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Lienz: Pletzer-Projekt im alten Postgebäude genehmigt

Gemeinderat winkt Einkaufsflächen und Hotel ohne Diskussion durch.

Es hat in Lienz schon Tradition, dass Großprojekte ohne detaillierte Beschreibung und Hintergrundinformationen durch den Gemeinderat „gewunken“ werden, während etwa Webseiten oder Radweg-Studien stundenlang bis ins kleinste Detail erläutert werden. In der Sitzung vom 20. Dezember genehmigte das Lienzer Stadtparlament in diesem Modus die Flächenwidmung und den Entwurf des Bebauungsplanes für das „Pletzer-Projekt“ im und um das Gebäude der ehemaligen Post.

Der Nordtiroler Bauherr Anton Pletzer ist Gründer und Leitfigur eines beachtlichen Firmenimperiums, zu dem neben der in Matrei beheimateten Firma IDM auch die APL-Apparatebau, diverse Tourismusbetriebe und eine beachtliche Sammlung an Gewerbe- und Einkaufsimmobilien zählen, darunter der Südpark in Klagenfurt, mit immerhin 75 Shops und 30.000 m2 Einkaufsfläche.

Weder Bürgermeisterin Elisabeth Blanik noch Bauausschussobmann Alexander Kröll konnten – oder wollten – in einer Sitzungspause Näheres zu diesem Projekt sagen. Man habe eigentlich nur die Hülle beschlossen, meinte die Bürgermeisterin, über Nutzungsmix und konkrete Planung wisse man noch zu wenig. Immerhin ließ Blanik während der Sitzung ein kleines Modell des geplanten Projekts aus ihrem Büro holen. So sieht es aus:

Wo bisher die Hinterhöfe und Gärten waren, wird sich ein mehrgliedriger Einkaufs- und Bürokomplex bis zum Europaplatz ausdehnen. Dort ist auch die Einfahrt in die zweigeschossige Tiefgarage. Gut zu erkennen ist auf der gegenüberliegenden Straßenseite das geplante Busterminal des neuen Mobilitätszentrums. Hier kommt Arbeit auf die Verkehrsplaner zu. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner

Etwas Licht ins Dunkel brachte heute im Gespräch mit dolomitenstadt.at der planende Architekt Hans-Peter Machné. Tatsächlich liege zunächst nur eine Bebauungsstudie vor, in Absprache mit dem SOG-Beirat, der für Stadt- und Ortsbildschutz zuständig ist.

Machné: "Dazu wurden circa 20 Varianten in Modell und Zeichnung untersucht – um das optimale nun vorliegende Ergebnis zu erzielen. Die kleinteilige Struktur wurde aus dem Bestand abgeleitet und fügt sich dadurch optimal ein. Die Dächer wurden so entworfen, dass die Gebäude dahinter ihren Ausblick auf die Berge nicht verlieren."

Mit vier abgestuften Gebäudekörpern gliedert Architekt Hans-Peter Machné den Gesamtkomplex zur Bundesstraße hin auf, um eine kleinteiligere, dem Stadtbild angepasste Fassadenwirkung zu erzielen. Visualisierung: Architektenbüro Machné

Das Projekt von Anton Pletzer wird in jedem Fall den unteren Hauptplatz, den Boznerplatz und den Europaplatz in Funktion und Nutzung nachhaltig verändern. Das alte Postgebäude, das in den dreißiger Jahren noch ein großes Hotel war, wird wieder seinen ursprünglichen Verwendungszweck erhalten. Ein Hotel mit 56 Zimmern und 139 Betten wird in den Obergeschossen angesiedelt. Partner ist hier höchstwahrscheinlich die steirische JUFA, die damit – nach einem gescheiterten Versuch beim Schwimmbad – nun doch ein Standbein in Lienz erhält.

Im Erdgeschoss des Postgebäudes und den abgestuften Gebäudekörpern entlang der Bundesstraße wird es mit rund 3.500 m2 Kundenfläche auf zwei Geschossen auch ein Einkaufszentrum geben. Flächenmäßig wäre das vergleichbar mit dem Citycenter. Die Rede ist von „ca. drei Geschäften“. Angesichts der Gesamtfläche wird wohl mindestens ein Großmarkt darunter sein.

Obwohl im Gemeinderat darüber gesprochen wurde, wird nach Auskunft von Bauherr Anton Pletzer kein Lebensmittelmarkt in dem Objekt angesiedelt. Die Verwertung ist noch nicht abgeschlossen, es könnten auch mehrere kleine Geschäfte kommen. Beginnen will der Unternehmer auf jeden Fall bereits Anfang 2017. Im Projekt sind auch Büros auf insgesamt 1.123 m2 Nutzfläche und sechs Wohnungen geplant. Aus- und Einfahrt in eine zweigeschossige Tiefgarage mit ca. 90 Stellplätzen werden sich an der Ostseite des Europaplatzes befinden, etwa dort, wo heute die Plakatwände stehen. Die Garage ist nicht öffentlich.

Hier auf dem Europaplatz wird man in die neue Tiefgarage mit 90 Stellplätzen ein- und ausfahren. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner

Dennoch entstehen durch dieses Objekt neue Verkehrsströme in einem sensiblen Bereich der vielbefahrenen Bundesstraße. Laut Bauausschuss-Obmann Alexander Kröll könnte künftig kein Linksabbiegen bei der Ausfahrt aus dem Europaplatz in Richtung Bahnhof mehr möglich sein, zumal auf der gegenüberliegenden Seite in einigen Jahren das Mobilitätszentrum mit dem neuen Busbahnhof liegen wird. Dessen Ein- und Ausfahrt in die Bundesstraße ist westlich der Bahnhofskreuzung geplant. Auf die Verkehrsplaner kommt also einiges an Arbeit zu.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

e ist mc 2
vor 7 Jahren

Leider verschwindet auch hier wieder ein Stück altes Lienz, die Gärten werden nach und nach zugebaut, die Natur verliert zusehends in Lienz. Und auch hier wird wieder ähnlich konzeptlos wie beim Hobag Projekt verfahren, zuerst wird alles ohne große Diskussion genehmigt, dann werden wir schon weitersehen. Schon eigenartig, wie Politiker einfach nichts dazu lernen wollen. Aber vielleicht ist dadurch das andere Projekt endlich gestorben, denn wieviel Einkaufstempel samt Verkehr verträgt Lienz wohl wirklich? Zumindest wird hier mal an eine Tiefgarage gedacht, wie es bei so manchen Projekten in der Innenstadt unterblieben ist, das ist ja auch schon eine Leistung, obwohl die Verkehrslawine dadurch auch nicht kleiner werden wird. Auf alle Fälle ist eines schon interessant. Ein Herr Pletzer geht mit seinem Einkaufstempel in die Stadt, eine RGO muss mit aller Gewalt raus, da es einfach nicht anders mehr möglich scheint, zumindest glaubt man das bei diesen Herren. Wie lange die RGO-Ruinen jetzt weiterbestehen bleiben dürfen, wohl eine halbe Ewigkeit, wie man es bei der Mühle und dem Versteigerungsareal sah und sieht. Denn die Stadt sieht sich offenbar nicht im Stande, ein Nachnutzungskonzept zu verlangen.

 
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chiller336
vor 7 Jahren

passt eh ... bau ma noch eine ampel fürs mobilitätszentrum - eine intelligente natürlich ... funktioniert ja perfekt in lienz

 
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    bergfex
    vor 7 Jahren

    Wieder wird eine inteligente Ampel kommen. (inteligent ???)

     
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