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Die LeiterInnen der Neuen Mittelschulen in Osttirol. Von links: Andreas Strasser (NMS Virgental), Reinhold Mair (NMS Abfaltersbach), Lydia Pedarnig (NMS Egger-Lienz), Willi Veider (NMS St. Jakob), Thomas Greuter (NMS Nußdorf-Debant), Peter Peinstingl (NMS Sillian), Lerndesignerin Simone Mair, Hans Lugger (NMS Lienz-Nord), Michaela Troger (NMS Kals) und Hannes Kofler (NMS Matrei). Fotos: Dolomitenstadt/Pirkner

Die LeiterInnen der Neuen Mittelschulen in Osttirol. Von links: Andreas Strasser (NMS Virgental), Reinhold Mair (NMS Abfaltersbach), Lydia Pedarnig (NMS Egger-Lienz), Willi Veider (NMS St. Jakob), Thomas Greuter (NMS Nußdorf-Debant), Peter Peinstingl (NMS Sillian), Lerndesignerin Simone Mair, Hans Lugger (NMS Lienz-Nord), Michaela Troger (NMS Kals) und Hannes Kofler (NMS Matrei). Fotos: Dolomitenstadt/Pirkner

NMS-Direktoren: Wir hätten mit einer Modellregion kein Problem

Osttirols NMS-Führungsteam gibt sich selbstbewusst und zieht positive Bilanz.

Zu einer umfassenden Rück- und Leistungsschau der Neuen Mittelschulen in Osttirol lud am 12. Dezember die zuständige Inspektorin Elisabeth Bachler, flankiert vom kompletten Schulleiterteam des Bezirkes in das Pädagogische Beratungszentrum Lienz ein. Vor vier Jahren wurde die damalige Hauptschule Lienz-Nord zur ersten Neuen Mittelschule in Osttirol, ein Jahr später folgten die anderen acht Schulen, deren Leiterinnen und Leiter ein durchwegs positives Resümee zogen und diese Beurteilung auch begründeten. Im Gespräch mit Medienvertretern erläuterten die Direktorinnen und Direktoren zentrale pädagogische Säulen und Prinzipien der Neuen Mittelschulen. Immer wieder ging es dabei um die Chance und die Herausforderung, Kinder mit verschiedenen Leistungsansprüchen zu unterrichten.

Auf das Spannungsfeld zwischen „fordern“ und „fördern“ – sprich unterschiedliche Begabungen in einer Klasse – antwortet die Neue Mittelschule mit flexiblen sozialpädagogischen Methoden, etwa konsequentem Teamteaching durch Zweierteams, die individuell auf Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern eingehen können und ihre Klassen auch in unterschiedlichen „Förder- und Fordergruppen“ organisieren. Denn auch Talente werden besonders forciert.

Hans Lugger blickt als Direktor der NMS Lienz Nord auf vier Jahre Erfahrung mit dem neuen Modell zurück, sieht viele Vorteile und hat auch die SchülerInnen nach ihren Eindrücken befragt. Sehr oft kam die Rückmeldung, dass ein zweiter Lehrer bzw. eine zweite Lehrerin vor allem dann gefragt sind, wenn ein Kind Hilfe braucht. Kooperierende Lehrer, heterogene Schülergruppen, Coaching und auch das Angebot einer ganztägigen Betreuung sind für Lugger längst Standard.

Sein Kollege Peter Peinstingl von der NMS Sillian sieht einen Paradigmenwechsel: „Bisher war alles am Lehrer orientiert. Wir verwirklichen nun einen schülerzentrierten Unterricht. Nicht das Lehren, sondern das Lernen ist Thema, nicht der Stoff steht im Mittelpunkt, sondern die Schüler, ihre Bedürfnisse und Neigungen, die wir bestmöglich fördern.“ Auch wenn eine Evaluierung der NMS-Erfolge nach so kurzer Zeit noch schwierig sei, kann Peinstingl auf einen Erfolgsindikator verweisen: „Für mich ist der wichtigste Faktor, dass die Schüler lieber zur Schule gehen. Das hat sich in den letzten vier Jahren entscheidend verändert und deshalb glaube ich, dass wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben.“

Neben inhaltlichen Instrumentarien, etwa dem E-Learning, das derzeit in drei und bald in allen Schulen Realität ist, wird dem sozialen Lernen besonderes Augenmerk mit eigenen Schwerpunktprogrammen gewidmet. Eines davon nennt sich „KEL“ und sieht regelmäßige Gespräche zwischen Kindern, Eltern und Lehrern zusätzlich zu den üblichen Sprechstunden vor.

