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Lienz: Schülerbälle werden Wahlkampfthema

Stadt will Bälle aus der Tenninshalle in den Stadtsaal verlegen.

Wenige Tage bevor hunderte Jungwählerinnen und -wähler – hoffentlich! – zu den Wahlen für das Lienzer Stadtparlament schreiten, viele von ihnen zum ersten Mal, wird eines ihrer Anliegen zum politischen Thema: Die Maturabälle. Spricht man zum Beispiel mit Carina Messner und Anna Lukasser vom Ballkommitee des Lienzer Gymnasiums, dann spürt man, dass sich die Schülerinnen mit ihren Argumenten von der Politik nicht ernst genommen fühlen. So wie HAK, BORG und HTL wollte auch das Gymnasium den Maturaball im Herbst 2016 in der Lienzer Tennishalle über die Bühne bringen. Im Vorjahr funktionierte das gut. Die große Halle ist nicht einfach zu dekorieren, fasst aber weit mehr als tausend Leute und das bedeutet: viele Tickets, die man verkaufen kann, um die beachtlichen Ausgaben zu finanzieren.
Anna Lukasser (links) und Carina Messner vom Ballkommitee des Lienzer Gymnasiums halten alle Argumente gegen die Tennishalle als Ball-Location für schwach und widerlegbar.
Anna Lukasser (links) und Carina Messner vom Ballkommitee des Lienzer Gymnasiums halten alle Argumente gegen die Tennishalle als Ball-Location für schwach und widerlegbar.
Heuer soll alles anders werden. „Bürgermeisterin Elisabeth Blanik hat uns gesagt, wir sollen in den Stadtsaal gehen und mit der Belästigung der Anrainer, aber auch mit verschmutzten Toiletten argumentiert. Wir verlieren 400 Karten und können solche Argumente zudem leicht entkräften“, erklären Anna Lukasser und Carina Messner. Die Bürgermeisterin erklärt auf Nachfrage: „Es gibt einen einstimmigen Beschluss von Stadtrat und Sportausschuss, dass Bälle in der Tennishalle nur noch im Mai und Juni beziehungsweise bis zehn Tage vor der Osttirolmesse möglich sind. Danach nicht mehr.“ Ein einzelner Ball im Herbst in der Tennishalle wäre demnach machbar, alle anderen Bälle müssten in den Frühsommer oder eben in den Stadtsaal verlegt werden. Das habe sie den SchülerInnen kommuniziert, erklärt Blanik, ebenso wie die Bereitschaft der Stadtsaal-Eigentümer – das holländische Ehepaar Gerard und Cathinka van Tongeren-Hylkema – zusätzliche Räume im Bereich des Hotels Sonne zur Verfügung zu stellen, um auch im Stadtsaal mindestens tausend Besucher unterzubringen.
Die neuen Besitzer des Hotels Sonne und des Lienzer Stadtsaales: Gerard und Cathinka van Tongeren-Hylkema. Fotos: Martin Lugger.
Gerard und Cathinka van Tongeren-Hylkema stellen den Schülern bessere Rahmenbedingungen als der Stadtsaal-Vorbesitzer Wimmer in Aussicht. Foto: Martin Lugger.
In die selbe Kerbe schlägt VP-Vizebürgermeister Meinhard Pargger, den die beiden Schülerinnen bei einer Wahlwerbe-Veranstaltung ansprachen. Er sieht den Fehler nicht in der vom Stadtrat getroffenen Grundsatzentscheidung, sondern in der Kommunikation: „Deshalb habe ich jetzt die Initiative ergriffen und will mich am Mittwoch dieser Woche mit den Vertretern möglichst aller Ballkommitees direkt im Stadtsaal treffen.“ Der Wahlkampf lässt grüßen. Sowohl Pargger als auch Blanik erwähnen gegenüber Dolomitenstadt.at, dass eine Schule, nämlich die HTL, bereits den Wechsel in den Stadtsaal geplant habe und mit einer "konstruktiven Lösung" an die Sache herangehe. Die HTL-Techniker wollen bauliche und akustische Maßnahmen entwickeln, die eine Adaptierung von Saal, Foyer, Passage und Nebenräumen zu einer praktikablen und ausreichend großen Eventlocation ermöglichen. Davon könnten auch die anderen Schulen profitieren. Blanik freut das: „Das ist doch ein kreativer Zugang“ und Pargger streut den holländischen Stadtsaalbesitzern Rosen: „Die Besitzer sind sehr kooperativ. Die Schüler könnten die Bar selbst betreiben. Das ganze Haus inklusive Tiefgarage und Passage, Hauger- und Haspingerraum kann zur Bühne werden“. Muss es wohl auch. Wer einen Schülerball der letzten Jahre in Lienz besucht hat, wird es wissen: das sind nicht einfach Tanzveranstaltungen mit Getränkeausschank, sondern großteils aufwändig inszenierte, über viele Wochen vorbereitete gesellschaftliche Events mit teilweise beeindruckenden Shows, Caterings und Dekorationen.
cover-gymball-polonaise
Der Gymball 2015 fand in der Tennishalle statt. Ein Jahr später soll das nicht mehr möglich sein?
Vom Ballthema bis zum Werbeauftritt, von der Sponsorensuche bis zur Choreografie der Einlagen, von der Organisation der Bars und Buffets bis zur Fotobox und zum Werbevideo werden die Schülerbälle immer mehr auch zu einer Management-Herausforderung, der sich alljährlich Ballkommitees in den großen Lienzer Schulen stellen, besetzt mit Jugendlichen, die neben dem Schulalltag auch diese Aufgabe übernehmen – und zum Teil auch das Risiko tragen. Es geht um beträchtliche Summen, fünfstellige Eurobeträge kosten im Normalfall allein die Musikrechte, die Saalmiete, die Bandhonorare und die Deko. Sowohl Blanik als auch Pargger versprechen deshalb – wenige Tage vor der Wahl wenig verwunderlich – eine künftig größere Unterstützung der Stadt. Während Blanik über eine Ausfallhaftung nachdenkt – „Die Stadt kann die Verluste übernehmen“ – hält Pargger eher ein verstärktes Sponsoring für sinnvoll: „Die Jugendlichen sollen ja trotz zusätzlicher Unterstützung möglichst wirtschaftlich planen und denken.“ Anna Lukasser und Carina Messner bleiben skeptisch und argumentieren logisch: Sie wollen konkrete Summen und vor allem Garantie: "Wenn die Konditionen stimmen, dann ist natürlich auch der Stadtsaal eine Option." Vor Wahlen wird viel versprochen, das wissen auch die JungwählerInnen. "Und außerdem leuchtet uns nicht ein, warum ein Ball im Sommer in der Tennishalle kein Problem ist, im Herbst aber schon." Man habe zwar als Plan B über eine Vorverlegung nachgedacht, aber das von Feiertagen zerrissene Sommersemester sei suboptimal für die Vorbereitungen, die Zeit bis zum Event für die Proben sehr kurz. Dass nur eine Schule die Tennishalle im Herbst bekommen soll, die anderen aber nicht, ist für die Mädchen ebenfalls keine gute Idee: "Entweder alle oder keiner. So spielt man uns nur gegeneinander aus".
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

