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Ein Matreier, 2000 Kakteen und eine besondere Blüte

Die Königs-Agave von Hermann Huber ragt 3,5 Meter in den Himmel. Und wächst ...

„Das ist das Ungetüm“, meint Gattin Hertha und zeigt auf die Königs-Agave (Agave victoriae-reginae). Seit rund 20 Jahren steht die Pflanze im Garten der Familie Huber in Matrei, doch heuer blüht sie zum allerersten Mal. Was das Ganze so besonders macht? Obwohl die eigentliche Pflanze nur etwa 30 cm hoch ist, erreicht ihr Blütenstand die mehr als zehnfache Höhe. Das Exemplar von Kakteenzüchter Hermann Huber ragt 3,5 Meter in den Himmel Matreis und wird von Tag zu Tag höher. Mit Ach und Krach passt die Riesin auf mein Foto.
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Sie wächst und wächst, die unglaubliche Blüte der Königs-Agave von Hermann Huber. Fotos: Dolomitenstadt/Asslaber

Der Winter in der Tauerngemeinde ist für die Agave zu rau, weshalb sie jeden Herbst ins Haus übersiedelt werden muss. Das stellt Hermann heuer vor eine Herausforderung, denn mit der derzeitigen Größe passt die Pflanze in keinen Raum. Einzig im Stiegenhaus könnte sie Platz finden. Allerdings befürchtet der Kakteenfreund Schlimmeres. Da die Agave nun ihre ganze Kraft in die Ausbildung des Blütenstandes steckt, könnte es sein, dass sie am Ende des Prozesses stirbt. Experten ist jetzt vielleicht schon aufgefallen: Agaven sind eigentlich keine Kakteen, sondern gehören nur wie diese auch zu den Sukkulenten, einer Gruppe von Pflanzen, die an trockene Bedingungen angepasst sind. Allerdings ist es unter Züchtern üblich, einen Mix aus Kakteen und anderen Sukkulenten zu besitzen.

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„Der eine hat ein Pferd, der andere sammelt Briefmarken, ich habe halt Kakteen,“ erklärt Hermann Huber.

Rund 2000 Exemplare verschiedenster Arten kann der einzige Kakteenzüchter Osttirols sein Eigen nennen. Die genaue Anzahl weiß selbst Hermann nicht. Einst besaß er über 3000 Pflanzen, doch verkleinert der Pensionist seine Sammlung stetig. Schließlich benötigen seine stacheligen Freunde eine Menge Aufmerksamkeit. Gießen, Düngen, Umtopfen und Ungezieferkontrolle sind nur einige der Arbeiten, die Tag für Tag anstehen. Zusätzlich ist Hermann auch eine Leseratte, denn er will sich stets auf seinem Spezialgebiet fortbilden.

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2000 Kakteen und Sukkulenten hat der 79-jährige Matreier Hobbybotaniker in seiner Sammlung.

Angefangen hat alles vor rund 60 Jahren, als Hermann seinen ersten Kaktus kaufte. Obwohl dieser mittlerweile teils verholzt ist, kann sich der gelernte Tischler nicht mehr von ihm trennen. So richtig begonnen hat seine Sammlerkarriere allerdings erst in der Pension. Bei dieser Leidenschaft unterstützte ihn stets seine Gattin Hertha. „Du brauchst einen Partner, der das auch mag, sonst geht das nicht. Das ist bei mir der Fall“, freut sich der 79-Jährige, der neben seinem Hobby auch als Obmann des Matreier Pensionistenverbands tätig ist.

Von Mitte Oktober bis Mitte März sind die Kakteen in ihrem Winterquartier untergebracht. In dieser Zeit benötigen sie keinen Tropfen Wasser. Einige Pflanzen werden ins Haus übersiedelt, andere kommen in die Glashäuser im Garten. Diese muss Hermann beheizen, um sie auf konstanten +6°C zu halten. Ein paar Grad kälter können bereits fatal sein. Wegen der Heizkosten verzichtet der Kakteenzüchter auf südamerikanische Arten, denn diese würden mindestens +12°C benötigen. Keine Angst vor dem Matreier Winter haben hingegen die sogenannten winterharten Kakteen, die das ganze Jahr im Freien bleiben und selbst mit Schneefall keine Probleme haben.

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Der Lohn der Mühe? "Irgendwas blüht immer," schwärmt Hermann.

Von Juni bis Juli dauert dann die Hauptblütezeit. Viele blühen nur einen einzigen Tag lang, einige erst im Herbst, oder gar im Winter. „Irgendwas blüht immer“, schwärmt Hermann. Viel Wert legt der Kakteenfreund auf die Artenvielfalt in seiner Sammlung und dafür ist ihm kein Weg zu weit. So fährt er häufig zu internationalen Kakteenbörsen, um wieder eine neue Rarität zu ergattern.

Etwas nachdenklich wird Hermann, wenn er in die Zukunft blickt. „Wenn ich mal nicht mehr bin, wird hier halt ein Lkw vorfahren und den ganzen Krempel mitnehmen“, meint er. Von seinen Kindern habe keines Interesse, die Sammlung fortzuführen. Bei solchen Sammlungsauflösungen werden die langjährig gepflegten Pflanzen dann kistenweise zum Spottpreis verkauft. Der rüstige Rentner nimmt das Ganze allerdings recht gelassen, denn bis dahin will er sich noch viele Jahre um seine geliebten Pflanzen kümmern.

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