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Mit dem i-swim ins Wasser tauchen!

Viele Maßnahmen machen das Lienzer Dolomitenbad barrierefrei.

„Behindert ist man nicht, behindert wird man“, steht auf einem kleinen Flyer, den Martin Strasser nach einem Pressegespräch im Büro der Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik verteilt. Der Slogan passt zum Inhalt des Gesprächs, das auch dem Sehenden die Augen öffnete für das, was wir im Alltag sonst kaum wahrnehmen: Barrieren aller Art, die für Menschen mit einem Handicap unüberwindlich und sogar gefährlich sein können. Martin Strasser leitet den Behindertenbeirat der Stadt Lienz, ein Gremium, das unter anderem bei Bauprojekten wie dem Dolomitenbad Beraterstatus hat und sich intensiv mit den Plänen für diese Freizeiteinrichtung auseinandersetzte. Das blieb nicht ohne Folgen. Der Um- und Ausbau des Hallenbades, die neu errichtete Sauna, das Restaurant und alle anderen Bereiche des Bades werden künftig konsequent barrierefrei sein. „Keine Treppen“ denkt man da zunächst, aber Barrierefreiheit ist weit mehr. Erst der Wechsel in die Perspektive der Betroffenen macht buchstäblich „begreifbar“, wie weit Barrierefreiheit geht. „Menschen mit Sehbehinderung brauchen zum Beispiel taktile Oberflächen“, erklärt die Bürgermeisterin, die gelernte Architektin ist, also zum Beispiel eine andere Bodenstruktur am Beckenrand die spürbar macht, wo die Wasserfläche beginnt. Oder Türen mit ertastbaren Schildern. „Damit Umkleidekabinen, Dusch- und Waschbereiche rollstuhlgerecht sind, müssen Mindestmaße eingehalten werden“, erklärt Strasser, „und die Türen müssen nach außen aufgehen.“ Manche der Details, die der Behindertenbeirat mit Unterstützung eines Sachverständigen in die Planung einbrachte, sind klein, aber wirkungsvoll, etwa Kontraststreifen auf Glastüren. Andere Maßnahmen erforderten einiges an baulichem Aufwand, etwa die Platzierung von Kabinen in der Nähe zum Eingang des Schwimmbereiches oder breite Kassendurchgänge mit niedrigen Kassentheken, die auch Rollstuhlfahrern problemlose Zufahrt ins Bad ermöglichen.
Martin Strasser und Elisabeth Blanik erläuterten die Maßnahmen, die das um- und ausgebaute Dolomitenbad barrierefrei machen. Foto: Stadt Lienz/Lenzer
Martin Strasser und Elisabeth Blanik erläuterten die Maßnahmen, die das um- und ausgebaute Dolomitenbad barrierefrei machen. Foto: Stadt Lienz/Lenzer
Fast alles, was Beirat und Experte erwirkten, bringt grundsätzlich allen Badegästen mehr Komfort. Praktisch alle Besucher werden Stufen mit Rückwand, Lift, leichten Zugang zu den Saunakabinen und gute Beleuchtung zu schätzen wissen. Barrierefreiheit ist zudem keine Fleißaufgabe, sondern Bauherrenpflicht bei öffentlichen Projekten wie dem Dolomitenbad. "Doch trotz Verpflichtung gibt es keine Normen. Es steht nirgendwo, was ein barrierefreies Bad können muss. Deshalb haben wir den Sachverständigen engagiert, der Erfahrungen aus ähnlichen Projekten einbringt“, erläutert die Bürgermeisterin. Und deshalb sei auch der Behindertenbeirat ein wertvoller Ratgeber. Gemeinsam wurde eine Lösung für das Thema „barrierefreier Zugang zum Wasser“ gefunden. Rampen hätten eine massive bauliche Veränderung der Becken bedeutet und doch manches Problem offen gelassen. Also entschied man sich für mobile Lifte! Zwei Geräte zu einem Kaufpreis von je 7.000 Euro werden angeschafft, was sie können, zeigt eindrucksvoll dieses Video: Die beiden i-swim-Lifte können im Hallenbad, im Freibad und im Caldarium der Sauna bei Bedarf flexibel eingesetzt werden. Das öffnet neue Perspektiven etwa für Wassertherapie, „die von Kindern sehr gut angenommen wird“, unterstreicht Strasser. Bedient werden die i-swims von den Bademeistern, die künftig auch permanent ein Auge auf die neue Rutsche im Hallenbad werfen müssen. Deshalb wird das Personal des Bades aufgestockt.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

bergfex
vor 8 Jahren

@chiller336, hast ja so recht.... aber. Bei diesem "Bau" istbis jetzt schon so viel "vergessen" worden und nachträglich muss es auch bezahlt werden. Da darf man ja fragen. Wenn so etwas geplant wird, sind die zuständigen Stellen eben gefordert, zuerst alles zu planen. Was war mit dem Becken , das für gewisse Veranstaltungen nicht genehmigt worden wäre? Das ist Aufgabe eines Architekten/Planers. Das darf einfach nicht passieren. Ob ,an da auf "Rücklagen" greifen kann, spielt keine Rolle. PLANUNGSFEHLER

 
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chiller336
vor 8 Jahren

ach immer dieses ewige hinterfragen ... is ja egal bergfex, hauptsache es wird gemacht und ich finde die idee super. wenns nicht gemacht würde, dann kämen mit sicherheit danach wieder die anschuldigungen, dass man das bad zwar umbaut, aber auf menschen mit körperlichen einschränkungen vergessen hat - also einfach froh sein dass sich was tut - geht ganz einfach und macht keine kopfschmerzen ... bergfex ;)

 
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bergfex
vor 8 Jahren

Gute idde, das machbar um zu setzen.

Nun die unnötige Frage : Ist das alles schon vorher in den Kosten einberechnet worden, oder sind das wieder "zusätzliche" Ausgaben. Sollte das nicht der Fall sein, müsste man hinterfragen, was der Planer wert ist.

 
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