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Könnte der nächste Weltfußballer ein Osttiroler sein?

Ein Lokalaugenschein bei der Talenteschau der heimischen Nachwuchskicker.

Fußball wird in Osttirol groß geschrieben. Wer ist in seiner Jugend nicht dem runden Leder nachgejagt? War damals eigentlich meist der Spaß vorrangig, so behaupten viele, dass heute nur mehr Leistung zählt – koste es, was es wolle. Doch stimmt das? Im August fand in Amlach das Talentecamp des Kärntner Fußballverbandes statt. Zwölf motivierte Burschen und Mädchen des Jahrgangs 2007 versammelten sich auf dem Sportplatz und stellten den Trainern ihr Können zur Schau, in der Hoffnung, in die Talenteschmiede LAZ aufgenommen zu werden.

Ich war vor Ort und erwartete mir eine ähnliche Atmosphäre, wie ich sie von Nachwuchsspielen in Osttirol kenne – doch es ging weitaus disziplinierter und leistungsorientierter zu. Die Trainer achteten nicht nur auf das Ballgefühl, sondern auch auf die Technik. So wurden auch erst die Koordination und Ballsicherheit trainiert, bevor es ans Spielen ging. Allerdings konnte man selbst während der anstrengendsten Übungen immer noch sehen, dass die jungen Spieler topmotiviert agierten. Was beim ersten Mal nicht klappte, wurde noch ein zweites, drittes und wenn nötig auch viertes Mal wiederholt. Keine Spur von Müdigkeit war zu sehen.

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Die jungen Talente mit ihren Trainern und Talentescouts. Fotos: Valeria Brunner

In einer Trinkpause haben sich vier Jungs meinen Fragen zum Talentecamp und ihrer fußballerischen Laufbahn gestellt.

Warum bist du hier beim Talentecamp?
Dennis: zum Fußballspielen
Jamie: weil es Spaß macht
Warum möchtest du im LAZ spielen?
Maximilian: um mich zu verbessern und mehr zu lernen
Samuel: um mit Spielern aus verschiedenen Mannschaften in einem Team zu spielen
Wer ist dein Lieblingsspieler?
Dennis: Christiano Ronaldo
Jamie: Manuel Neuer
Maximilian: Alessandro Schöpf
Samuel: Lionel Messi
Was stört dich am Fußball?
Jamie: unfaire Spieler und Fouls
Samuel: gemeine Schiedsrichter

Gleich nach dem kurzen Interview ging es weiter mit einer Spieleinheit. Die Burschen und Mädels schenkten sich nichts, denn sie alle wussten, dass nur die Besten ins LAZ aufgenommen werden.

Das Programm des vom Kärntner Fußballverbandes initiierten Leistungsausbildungszentrum Lienz/Osttirol wird in die Vor- und Hauptstufe aufgeteilt.

In der Vorstufe wird zweimal pro Woche trainiert und das “goldene Lernalter” der Zehn- bis Zwölfjährigen zum Entwickeln technischer Grundlagen und dem Aneignen vielseitiger Bewegungserfahrungen genutzt.

In der Hauptstufe, deren Spieler zwischen zwölf und vierzehn Jahre alt sind, verdoppeln sich die wöchentlichen Trainingseinheiten auf vier, um die Heranbildung kreativer und technisch versierter Spieler, die Festigung der Basistechnik und auch die Vorbereitung auf die Akademie möglich zu machen.

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Sie sind die Hoffnungsträger im Osttiroler Fußballnachwuchs. Doch wie viele der Kids und Youngsters werden am Ball bleiben?

Auch eine Trainingseinheit der Hauptstufe habe ich mir angeschaut und war vom Talent der Spieler und Spielerinnen fasziniert. Pässe durch einen Stangenwald wurden problemlos angenommen und auch 40 Mal mit dem Ball jonglieren war kein Problem für die Nachwuchstalente.

Doch wie viele dieser Talente schaffen den Durchbruch tatsächlich? Anton Leitner, Cheftrainer des LAZ erklärt mir, dass es von der Hauptstufe in den letzten Jahren im Schnitt zwei bis drei Spieler pro Jahr auf die Akademie geschafft haben, der Durchschnitt der LAZ Spieler schafft es in die Kärntner Liga, einige in die Regionalliga und nur die wenigsten, wie zum Beispiel Sandi Lovrić, findet man in der ersten Bundesliga wieder.

