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Wie hoch verschuldet sind Osttirols Gemeinden?

Finanzstatistik – wer wegklickt, unterschätzt den Unterhaltungswert von Zahlen.

Der „Gemeindefinanzbericht 2016“, veröffentlicht vom Amt der Landesregierung vor wenigen Tagen, ist nicht nur für Bürgermeister und Gemeinderäte spannender Lesestoff. Der Bericht ist zugleich Röntgenbild und Ranking für die Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Gemeinden, wenngleich er, wie jedes Zahlenwerk, nicht ohne Vorbehalte zu lesen und vor allem zu interpretieren ist.

Wir haben aus dem rund 150 Seiten umfassenden Werk jene exzerpiert, die wichtige Kennziffern der Osttiroler Gemeinden enthalten (hier zum Download). Grundsätzlich zeigt sich im Bezirk ein Bild, das für ganz Tirol gilt: Die Zahl der extrem verschuldeten Gemeinden geht etwas zurück, zugleich steigt die Höhe der Gesamtverschuldung, weil nach flauen Zeiten wieder etwas mehr investiert wird.

82,5 Millionen Euro betrug der Schuldenstand der Osttiroler Gemeinden Ende 2015. Ein Jahr zuvor waren es noch 75,3 Millionen Euro. Dieser Zuwachs von 9,6 Prozent ist höher als in allen anderen Tiroler Bezirken mit Ausnahme von Innsbruck Stadt. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinden Osttirols liegt bei durchschnittlich 1.685 Euro. Der Tiroler Durchschnitt beträgt 1.131 Euro Gemeindeschulden je Bürger.

Die rote Laterne hat in dieser Kategorie Kals. Die Glocknergemeinde hat Ende 2015 rund 8,4 Millionen Euro Schulden verbucht, das sind 7.000 Euro pro Kopf der Bevölkerung, dazu kommen 2,35 Millionen Euro an Haftungen. „Haftung“ ist für Kenner natürlich das Stichwort für die alljährlich wiederkehrende Kritik an der Finanzgebarung von Matrei.

Die Tauerngemeinde hat einen beträchtlichen Teil ihrer Schulden in den Abwasserverband ausgelagert, nämlich 13,69 Millionen Euro, für die sie haftet. Dazu kommen 21 Millionen Euro an „regulären“ Schulden und Millionen-Überziehungen auf Girokonten. Obwohl deshalb in der Gemeindeabteilung des Landes die Alarmglocken läuten und der Matreier Bürgermeister laut Tiroler Tageszeitung nur noch bis 16. September Zeit für ein Sanierungskonzept hat, liegt der offizielle Verschuldungsgrad der Gemeinde in der vorliegenden Statistik bei lediglich 45 Prozent und damit im guten Osttiroler Schnitt, wie die Grafik zeigt.

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Grafik: Landesstatistik

Der Verschuldungsgrad einer Gemeinde ist das prozentuelle Verhältnis des laufenden Schuldendienstes zum Überschuss der fortdauernden Gebarung. Ist der Wert höher als 80 Prozent, spricht man von Vollverschuldung, dann ist die Gemeinde rot eingezeichnet. Grün heißt praktisch schuldenfrei.

Zu hundert Prozent verschuldet sind Iselsberg-Stronach, Kartitsch, Prägraten, Schlaiten, St. Veit i. D. und Untertilliach, dicht gefolgt von Nikolsdorf mit 97 Prozent und St. Jakob mit 93 Prozent Verschuldungsgrad. Alle anderen Gemeinden sind außerhalb der roten Zone. Im positiven Ranking führt Leisach mit nur neun Prozent Verschuldung. Es folgen Lienz und Heinfels mit jeweils 21 Prozent.

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Gemeinden mit Betrieben, die viele Mitarbeiter beschäftigen, lukrieren hohe Kommunalsteuereinnahmen. Foto: Loacker

Gerade Heinfels ist ein gutes Beispiel für eine weitere wichtige Kennziffer: die Einnahmen einer Gemeinde. Hat man Betriebe wie Loacker vor Ort, schnellen die Kommunalsteuern in die Höhe. Kommunalsteuer wird von den Unternehmen in einer Gemeinde bezahlt und errechnet sich vorwiegend aus deren Lohnsumme. In anderen Worten: Gemeinden, die viele Firmen bzw. große Unternehmen mit vielen Beschäftigten beherbergen, profitieren von diesem Steuerposten.

So kassiert Abfaltersbach – dank HELLA – satte 927 Euro Kommunalsteuer je Einwohner. Das ist Osttiroler Rekord. Schlaiten erhält als Schlusslicht gerade einmal 10 Euro Kommunalsteuer pro Kopf.

Wer sich in das Zahlenwerk vertiefen und die eigene Gemeinde genauer mit anderen vergleichen will, findet hier alle Osttiroler Gemeinde-Finanzdaten zum Download.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

2 Postings

Franz Brugger
vor 8 Jahren

Aus diesem Bericht kan sich jeder das herauslesen was er/sie möchte. Haftungen: einsamer REKORD MATREI: € 13.668.690,--; je Einwohner € 2.921, Kals: € 2.348.948,--; je Einwohner € 1.953

 
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Unholder0815
vor 8 Jahren

Ich finde diese Grafik ist sehr beschränkt und nicht besonders aussagekräftig. Leisach, wie hier aufgelistet steht Finanziell sehr gut da. Obwohl die Gemeinde von der Einwohnerzahl seit Jahren schrumpft , und bis auf ein Monströses Gemeindezentrum es seitens der Gemeinde so gut wie KEINE Bautätigkeit gibt. Und die Gemeindeführung alt und neu die selben Ziele verfolgt, abwarten und Nichtstun.

 
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