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„Ich wollte schon immer ein Auslandsjahr machen“

Thomas Gruber aus Tristach macht gerade ein Au-Pair-Jahr in Amerika.

Erzähl uns doch kurz von der Zeit, bevor du als Au-Pair nach Amerika gegangen bist.
Ich besuchte die Hauptschule Egger-Lienz, entschloss mich dazu, das neunte Pflichtschuljahr an der Polytechnischen Schule in Lienz zu absolvieren und startete eine Lehre als Technischer Zeichner in einem Statik-Büro in Lienz. Im zweiten Lehrjahr beschloss ich, berufsbegleitend die Matura zu machen. Auf den Lehrabschluss und die Matura folgten sechs Monate beim Bundesheer und zwei Wochen nach der Beendigung des Wehrdienstes startete ich die Reise meines Lebens – mein Au-Pair-Jahr in Amerika.

Was hat dich dazu bewegt, als Au-Pair nach Amerika zu gehen?
Es schwirrte schon immer der Gedanke in meinem Kopf herum, ein Auslandsjahr zu machen, aber wie und wann ich es angehen wollte, wusste ich nicht wirklich. Dann hörte ich von etlichen Seiten von einem Au-Pair-Jahr. Ich informierte mich bei einigen Agenturen und wurde schließlich fündig. Die Hauptbeweggründe waren das Kennenlernen einer neuen Kultur, das Reisen durch die Welt, aber auch die Verbesserung meiner Englischkenntnisse.

Normalerweise ist das „typische“ Au-Pair ja weiblich, wurde dir der ganze Prozess in irgendeiner Form erschwert, weil du ein Mann bist?
Nein! Ich wurde genau wie jedes andere angehende Au-Pair behandelt. Zwar werden mehr weibliche Au-Pairs gesucht, dennoch suchen einige Familien in den Staaten auch männliche Au-Pairs.

Wie lange bist du jetzt schon in den Vereinigten Staaten und wann kommst du wieder zurück?
Ausgereist bin ich am 25. Juli 2016, also vor gut einem halben Jahr. Ich hatte vorerst eine Woche Aufenthalt in New York, wo ich eine Training School besuchte und am 29. Juli startete für mich der Ernst des Lebens in Houston, Texas. Zurückkommen werde ich Ende August 2017, aber es gäbe auch eine Chance, dieses Programm für sechs, neun oder zwölf Monate zu verlängern. Diese Entscheidung ist für mich zurzeit noch offen.

Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus?
Der typische Alltag in meiner Gastfamilie beginnt um 7.00 Uhr in der Früh. Mein Gastvater macht Frühstück und ich bereite den Lunch der Kinder für die Schule vor. Dann bringt meine Gastmutter die Kinder zur Schule und ich habe bis ca. 14.30 Uhr frei. Meine Gastmutter bringt die Kinder nach dem Unterricht nach Hause und anschließend startet die Nachmittagsunterhaltung. Meistens gehen wir zu einem der vielen Spielplätze in der Nachbarschaft. Ab und zu besuchen wir den Zoo oder verschiedene Museen. Feierabend für mich ist meistens um 19.00 Uhr – nachdem die Kids schlafen.

Thomas Gruber, gezeichnet von Linda Steiner.

Du hast den US-Wahlkampf ja hautnah miterlebt. Wie war das für dich und was sagst du zu Trumps Sieg?
Das lustigste an diesem Wahlkampf war, dass jeder alles mitbekam, man konnte nicht nichts mitbekommen. Überall wurde über die zwei Kandidaten gesprochen. Und zum Sieg kann ich nicht viel sagen, außer dass ich beide Kandidaten nicht besonders toll fand. Aber es war ja auch nicht meine Entscheidung.

Was vermisst du am meisten an deiner Heimat und was gefällt dir in den USA besser?
Das gute Essen und die Berge! Ok, es gibt auch gutes und gesundes Essen in meiner Gastfamilie, das mein Gastvater immer frisch kocht, aber die Österreichische Küche ist nicht zu toppen. Ich habe zwar schon probiert, traditionelle österreichische Gerichte zu kochen, das hat sich allerdings als ziemlich schwierig herausgestellt, da einige Zutaten in Amerika gar nicht erhältlich sind.