12 Postings

le corbusier
vor 8 Jahren

@skepsis ganz deiner meinung

 
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hallo
vor 8 Jahren

Bgm. Blanik hätte es ja in der Hand gehabt den Stadtsaal um billigste 300.000€ für die Stadt zu kaufen. Eine 3 Zimmerwohnung kostet mehr! Leider kommt diese Chance NIE mehr wieder! Nun muss wieder verhandelt und gebettelt werden mit den Eigentümern, dass die Schülerbälle im Stadtsaal abgehalten werden können. Der Wähler wird entscheiden!

 
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skepsis
vor 8 Jahren

Es stünde das Hobag Areal zum Kauf. Einen Teil dieses Grundstückes konnte man kaufen und dort einen neuen Saal hinstellen, der modern und ganzjährig verwendbar wäre. Aber leider denken diese Politiker nicht so weit, jetzt wäre eine Riesenchance, stadtnah einen tollen Platz zu erwerben und darauf etwas Sinnvolles zu errichten.

 
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Franz Brugger
vor 8 Jahren

@ Bessawisser: Manchmal ist es auch so, dass man mit der Mehrheit im Sportausschuß und im Stadtrat beschließt, dass die Tennishalle nicht zur Verfügung steht. Sich dann den dieser Fakten nicht bewußten Schülern als Retter hinzustellen ist schon ein wenig vermessen. aber - wenn es schlußendlich den Schükern hilft, den Stadtsaal zu besseren Konditionen zu nutzen, soll man etwas nachsichtig sein.

Den Schülern wünsche ich, dass sie bestimmte wahl- und parteipolitische Schachzüge durchschauen.

 
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gaukler
vor 8 Jahren

@Bessawissa: Brav! Setzen!

 
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skeptiker
vor 8 Jahren

@bessawissa Lass es - diese Lobgesänge auf einen Spitzenkandidaten sind einfach nur peinlich. Wahlkampf OK, aber diese Heuchelei ist etwas zu viel des Guten.

 
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Insider
vor 8 Jahren

Ohne mich in die Verhandlungen einmischen zu wollen...