Pflichtschulinspektorin Elisabeth Bachler (Mitte) moderierte die Präsentation im Pädagogischen Beratungszentrum Lienz, das von Conny Schroffenegger-Bodner geleitet wird. Rechts Andreas Strasser, Direktor der NMS Virgental.

„Offen, freiwillig und vertraulich“ wird Schulsozialarbeit in Problemfällen angeboten. Drei hauptberufliche Mitarbeiter stehen dafür an den Standorten Nußdorf-Debant und den Lienzer Schulen zur Verfügung, zudem hilft das Pädagogische Beratungszentrum mit 13 MitarbeiterInnen und geleitet von Conny Schroffenegger-Bodner dort, wo akuter Unterstützungsbedarf besteht. Diese BeratungslehrerInnen für Inklusion unterstützen flexibel Kinder, die ein Handicap haben, was auch immer es ist. Förderbedarf haben nämlich nicht nur Kinder mit Behinderungen, auch Flüchtlingskinder, sozial ausgegrenzte und verhaltensauffällige SchülerInnen werden gezielt betreut und in den Schulalltag integriert.

So leisten die NMS einen maßgeblichen Beitrag zur Integration von asylwerbenden Kindern. Lydia Pedarnig, Direktorin der NMS Egger-Lienz hat zwanzig Jahre Erfahrung mit dem Thema Inklusion und Osttirols größtes Asylwerberheim in der direkten Nachbarschaft der Schule: „Für uns ist das Thema Integration durch die Angerburg zum Alltag geworden. Für diese Kinder gibt es kein Eintrittsdatum, sie sind einfach da.“ Pedarnig erzählt von „überraschend viel Großzügigkeit bei Eltern und Schülern“, auch davon, dass die Kinder aus anderen Ländern oft als Bereicherung empfunden werden: „Manche Klassen fragen sogar, warum haben wir noch kein Flüchtlingskind?“

Dass auch das Leistungsniveau der Neuen Mittelschulen stimmt, beweisen eine Reihe von Indikatoren, nicht zuletzt der, dass 80 Prozent aller MaturantInnen im Bezirk eine NMS absolviert haben. 60 Prozent aller NMS-Absolventinnen besuchen nach dem Abschluss weiterführende Schulen. Nicht nur diese Zahlen zeigen, dass das Bildungssystem in Osttirol gut vernetzt ist. „Wir sehen Osttirol als eine Bildungsregion und wollten immer eine gemeinsame Entwicklung für diese Region“, erklärt der Debanter NMS-Direktor Thomas Greuter und Pflichtschul-Inspektorin Elisabeth Bachler spricht aus, was alle Direktoren denken: „Wir hätten kein Problem damit, wenn Osttirol zur Modellregion würde.“

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

17 Postings

weissbrot
vor 7 Jahren

Die DirektorInnen heulen mit den Wölfen. Kritisches Hinterfragen durch LehrerInnen ist nicht erwünscht. In diesem Konstrukt sollen Schülerinnen und Schüler zu mündigen und kritikfähigen Bürgern erzogen werden. Gute Nacht! t

 
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smile
vor 7 Jahren

Feedback von Lehrer und Eltern zweier Kinder in der NMS: beide Kinder haben sich selber für die NMS entschieden und gehen sehr gerne in die Schule. Sie haben coole Klassen und tolle Lehrer/innen und Lehrer/innenteams. Sie werden individuell top betreut. Die Hauptschulen waren und sind (NMS) schon immer de facto Gesamtschulen, da es für viele Schüler/innen am Land einfach zu weit ist, ein Gymnasium zu besuchen - und diese "Durchmischung" war und ist sicher sehr gut. Warum sich ein Schüler mit 9 Jahren entscheiden muss, welche Schule er weiterhin besuchen soll ist mir eigentlich nicht klar. Zu PISA: die Schieflage der Testungen sind schon durch den Namen vorprogrammiert...und Testungen, wo die Ergebnisse erst nach Monaten / Jahren kommen, sind an sich sehr fragwürdig...