Das tolle in Amerika ist die Weitläufigkeit, die Unbegrenztheit und die vielen Angebote. Ich liebe es zum Beispiel, mit meinem Gastvater in die XXL-Supermärkte zu gehen. Außerdem mag ich sehr, dass alles – wirklich alles – sehr nah beieinander liegt und gut verbunden ist, egal ob Einkaufszentren, Cafés, Supermärkte, Museen, Spielehallen, Kinos oder Spielplätze.

Hast du dich in irgendeiner Art und Weise verändert, seitdem du im Ausland lebst?
Das kann ich selbst nicht wirklich beurteilen. Das einzige was ich sagen kann ist, dass ich mein Leben nicht mehr so genau und strukturiert führe, wie in Österreich. Der Grund dafür ist, dass meine Gastfamilie den gesamten Tagesablauf sehr spontan organisiert.

Fiel es dir schwer, dich in einem fremden Land, bei einer fremden Familie einzuleben?
Klar war es am Anfang etwas schwer und alles in allem ein holpriger Weg, aber mit der Zeit tauten sowohl ich als auch die Gastfamilie auf und es kam der Alltag ins Haus. Zurzeit kann ich mich nicht beklagen, ich fühle mich sehr wohl.

Hast du Heimweh?
Das erste und bisher einzige Mal als ich richtiges Heimweh hatte, war ganz am Anfang, als ich komplett alleine von New York nach Houston geflogen bin. Mein Flug wurde gestrichen, ich stand alleine am Flughafen und wollte nur noch nach Hause. Seit diesem Vorfall hatte ich kein richtiges Heimweh mehr. Natürlich denke ich an manchen Tagen mit gemischten Gefühlen an meine geliebte Heimat, aber ein Skype-Gespräch mit meiner Familie oder meinen Freunden heitert mich da schnell wieder auf.

Bist du in den USA auch schon gereist, oder hast du es vor?
Man könnte eigentlich schon viel mehr gereist sein, aber dafür hatte ich noch nicht genügend Zeit. Die größte Reise war eine Woche Aufenthalt in der Dominikanischen Republik. Ein weiterer Trip ging nach Kalifornien, genauer gesagt nach San Diego, und ansonsten habe ich nur kleine Trips innerhalb von Texas unternommen, wie zum Beispiel ein Wochenende in San Antonio oder Azle. Demnächst stehen zum Glück einige Reisen an, wie zum Beispiel Schiurlaub in Colorado, ein Ausflug nach Louisiana und ein Hawaii Trip.

Was sind deine Pläne für die Zeit nach deinem Aufenthalt in Amerika?
Meine Pläne für die Zukunft stehen zurzeit noch in den Sternen. Es schwirren zwei sehr unterschiedliche Vorhaben in meinem Kopf herum. Die eine Seite ist das Fortsetzen meines erlernten Berufs und Start eines Studiums für Architektur, die andere Seite wäre eine Weiterbildung im Bereich der Kindergartenpädagogik.

Könntest du dir vorstellen, deine Zelte später auch wieder in Osttirol aufzuschlagen?
Auf jeden Fall! Je nach dem wie es mit der Arbeitsmarktsituation ausschaut, wird Osttirol für mich immer eine Option bleiben und ist auch der, meiner Meinung nach, perfekte Ort, um eine Familie zu gründen.


In der Serie „Heimweh?“ porträtieren wir junge Menschen aus Osttirol, die außerhalb des Bezirkes studieren oder eine andere Ausbildung absolvieren. Du studierst oder machst eine andere Ausbildung außerhalb Osttirols? Wir porträtieren dich! Schicke uns ein paar Zeilen über dich an redaktion@dolomitenstadt.at und eine(r) unserer jungen Redakteure bzw. Redakteurinnen wird sich melden.

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