteramt alles beim Alten. Spannend ist anders. Wobei in Kartitsch ein Kunststück gelungen ist, das der Gemeinde mit drei bislang als offensiv streitbar bekannten Ortsfraktionen kaum zugetraut worden wäre. Traten 2004 noch fünf Listen gegeneinander an – ohne Frage alle drei ÖVP-Bünde in altgewohnter Uneinigkeit plus zwei etwas obskur anmutende Listen – waren es 2010 noch vier. Damals trat ein Außerlechner gegen einen anderen an, was das Bild der gegeneinander ritternden Bünde bestens darstellte. 2016 gibt es eine Einheitsliste, einen Außerlechner und wenn keiner vergisst zur Wahl zu gehen, dann darf getrost von der „g‘mahten Wiesen“ gesprochen werden. Auch in Abfaltersbach, Außervillgraten, Heinfels, Strassen und Obertilliach bleiben die amtierenden Bürgermeister unangefochten in Amt und Würden. Überraschend ist dies vor allem in Außervillgraten, wo sich Josef Mair mit seiner Amtsführung nicht nur Freunde gemacht hat, sich aber offenbar kein Gegenkandidat fand. Wenn der Wahlkampf wohl auch zur Mittel- und Kandidatenschonung aufgrund der überschaubaren Themenvielfalt im Zusammenhang mit den noch beschaulicheren Gestaltungsmöglichkeiten auf Gemeindeebene auf Postwurfsendungen und dem einen oder anderen Hausbesuch beschränken wird, könnte die Nutzung der sozialen Medien wenigstens ein wenig Spannung erzeugen. Vielleicht unterschätzten manche diesen Aspekt noch. In Sillian zum Beispiel ist die aktuelle Bürgermeisterfraktion im Netz schlicht nicht zu finden, die Seite des Team Sillian, für das Hermann Mitteregger antritt, war bis vor Kurzem noch mit einer Danksagung für das Ergebnis der Wahl 2010 beschäftigt und nur die Freie Liste Sillian, die sich partout nicht zur ihren parteipolitischen Wurzeln bekennen will, ist via Facebook präsent.  
Nicht überall wo Freiheitlich drinnen ist, steht es auch drauf. Foto: Tobias Albert
Nicht überall wo Freiheitlich drinnen ist, steht es auch drauf. Generell gibt es wenig Wahlkampf vor den Wahlen im Oberland. Foto: Tobias Albert
Gemeinderatswahlen 2016 Osttirol  
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

Ein Posting

Marcus G. Kiniger
vor 8 Jahren

Nachtrag zum Kommentar:

Wie schwierig es ist, im Internet trotz Präsenz gefunden zu werden, hat sich für den Autor gerade gezeigt: Die Gemeinschaftsliste der ÖVP Sillian - Team Duracher existiert auf facebook seit dem 28.01.2016. Vielen Dank für den Hinweis an eine aufmerksame Leserin.

 
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