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Sie arbeiten an der Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Osttirol: Die beiden Südtiroler Gottfried Tappeiner (links) und Richard Piock. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner

Sie arbeiten an der Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Osttirol: Die beiden Südtiroler Gottfried Tappeiner (links) und Richard Piock. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner

Nach sechs Monaten zieht die Innos eine erste Bilanz

Umfragen sind ausgewertet, einige Projekte in der Spur. Innovation ist gefragt, Geduld gefordert.

Sie wurde im Juli 2016 mit großem Bahnhof aus der Taufe gehoben und ist seit 24. August im Firmenbuch eingetragen, die Innos GmbH, die unter der ehrenamtlichen Führung von Ex-Durst-Chef Richard Piock zwei Ziele erreichen soll: neue Betriebe in Osttirol anzusiedeln und die Unternehmen vor Ort wettbewerbsfähiger zu machen. Beides soll dazu führen, dass neue, qualitätvolle Arbeitsplätze im Bezirk entstehen, was wiederum die Abwanderung eindämmen und vielleicht sogar Zuwanderung fördern könnte.

Soweit so gut. Sechs Monate nach der Gründung der Innos lud Piock, flankiert vom Vorsitzenden des Innos-Beirates Gottfried Tappeiner, zu einer ersten Bilanz-Pressekonferenz. Tappeiner ist Volkswirt, stammt wie Piock aus Südtirol und unterrichtet nicht nur an der Uni Innsbruck, sondern war auch federführend am Aufbau der Bachelorstudiums „Wirtschaft, Gesundheits- und Sporttourismus“ in Landeck beteiligt. Sein Know-how, das er wie Piock unentgeltlich zur Verfügung stellt, sollte dem frischgebackenen Unilehrgang für Mechatronik in Lienz zugute kommen.

Konkret startete die Innos mit einer Innovationsumfrage unter Osttirols Unternehmen. Gut 60 Firmen beantworteten die ausgesendeten Fragebögen. Die Auswertung zeigte, dass in die Innovation von Produkten und Prozessen mehr investiert wird, als in innovatives Marketing und generell ein Nachholbedarf bei strategischem Innovationsmanagement besteht. Laut Piock werden derzeit drei Unternehmen von der Innos bei der Ausarbeitung von Forschungsprojekten unterstützt. Fünf Unternehmen erhalten eine gezielt auf Wachstum hin orientierte Beratung, dabei gehe es um Branchen wie Ofenbau, Hochwasserschutz, dietische Lebensmittel und Mechatronik.

Es gäbe auch sechs konkrete Neuansiedlungprojekte – darunter drei aus Südtirol – die insgesamt 150 Arbeitsplätze im Bezirk schaffen könnten und zum Teil schon vor der Gründung der Innos GmbH in der Spur waren. In Hopfgarten i.D. soll sich ein Betrieb mit EM, sprich „effektiven Mikroorganismen“, beschäftigen, in Virgen sollen künftig in einem Joint-Venture mit einem italienischen Betrieb dietische Lebensmittel hergestellt werden. „Keine Schlipfkrapfen“, ätzte der Innos-Chef in Richtung einiger Kritiker aus dem Iseltal.

Piock betonte ausdrücklich, dass die Innos keinen Fokus auf den Tourismus lege, „auch wenn hier das größte nicht ausgeschöpfte Wachstumspotenzial liegt“. Dieses Potenzial zu heben sei die Aufgabe anderer. Die Innos konzentriere sich auf Industrie und Gewerbe, im Speziellen auch auf das stark forcierte Osttiroler Kompetenzfeld Mechatronik.

Gottfried Tappeiner sieht vor diesem Hintergrund auch gute Chancen für den Unilehrgang, der zwar erst auf eine Handvoll Studenten verweisen könne, aber Potenzial habe. In Landeck sei man aufgrund des Studienthemas förmlich überrannt worden. „Ein technisches Studium ist ein dickeres Brett. Aber die Erträge sind am Ende höher“, erklärt Tappeiner. Generell brauche ein Kulturwandel „ein Mindestmaß an Geduld“.

Diese Eigenschaft zählt nur bedingt zu den Stärken von Richard Piock, dem bei einer Anfrage an die Osttiroler Gemeinden beinahe der Geduldsfaden riss. Die Innos wollte wissen, welche Flächen für Betriebsansiedlungen zur Verfügung stünden und bat alle 33 Osttiroler Gemeinden um Auskunft. Piock: „14 haben geantwortet, elf davon nach sechs Mal nachtelefonieren. Ich gehe davon aus, dass die anderen keine Betriebe ansiedeln wollen.“


INFO:

Die Innos GmbH setzt sich aus öffentlichen und privaten Gesellschaftern zusammen. Neben dem Land Tirol, das direkt aber auch über die Osttiroler Investment GmbH an der Innos beteiligt ist, zählen die Wirtschaftskammer, der Maschinenring, Dolomitenbank, Sparkassen Stiftung sowie Piocks Exfirma Durst zu den größeren Anteilseignern. Eine Reihe von Gewerbe- und Industriebetrieben sind ebenfalls beteiligt, entweder als Gesellschafter oder als Sponsoren. 300.000 Euro pro Jahr werden als Basisfinanzierung durch die Gesellschafter zur Verfügung gestellt. 140.000 Euro steuert das Land Tirol bei. Die Innos beschäftigt drei Mitarbeiter, Geschäftsführer Richard Piock arbeitet ehrenamtlich.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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