Allerdings spielen auch die Eltern der Talente eine große Rolle, denn sie sorgen sich oft um die schulischen Leistungen ihrer Kinder. Doch die Sorge ist laut Leitner unbegründet: “An erster Stelle stehen die schulischen Leistungen und die Gesundheit der Spieler, erst danach kommt der Fußball. Aber leider ist genau diese Sorge, neben anderen Faktoren wie zum Beispiel andere Hobbys, wie musizieren oder eine andere Sportart, der Grund dafür, dass rund 50 Prozent der Talente im Untergrund verschwinden.”

Die Frage, ob der nächste Weltfußballer Osttiroler sein könnte, kann man also pauschal nicht beantworten. Aber: alles ist möglich!

8 Postings

schnuffi
vor 8 Jahren

@smile...Ein guter Tag ist dann ein guter Tag wenn Fußball den Tag bestimmt??? Genau solche Eltern meinte ich mit meinem Posting. Total unverständlich sowas. Gibt's nichts wichtigeres im Leben als eine Ballsportart?? Für mich gibt es zwischen Fußballtraining und stundenlang herumsitzen auch noch etwas.....Gott sei Dank!

 
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    Franz Brugger
    vor 8 Jahren

    “An erster Stelle stehen die schulischen Leistungen und die Gesundheit der Spieler, erst danach kommt der Fußball. Aber leider ist genau diese Sorge, neben anderen Faktoren wie zum Beispiel andere Hobbys, wie musizieren oder eine andere Sportart, der Grund dafür, dass rund 50 Prozent der Talente im Untergrund verschwinden.” Untergrund? Das kommt wohl auf die Sichtweise an!

     
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Franz Brugger
vor 8 Jahren

@smile: Ja, den Trainern gehört Lob für den Einsatz, vor allem den Jugendtrainern in den Vereinen, aber sicher auch den LAZ-Trainern.

Zur Praxis - soweit mir bekannt: Das LAZ trainiert unter der Woche, dh. da fehlen dann diese Spieler beim Vereinstraining oder kommen zuletz auf 4-5 Trainingstage + Meisterschaftsspiel. Da brauchts schoen eine Kernnatur.

Wenn Eltern diesen Weg für Ihre Kids sehen, soll es so sein, aber trotzdem würde ich gerne mehr über die Erfolgsquote, weil LAZ vermittelt nicht nur Spaß am Fußball sondern passiert in Zielrichtung Spitzenfußballer zu liefern.

 
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smile
vor 8 Jahren

Cooler Bericht .. Gratulation...also "müssen" tun sicher nur sehr wenige..bei uns ist ein Tag nur dann ein guter Tag, wenn der Fußball den Tag bestimmt. Danke den Trainern für ihren großen Einsatz und die tollen Fußballtrainingsstunden in denen sich die Kids voll austoben können...und.....ja.....durch Sport entstehen auch Schäden...aber die Schäden die durchs stundenlange Sitzen entstehen sind ungleich größer....

 
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schnuffi
vor 8 Jahren

Ein Weltfussballer aus Osttirol?? Bitte, bitte haltet den Ball flach....Für mich völlig unverständlich sind die allzuoft total übermotivierten Eltern. Ihre Kinder müssen auf den Platz und spielen, spielen, spielen. Eine Topleistung zu bringen ist ein muss. Sonst ist man nicht zufrieden.....Keiner denkt an die Spätfolgen. Habe sehr viel mit schlimmen Knieverletzungen von noch so jungen Fussballspielern zu tun.....

 
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hoerzuOT
vor 8 Jahren

@fb---ja, das wäre tatsächlich interessant. Eltern wie Trainer sind allzusehr versucht, allzu schnell und unreflektiert das Genie im Kinde zu sehen...in der Schule wie auch auf dem Fußballplatz oder sonst wo (musizieren) ;-) Da nützt nur eines: Tatsachen ehrlich offen legen, permanent den Vergleich suchen. Wer "weiterkommen" möchte, muss sich diesem Stress stellen---ansonsten: viel Spaß beim happy-peppi-Fußballplatzmeeting-wir- sind-sowieso-die-Allerbesten-auf-der-Welt....ist ja auch eine Form des Weiterkommens.

