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„Der Isel kann nichts Gröberes mehr passieren“

Neue Infotafeln unterstreichen einmal mehr die Einmaligkeit des Gletscherflusses. 

Es ist eigentlich keine große Sache. An der Isel in Oberlienz wurden vier Tafeln aufgestellt, direkt am Radweg, dort wo auch Holzplattformen und Bänke zum Verweilen am hier aufgeweiteten Fluss einladen. Der Grafiker und Öko-Aktivist Klaus Dapra hat sie gestaltet, Wolfgang Retter, den man mit Fug und Recht auch „Iselretter“ nennen könnte, hat die Inhalte beigesteuert, das Flussbauamt mit Walter Hopfgartner ist ebenfalls mit einer Infotafel vertreten und der TVB Osttirol hat all das bezahlt. Mehr als „ein paar Tausender“ habe die Infoaktion nicht gekostet, erklärt der Obmann. „Da mussten wir nicht lange nachdenken.“

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Grafiker, Fotograf und Umweltschützer Klaus Dapra erklärt den Inhalt der Tafeln, die er gemeinsam mit Wolfgang Retter konzipierte.

Und doch war die Präsentation am Freitagmorgen, 30. September, einmal mehr eine Bestätigung für die besondere Magie dieses Flusses, um den sich ein Umweltkämpfer wie Retter ein halbes Leben lang Sorgen machen musste. Heute sagt er: „Der Isel kann nichts mehr Gröberes passieren.“ Allen Natura 2000-Gegnern zum Trotz ist die Isel eben doch einmalig in ihrer Art als frei fließender, durch keinen Stau und keine Ausleitung unterbrochener Gletscherfluss und das sieht man gerade an den Ausschotterungszonen, in denen der Fluss sich weitet.

Susanne Muhar, Universitätsprofessorin an der Boku, die zum Thema Gewässerschutz und Gewässerökologische Planung habilitierte, kommt seit 20 Jahren mit Studentengruppen regelmäßig an die Ufer der Isel. Dieser Fluss sei „etwas Seltenes, ein Juwel“, kein Wildfluss, aber ein besonderes Gewässer in einer besonderen Kulturlandschaft. Nur noch zwei Prozent der österreichischen Flussufer dürften sich ausweiten, so wie die Isel, teilweise die Drau und in kleinerem Maß auch der Lech. Weil das Flusssystem der Isel auch „glazial“ geprägt sei, seien die Zubringerbäche nicht minder wichtig und ebenso ein Teil des ökologischen Gesamtsystems, erklärt die Wissenschaftlerin.

All das weiß man spätestens seit der hitzigen Natura 2000-Diskussion im Vorjahr, auf die TVB-Obmann Franz Theurl verwies: „Am Montag ist die erste Natura-2000-Sitzung des Fördergremiums.“ Es habe sich also etwas bewegt, zugunsten der Isel und all jener Protagonisten, die sich mit diesem Fluss aus ökologischer Überzeugung, aber auch aus professioneller Perspektive immer wieder beschäftigen.

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Einig an der Isel: Susanne Muhar, Franz Theurl, Walter Hopfgartner und Wolfgang Retter.

Einer von ihnen ist Walter Hopfgartner, Leiter des Flussbauamtes im Bezirk und unermüdlicher „Ausweiter“ der Ufer. Er folgt dem Rat und den Ideen prominenter Vorgänger und wohl auch Vordenker wie Alfred Thenius und Lutz Tagger. Hopfgartner hält einen Tamariskenzweig und ein altes Foto in die Kamera, das ihm Thenius einmal zeigte. Schon in den sechziger Jahren erkannte der Ingenieur, der in der Zeit der großen Hochwasserkatastrophen Bauamtsleiter in Lienz war, dass der Fluss Raum braucht. Die ersten großen Ausschotterungsbecken tragen die Handschrift von Thenius.

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Wer dem Fluss Raum gibt, schützt seine Anrainer vor Hochwassergefahren. Das wussten vor Walter Hopfgartner bereits Ingenieure wie Alfred Thenius und Lutz Tagger.

Lutz Tagger, auch ein Lienzer Techniker mit Visionen, gab ein Gewässerbetreuungskonzept für die Isel in Auftrag zu Zeiten, als grün noch keine politische Farbe war. Walter Hopfgartner hat beide Männer auf der Infotafel des Flussbauamtes verewigt und freut sich schon auf das nächste Ausweitungsprojekt. Im kommenden Jahr wird sein Konzept für eine Ausschotterungsfläche in Matrei umgesetzt werden, so wie geplant und zu hundert Prozent gefördert. Auch das schien vor Jahresfrist noch undenkbar, weil einige Lokalpolitiker diese Chance noch nicht erkannten. Jetzt klappt auch dieses Vorhaben.

Vier Tafeln am Fluss sind nichts Großartiges. Aber es sind ein paar Wegweiser mehr in die richtige Richtung – am einzigen frei fließenden Gletscherfluss der Alpen.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

4 Postings

ohli
vor 8 Jahren

den unermüdlichen Leistungen des Herrn Dr. Retter ( trotz aller Widerstände) gebührt ein ganz großes DANKE.

 
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Zuckerpuppe
vor 8 Jahren

Tolle Sache - danke allen, die sich so unermüdlich für das Natura 2000 Projekt eingesetzt haben.

 
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stesom
vor 8 Jahren

wieder mal 4 so überflüssige Dinger die schönste Fotoperspektiven zerstören uns natürlich wieder 2-sprachig Deutsch-Italienisch - als ob es keine anderen Besucher bei uns geben würde - hat mich schon oft geärgert das dann nicht zumindest Englisch auch dabei ist

 
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    Senf
    vor 8 Jahren

    ...kaum passiert was im bezirk, und schon wird es zerpflückt. schade, denn information trägt zur wertschätzung bei. denk mal nach und such dir einen anderen fotostandort, es gib ja noch unzählige!

     
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