 
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JAS
vor 7 Jahren

Es liegt wohl in der Natur der Österreicher, sich alles schönreden zu müssen. Es gibt aber Studien (die leider nicht den Weg in die Öffentlichkeit finden), die zeigen, dass das Gymnasium hinsichtlich der Schulbildung der Kinder nach wie vor weit vorne liegt, gefolgt – oh, welch Überraschung – von der guten, alten Hauptschule mit Leistungsgruppen und erst dann folgt die so hoch gelobte Neue Mittelschule. Wie soll ein System auch funktionieren, man wirft alle Kinder unterschiedlichster Stärken und Schwächen in einen Topf, rührt kräftig um und bekommt? Klar, einen Einheitsbrei auf ähnlichem, aber maximal durchschnittlichem Niveau. Ob das so gewollt ist, bezweifle ich in Anbetracht der Reaktionen auf die neueste PISA-Studie. Obiger Artikel zeigt, dass es in naher Zukunft wohl wenig Chance auf einen Ruck in die richtige Richtung geben wird, wenn nicht einmal die Direktoren dieser Schulen erkennen wollen, dass die NMS, in der derzeit praktizierten Form, kein Fortschritt sondern ein Rückschritt ist. Jedem halbwegs guten Schüler bleibt somit nur der Weg ins Gymnasium, der stetig steigende Zulauf beweist das eindrucksvoll. Gute Nacht liebe Bildung, setzen 5g!

PS: Vielleicht sollten die Direktoren etwas aufmerksamer in ihre Lehrer-Kollegschaft hinein hören, weil diese zum überwiegenden Teil nicht deren Meinung teilt!

 
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    smile
    vor 7 Jahren

    Übrigens von der Unterstufe Gym geht gerade noch ein gutes Drittel weiter in die Gym Oberstufe.... ...der stetig steigende Zulauf liegt neben dem Statussymbol wohl auch daran, dass - egal wie schwach ein Schüler aus dem Gym ist (geradenochpositiv)- er keine Aufnahmeprüfung für höhere Schulen machen muss... Die Kinder, die sich im Gynmasium schwer tun, tun sich auch in der NMS schwer und die Schülerinnen, die die NMS schaffen, würden auch das Gymnasium schaffen...nur leider hängt häufig der Schulerfolg vom Einsatz und vom Budget der Eltern ab...(nicht gerade wenig Gynmasiasten sind in Nachhilfe...).... Die Lehrer sowohl in der NMS und sicher auch im Gym bemühen sich sehr um die Kinder...die NMS ist toll organisiert, unterrichtet modern, die Schüler/innen lernen sehr viel und die Schülerinnen werden top betreut. Warum sich Kinder mit 9 Jahren für`s eine oder andere entscheiden müssen, ist mir nicht einsichtig

     
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oha
vor 7 Jahren

Das sollen mir die NMS-Direktoren/innen einmal erklären: Wenn es so toll in der NMS ist, wozu brauche ich dann eine Modellregion? Wieso wiel man ein "perfektes" System noch einmal ändern?

 
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    smile
    vor 7 Jahren

    ..weil dann mehr Schüler/innen in den NMS sind ( nämlich sprengelzugeteilt ) - Schüler/innen aus den jeweiligen Gemeinden (und anderen Bundesländern - Kärnten, Winklern) würden dann weiterhin in den eigenen Gemeinden (Sprengeln) zur Schule gehen und die Landschulen könnten dadurch leichter erhalten bleiben (in Zeiten sinkender Schülerzahlen)...Gym Unterstufe wäre dann vermutlich Geschichte...und den Kindern/Eltern wird eine Entscheidung abgenommen...