Hat nicht die Stadtgemeinde 20 oder 25 Veranstaltungen pro Jahr frei im Stadtsaal? Bei jährlichen 5 Schülerbällen der städtischen Schulen könnte man als Stadt Lienz allen 5 Schulen auf diesem Weg einen kostenlosen Stadtsaal anbieten. Wenn man dann den Schülern noch alle Bars (Disco, Hauger-Passage, Haspinger-Raum) zusagt, die Disco wieder in den Stadtsaal-Druchgang einbaut, wie das früher auch war, dann muss es möglich sein - auch mit weniger Eintritten als in der Tennishalle - so einen Ballabend wirtschaftlich positiv zu veranstalten. Und der Stadtsaal ist vom Ambiente her sowieso besser als eine Tennishalle! Außerdem müsste man sich keine September/Oktober-Ralley mehr liefern, denn der Stadtsaal ist das gesamte Jahr über zugänglich und die Schülerbälle müssten nicht 5 Wochenenden hintereinander stattfinden, was immer zu Diskussionen und sinkenden Besucherzahlen geführt hat - also auf in ein neues Ballzeitalter! So können unsere Politiker auch nach der Wahl zeigen, dass sie zu ihrem Wort vor der Wahl stehen!

 
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Bessawissa
vor 8 Jahren

Lieber Herr "mitreder", Ihre Meldung stufe ich unter die Kategorie "Polemik pur" ein. Ich bin nicht der Anwalt des Herrn Pargger, aber eines kann ich mit Gewissheit sagen: Wenn er sich eines Problems, sei es noch so schwierig, annimmt, kann man sicher sein, dass er "dran" bleibt und sich um Lösungen bemüht. Manchmal ist es halt so, dass man im Stadt- bzw. Gemeinderat, trotz Mehrheit, nichts erreichen kann, wenn der Verhandlungspartner noch Zeit für Zusagen braucht. Ich hoffe, Sie haben irgendwo in einem Gemeinderat mitgearbeitet. Dann wüssten Sie, wie schwierig es ist, Projekte (berechtigte Wünsche der Mitbürger) zu finalisieren. Übrigens: In welchem Verein bzw. Vereinen arbeiten Se aktiv mit? Wieviel Freizeit haben Sie als ehrenamtlicher Funktionär eines Vereines investiert? Nehmen Sie sich ein Beispiel an Herrn Pargger! Ich bin froh und d a n k b a r, dass er uns - und andere Vereine in Lienz - als Vereins-Präsident; dank seines fundierten Wissens, tatkräftigst untestützt. Danke Meinhard!!!

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Koal
vor 8 Jahren

Unsere Jugend kann sich glücklich schätzen - oder doch nicht ? In der heutigen Zeit das als "Großes Problem" zu propagieren .... wo sollen/dürfen wir die Bälle veranstalten, ist von Haus aus diskussionswürdig ! Leider haben es die Städtväter + -mütter seit Jahrzehnten verabsäumt endlich mal nur Überlegungen anzustellen, vielleicht eine Mehrzweckhalle zu planen. Eine Halle wo Festlichkeiten, Sportveranstaltungen, Messen, Ausstellungen, etc. abgehalten werden können. Aber Lienz ist ja so "klein" - Matrei dagegen "riesengroß". Wann wird endlich einmal in Lienz ein "Kaiser" installiert. Hey, Teeni's ----- am 28. Feber habt ihr die Möglichkeit. Der "Kaiser von Lienz" baut uns allen eine tolle Halle zur kostenlosen Benützung. Bleibt nur noch die schwierige Frage: "Wer ist von unseren teilweise (Pseudo)Politikern würdig diesen Titel zu tragen ????

Vorschläge bitte ! - Danke.

 
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boarium
vor 8 Jahren

@Mitreder: Den Text gelesen oder nur im Wahlkampfmodus mal schnell gepostet?

Bin ich froh, wenn die (Stich)Wahl vorbei ist und man sich wieder mehr mit Argumenten denn persönlicher Polemik unterhält.

 
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dacapo
vor 8 Jahren

Von einer jüngeren großen Ruine in eine ältere kleine Ruine, das sind richtige Alternativen. Das eigentliche Problem ist, dass auf diesem Gebiet seit Jahrzehnten!!! nichts gemacht wurde, die Saalsituation für eine moderne Bezirks- und Schulstadt beschämend ist, da ändern auch kommunikative und kreative Herangehensweisen nichts, höchstens ein bisschen knapp vor der Wahl, aber sicher nicht die darauffolgenden langen Jahre.

 
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mitreder
vor 8 Jahren

Bin ja schon gespannt, wie Vizebürger(MEISTER der Ausreden) Pargger dieses Mal wieder argumentiert, obwohl die ÖVP im Stadtrat mit 3:1 die Mehrheit hat(te)..... er (und auch die ÖVP) ist sicher nicht schuld an der Misere......:)

 
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