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Große Meister reisen zum Spiel der Könige nach Lienz

Im Februar begrüßt der Schachclub Teilnehmer aus aller Welt beim Lienz Open 2017.

Am Freitag, 10. Februar wird ein Bus am Münchner Flughafen warten, um zwei Reisegruppen nach Lienz zu bringen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Einerseits werden rund 20 Inder zusteigen, andererseits eine große Gruppe junger Menschen aus Norwegen. Ihr gemeinsames Interesse? Schach! Ihr gemeinsames Ziel: Das Lienz Open 2017, ein Turnier mit insgesamt 10.000 Euro Preisgeld, das von 11. bis 18. Februar im Volkshaus über die Bühne geht.

Seit Wochen ist Schachclub-Obmann Georg Weiler unermüdlich auf der Suche nach kostengünstigen Quartieren. 182 Anmeldungen hat er bereits für das Turnier, Spieler und Spielerinnen aus aller Welt reisen an, darunter mehr als 40 „Titelträger“, Großmeister und Fide-Meister, von denen einige zur internationalen Spitze zählen. Großmeister Evgeny Romanov aus Russland hat die aktuelle Elo-Zahl 2628 im Gepäck, nicht viel niedriger notiert Großmeister Hovhannes Gabuzyan aus Armenien.

Nach der Papierform ist er Favorit in Lienz: Großmeister Evgeny Romanov. Der Russe hat eine aktuelle Elo-Zahl von 2628.

Zwei Drittel aller TeilnehmerInnen am Turnier kommen aus dem Ausland, viele davon von sehr weit her. So hat sich beispielsweise ein 16-Jähriger aus Stralsund angemeldet und auch zwei Amerikaner nehmen am schwarzweißen Brett im Lienzer Volkshaus Platz. Neben dem hohen Ausländeranteil ist Weiler stolz auf das niedrige Durchschnittsalter. Schach zieht wieder bei Jugendlichen. Der gesamte norwegische Nachwuchskader spielt in Lienz, gecoacht von einem Großmeister.

Mit den Youngsters aus ganz Europa werden einige Jungstars der heimischen Szene um den Einzug ins Finale kämpfen, allen voran Robert Rieger, aber auch Julian Maresic, Elias Walder und Julian Bachlechner. Die Anmeldefrist läuft noch und so könnte heuer sogar der bisherige Teilnehmerrekord von 215 StarterInnen fallen. Wermutstropfen für den Veranstalter ist das Raumproblem. Das Volkshaus ist suboptimal für ein so großes Turnier, der Stadtsaal nicht leistbar.

Weiler: „Wir müssen sehr knapp kalkulieren.“ Weil die Teilnehmer oft sehr weite Anreisen haben und das Turnier eine ganze Woche dauert, sind auch günstige Quartiere ein Thema. Mancher Topspieler verzichtet auf Startgeld, wenn er im Gegenzug kostenlos logieren kann. Immerhin gilt Lienz als attraktiver Spielort in den Alpen, man freut sich auf Winterzauber und Bergromantik. Der Schachclub Lienz plant im Rahmenprogramm eine Rodelpartie und einen Ausflug ins Villgratental. Weiler: „Hätte ich 50 Gratisbetten, könnte ich 50 Großmeister zum Turnier bringen.“ Denksportler sind offenbar bescheiden.

Er zählt zu den schillerndsten Teilnehmern am Lienz Open 2017: Großmeister Simen Adgestein, der in seiner Jugend Boris Spasski besiegte. Foto: Wikimedia/Stefan64

Gut für Lienz ist, dass eine Woche später ein wichtiges Turnier in Graz steigt. Viele Teilnehmer aus Übersee reisen dorthin weiter. Einige haben sich auch bei einem Turnier in Cannes gemeldet.

Einer der buntesten Vögel im Turnierpool und zugleich auch einer der „ranghöchsten“ ist der Norweger Simen Adgestein. Seine aktuelle Elo-Zahl ist 2607. 1982 wurde er im Alter von 15 Jahren erstmals norwegischer Landesmeister. Ein Jahr später landete er einen Sensationssieg gegen Ex-Weltmeister Boris Spasski. 1985 erhielt er als erster Norweger den Großmeistertitel. Zugleich war Adgestein aber auch Fußballprofi und spielte in der norwegischen Nationalmannschaft. Er trainierte den aktuellen Schachweltmeister Magnus Carlsen, schrieb über dessen Schachkarriere das Buch "Wunderjunge" und agierte in einer populären Fernsehshow.

Bei soviel internationalem Flair verwundert es wenig, wenn auf der Website des Schachclubs die ultimative Warnung für Reisende ohne Navigationssystem zu lesen ist: „To all participants from abroad: Please, don’t mix LIENZ and Linz‼ The tournament takes place in LIENZ (Linz is another town 350 km far away from Lienz!)“

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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