 
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Franz Brugger
vor 8 Jahren

Kann das LAZ einmal eine Listung machen, wie viele "Absolventen" den Aufstieg in eine höhere Klasse geschafft haben? Danke!

 
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    SOL
    vor 8 Jahren

    Im Gegensatz zu den meisten ÖFB-Leistungszentren ist Lienz ein sogenanntes Landesausbildungszentrum, weil die erforderlichen ÖFB Kriterien (Ballspiel-halle, Kunstrasen etc.) nicht erfüllt werden. Abgesehen von dieser organisatorischen Sonderstellung gelten natürlich alle ÖFB-Richtlinien auch für die Leistungsausbildungszentren. Was die Trainingsbedingungen betrifft, hinkt das LAZ Lienz im Vergleich zu anderen Ausbildungsstätten österreichweit hinterher und muss einen offensichtlichen Nachteil in Kauf nehmen. Durch die klimatische Sonderstellung und durch das Fehlen der entsprechenden Infrastruktur ist in Osttirol rund 5 Monate (November bis März) nicht an Fußballspielen zu denken. Das LAZ Lienz besteht seit 8 Jahren und in diesem Zeitabschnitt sind folgende besonders talentierte Spieler aus dem LAZ Lienz hervorgegangen (in Klammer der letzte Verein)

    • Sandi Lovric 18 Jahre (Rapid Lienz) - Sturm Graz, U-19 Nationalteam
    • Michael Lema 17 Jahre(SV Tristach) -Sturm Graz, U-18 Nationalteam
    • Stefanie Großgasteiger 16 Jahre (St. Jakob i.D.), Carinthians, U-17 Nationalteam)
    • Joshua Steiger 15 Jahre (Union Matrei i.O.), WAC Akademie, U-16 Nationalteam)
    • Brugger Michael 15 Jahre (Union Matrei i.O), WAC Akademie, U-15 Hoffnungskader
    • Unterlader Lukas 17 Jahre (Winklern), Sturm Graz, war im U-16 Nationalteam

    Darüber hinaus spielen aktuell folgende Spieler in Regionalligen oder Landesligen:

    • Raoul Iglesias – 17 Jahre – Rapid Lienz
    • Thomas Riepler – 18 Jahre – Vienna
    • Hannes Wibmer – 18 Jahre – ATSV Wolfsberg
    • Johannes Zebedin- 19 Jahre – SV Maria Saal
    • Florian Neumeister- 19 Jahre – Rapid Lienz
    • Daniel Leitner – 19 Jahre – SV Feldkirchen
    • Bernhard Leitner – 17 Jahre – Rapid Lienz
    • Ranacher Alexander – 17 Jahre – WAC
    • Manuel Amoser – 18 Jahre – Rapid Lienz

    Viele Spieler, in einem Alter zwischen 16 und 18 Jahren sind in diversen Klassen wie Unterliga und 1.Klasse schon zu echten Leistungsträgern gereift. Darunter Tobias Jeller, Dusan Simic, Benjamin Unterwurzacher, David Oberhuber und Martin Neunhäuserer in Nussdorf/Debant, Adrian Wibmer, Jonathan Panzl und Oliver Steiner in Matrei i.O., Theo Hibler bei ASK Klagenfurt und Florian Huber, Julian Moser der verletzte Stefan Webhofer in Thal/Assling. Zurzeit stehen drei Spieler des Jahrganges 2003 und vier Spieler des Jahrganges 2004 in der Kärntner Nachwuchsauswahl. Sollte es uns gelingen, regional wirklich die allerbesten Spieler für das Projekt LAZ Lienz/Osttirol zu gewinnen, steht einer außergewöhnlich positiven Veränderung im Bereich „Fußball-Osttirol“ nichts mehr im Wege. Dafür spricht, dass wir in den Ausbildungsspielen gegen LAZ Mannschaften aus Salzburg und aktuell in den Spielen gegen die restlichen Kärntner LAZ Teams eine sehr positive Bilanz aufweisen.

     
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