     
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liefax61
vor 7 Jahren

Evaluation der Leistungsfähigkeit der NMS Abgänger sollte doch möglich sein! Fragen wir die Lehrer in HAK,HtL BORG und LLA wie sie die NMS Abgänger vgl. mit denen der alten Hauptschule heuer erleben. Die Arbeit in den weiterführenden Schulen sollte jetzt um einiges leichter sein wenn das Fordern und Fördern im Teamteaching die Schüler weiter bringt als in den getrennten Leistungsgruppen der ehemaligen Hauptschule. Bitte um Erfahrungsberichte!

 
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Flocke
vor 7 Jahren

Von den Direktoren wird die NMS immer gelobt, habe noch von keinem Lehrer ein positives Feedback erhalten!! Hätte gerne einmal eine ehrliche Antwort. Warum werden die Pisastudien immer schlechter?? Wird ja wohl wieder an den Schülern liegen, einen anderen Grund dafür gibt es ja nie. Aus welchem Grund sollen die Kinder jetzt eigentlich lieber in die Schule gehen, wegen der NMS?? Man soll endlich nicht immer alles schönreden sondern bei den Tatsachen bleiben!

 
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Insider
vor 7 Jahren

Selbstverherrlichung der NMS mit dem guten Evaluierungsergebnis, dass die Schülerinnen und Schüler jetzt lieber in die Schule gehen - was will man mehr :-)

 
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gruenxi
vor 7 Jahren

Wenn ich diesen Bericht lese und die PISA-Studien (größtenteils in den NMS durchgeführt) vergleiche, habe ich den Eindruck, dass lt. Schulbehörden und NMS-Lehrern alles in bester Ordnung ist und es im Schulwesen keinerlei Veränderungen braucht. Wozu auch ? Die NMS-Lehrer "werten" sich durch die Modell- Region selbst auf, haben ihr Ziel erreicht. Wen interessiert da noch die Zukunft unserer Kinder?

 
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    ludwigXIV
    vor 7 Jahren

    Dass die PISA Studie bei 15 Jährigen durchgeführt wurde und noch gar kein 15 Jähriger bei uns die NMS zum damaligen Zeitpunkt absolviert hatte, weißt du anscheinend nicht. Übrigens gibt es viele Bildungsexperten, die die Aussagekraft von PISA sehr stark in Frage stellen.

     
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amRande
vor 7 Jahren

Mutige Initiative! Bislang geschützte pädagogisch-methodische Konzepte nach außen zu tragen! Liest man den Bericht, möchte man meinen, in Osttirols Schulen herrscht Eitel Wonne. Wo liegen die Herausforderungen? Wo haperts? Wo gibts Verbesserungsbedarf und woran scheitert es? Würde man die Schulen ehrlich auf Schwachstellen abklopfen, würde so manche Diskussion in kürzester Zeit durch den Datenschutz erstickt.

 
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seppb
vor 7 Jahren

Vor 4 Jahren wurde die NMS eingeführt und mittlerweile sind 80% der Maturanten NMS Schüler, die offensichtlich in 4 Jahren die NMS und die Oberstufe geschafft haben? Wenn mann die Zahlen so hinbiegen kann, braucht man wirklich nichts fürchten.

 
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siri
vor 7 Jahren

Ein Bericht zum Schmunzeln! 80 Prozent aller MaturantInnen im Bezirk haben eine NMS besucht. Vor vier Jahren wurde die erste im Bezirk gestartet, die Schüler des Ersten Jahrganges sind erst jetzt ausgeschult. Also gibt es noch keine Maturanten die eine NMS besucht haben.

 
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    Senf
    vor 7 Jahren

    stimme nicht zu? was ist da unklar?

     
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      siri
      vor 7 Jahren

      Die NMS wurde vor 4 Jahren eingeführt, mit den Kindern die in die erste Klasse (5.Schulstufe) gekommen sind. Alle anderen Klassen wurden im alten System ( Leistungsgruppen) fertig geführt. Also sind jetzt erst die ersten Schüler in einer höheren Schule.

       
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      Insider
      vor 7 Jahren

      4 + 4 = 8 und nicht 4 ;-)

       
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