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Bodies in Urban Spaces: Neue Sichtweisen auf eine vertraute Stadt

OLALA in Lienz: Das war das Kunstprojekt „Bodies in Urban Spaces“. Mit Slideshow!

Mit dem Projekt „Bodies in Urban Spaces“ der Companie Willi Dorner wurden Lienzer und Lienzerinnen eingeladen, ihre gewohnte Umgebung neu zu erkunden. An mehreren Stationen hatten die Darsteller ihre Körper auf ungewöhnliche Art und Weise platziert – sie irritierten, regten zum Nachdenken an und eröffneten neue Sichtweisen auf die vertrauten Straßen und Gassen der Stadt. Was normalerweise von freiwilligen Sportstudenten oder Tänzern ausgeführt wird, wurde in Lienz von einer Gruppe Asylwerber, einer begeisterten Bergläuferin und einer Dolomitenstadt-Redakteurin in die Tat umgesetzt. Nach einigen Tagen, die dem umfangreichen und harten Training gewidmet waren, gingen am Donnerstag und Freitag die vier Shows vor Publikum über die Bühne.
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Bevor es am Freitagnachmittag an die letzte Show geht, hat sich die bunte Truppe noch einmal für ein Gruppenfoto in der NMS Egger-Lienz versammelt. Foto: Gernot Obkircher
Am schwierigsten ist wohl jedes Mal das Warten. Bevor die ersten Positionen eingenommen werden, lauern wir versteckt vor neugierigen Blicken und harren auf das Zeichen von Esther, der Koordinatorin der Show, die an den beiden Tagen das Publikum herumführt. Anders als an den Trainingstagen hat sich am Johannesplatz jedes Mal eine große Menschenmenge eingefunden, die uns auf unserer Tour durch die Stadt begleiten soll. Als dann endlich das Zeichen kommt, und wir losrennen können, fällt jegliche Nervosität von mir ab und ich folge meinen neuen Kollegen, die im Laufschritt den Platz überqueren. Die erste Station überspringe ich – hier bin ich noch nicht dran – und warte dann bei der Hintertür vom "Zeitlos". Hier habe ich eine leichte Aufgabe. Während meine fünf Gefährten einer nach dem anderen in den Türrahmen steigen und sich dort scheinbar schwebend nur mit Rücken und Füßen festhalten, setze ich mich ganz unten auf die Schwelle.
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Meine Position ist im Vergleich zu dem, was meine Kollegen leisten, mehr als einfach.
Gelächter und erstaunte Rufe, als das Publikum dann um die Ecke biegt. "Schau dir die mal an!", "Das ist sicher voll anstrengend – die unterste hat's aber gut" und "Kitzel mal einen!", schallt es durch die Gasse. Vor allem die Kinderstimmen klingen begeistert, doch auch Erwachsene lassen sich mitreißen. Ein Applaus erklingt, wenig später das erlösende "Go, guys" von Esther – wir können uns aus unserer Position befreien und laufen weiter. Gar nicht so leicht, wenn die Gasse voller Menschen ist. Doch irgendwie schlängeln wir uns durch, Richtung Stadtsaal geht die Reise, wo wir erstmal verschnaufen können. Wir wissen, in der Zwischenzeit wird unser Publikum noch ein paar Mal stehenbleiben und einige menschliche Skulpturen bewundern. Wenn es dann ernst wird, scheuchen Ingrid und Christoph, unsere zwei OLALA-Begleitpersonen, uns weiter, damit die Stationen bis auf die gerade stattfindenden Acts und das Publikum leer sind. Drei Einsätze liegen noch vor mir. Nach einer Kletteraktion bei den Fahrradständern in der Muchargasse und einer Kaueraktion bei der "Alten Metzgerei" in der Kreuzgasse – war das überhaupt jemals ein echter Metzger? – geht es für mich zur letzten Station. In einem Innenhof in der Schweizergasse sammeln sich die Teilnehmer und alle gemeinsam machen sich an die letzte Figur. "The human carpet" – der menschliche Teppich, so heißt sie und wie der Name erwarten lässt, legen wir uns alle auf den warmen (wahlweise auch regennassen am Donnerstagabend oder sehr heißen, bei der letzten Show am Freitag) Asphalt und bilden tatsächlich eine Art Teppich. Ein letztes Mal hören wir tosenden Applaus, gefolgt von einem "Go, guys", das uns bedeutet, wir können jetzt aufstehen und das erste Mal bewusst dem Publikum gegenübertreten. Noch einmal wird geklatscht und wohlwollende Gesichter mustern uns, als wir uns gemeinsam verneigen. Slideshow: Brunner Images
Dann ist es vorbei. Nach der finalen Show am Freitagnachmittag begibt sich unsere bunte Truppe ein letztes Mal ins OLALA-Künstlercafé und lässt die Woche Revue passieren. Eine Packung Loacker-Schnitten und ein OLALA-Bandana bekommt jeder von uns, zur Erinnerung. Esther reist noch am Abend ab, zurück nach Wien, und so kommt unausweichlich der Abschied. Nach einer paar bereichernden Tagen, die von harter Arbeit, ein bisschen Chaos, Spaß und vor allem Zusammenhalt und Gemeinschaft geprägt waren, gehen wir auseinander. Erschöpft, zufrieden und auch ein bisschen wehmütig löst sich das Trüppchen auf. Nicht für immer, das ist klar. Die neuen Freundschaften, die geknüpft wurden, bleiben bestehen. Und Lienz ist klein – hier werden wir uns wohl nicht so schnell aus den Augen verlieren. -> OLALA 2016.

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