Auf dem abenteuerlichen Weg liegen die Dörfer der Völker Baré, Tukano, Tariano, Dessana und Tuyuka, die seit Tausenden von Jahren trotz der fischarmen Flüsse und kärglichen Böden hier leben. Manches Dorf hat nur 30 Einwohner, in anderen Orten leben einige Hundert, überall werden die Klimaschützer gastfreundlich empfangen, mit „quinhapira“ und „beijú“, scharfer Fischsuppe und Maniokfladen.
Bis in die Nacht dauern die mehrstündigen Dorfversammlungen, an denen die Gäste teilnehmen, bevor sie in ihren Hängematten schlafen. Tagsüber besuchen die Kandlers und ihre Begleiter indigene Schulen und die Felder der Einheimischen. Patricia Kandler hat vor kurzem eine Studie über das indigene Bildungskonzept abgeschlossen. So etwas gibt es und das mit gutem Grund.
Der Lebensraum der Indigenen ist seit Jahrzehnten stark bedroht. Riesige Flächen dieser weltweiten Klimaküche fallen noch immer dem Hunger der Industrienationen nach Bodenschätzen aber auch nach Sojafutter und Palmöl zum Opfer. Seit 30 Jahren organisieren sich die Indigenen, verteidigen ihre Rechte und versuchen ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Unterstützt werden sie dabei auch aus Osttirol.
Assling, Dölsach, Lienz, Sillian, St. Jakob/Defereggen und Virgen sind sogenannte „Klimabündnis-Gemeinden“, von denen es 64 in ganz Tirol gibt. Mit der Unterstützung auch aus Österreich erreichten die Ureinwohner Amazoniens die Anerkennung eines indigenen Gebietes mit über 122.000 km2. Es ist eines der größten Regenwaldschutzgebiete Südamerikas. Mit den Mitteln der Klimabündnis-Gemeinden und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit werden indigene Schulen finanziert, Funkgeräte, Solaranlagen, Boote, Schulungskurse und Aktivitäten zum Erhalt der Kultur.
„Die Partnerschaft gilt als Vorzeigeprojekt weit über Österreich hinaus“, erzählt Johann Kandler. Dennoch macht sich Almerinda Ramos, Präsidentin der indigenen Organisationen FOIRN, große Sorgen. Der Klimawandel und die Informationsgesellschaft verändern die Lebenswelt im Regenwald. Wetterkapriolen verursachen Ernteausfälle und Dürre, schädigen Fischbestände und legen den Bootsverkehr lahm.
Internet und Fernsehen wirken subtiler. Sie verändern das Denken und die Lebensgewohnheiten vor allem junger Menschen, die verstärkt abwandern. „Dem versuchen die indigenen Schulen vorzubeugen. Die eigene Sprache und Kultur wird vermittelt, aber auch das reiche traditionelle Wissen um nachhaltige Wirtschaftsweisen. Das fördert das Selbstbewusstsein und eine kritische Haltung gegenüber dem westlichen Wirtschaftsdenken“, hat Patricia Kandler mit ihrer Studie belegt.
„Wir können einiges von den Indigenen lernen, was ihren Umgang mit der Natur und untereinander betrifft.“ Darüber ist sich die gesamte Delegation einig. Zum Abschied hofft Almerinda Ramos auf eine weitere gute Zusammenarbeit und bringt auf den Punkt, was das Ziel aller Bemühungen ist: „Unser gemeinsames Haus, die Erde, zu erhalten.“
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