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Online-Atlas: Wo fliegen Libellen im Bezirk Osttirol?

Der Verbreitungsatlas soll ständig aktualisiert werden. Die NAGO bittet um Mithilfe.

Libellen sind als wendige Flieger und farbenprächtige, gewässergebundene Insekten allgemein geläufig. Weniger bekannt und oft nur Spezialisten vorbehalten sind jedoch Aspekte zu Biologie und Vorkommen der einzelnen Arten, insbesondere zur Habitatbindung und zur Verbreitung. Nun liegt für Osttirol ein eigener Verbreitungsatlas für diese faszinierende Tiergruppe vor, der von Oliver Stöhr zusammengestellt wurde und exklusiv auf der NAGO-Homepage zum Download bereit steht. Seit dem Erscheinen der beiden Fachbücher “Die Libellen Tirols“ von Landmann et al. (2005) und „Libellen Österreichs“ von Raab et al. (2007) konnte der Kenntnisstand über die Libellenfauna Osttirols aufgrund verstärkter Kartierungstätigkeit erweitert werden. Arten wie die Federlibelle (Platycnemis pennipes) oder die Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) sind erstmals im Bezirk Lienz nachgewiesen worden, verschollen geglaubte Arten wie die Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) oder der Kleine Blaupfeil (Orthetrum coerulescens) wurden wiederentdeckt. Einige andere Libellen wurden hingegen nicht mehr bestätigt. Aber auch die Lebensraumsituation für die Libellen hat sich inzwischen verändert: So wird etwa der einzige von Landmann et al. (2005) angeführte Libellen-Hotspot – der Nörsacher Teich an der Kärntner Grenze – aufgrund von Eutrophierung und Verlandung dieser „Auszeichnung“ heute nicht mehr gerecht; dafür darf der Alte See als „neuer“ Libellen-Hotspot Erwähnung finden (vgl. dazu den Beitrag des Verfassers im Dolomitenstadt-Magazin aus dem Jahr 2014).
Vom Vierfleck (Libellula quadrimaculata) sind im Buch “Die Libellen Tirols“ von Landmann et al. (2005) nur zwei alte Angaben aus dem Bezirk Lienz angeführt. Im Zuge der Kartierungen in den letzten Jahren konnten allerdings zahlreiche autochthone Vorkommen dieser Segellibelle in Osttirol entdeckt werden. Fotos: Oliver Stöhr
Aufbauend auf den oben erwähnten Fachbüchern, weiteren Literaturauswertungen sowie derzeit rund 300 unpublizierten, aktuellen Datensätzen wurde nun eine aktualisierte Übersicht über die derzeit bekannte Verbreitung der Libellenarten im Bezirk Lienz erstellt. Die genauen Datengrundlagen dazu (derzeit 600 Datensätze) werden vom Autor in einer Datenbank verwaltet. Die Qualität der im Verbreitungsatlas angeführten Arealbilder sei allerdings noch etwas heterogen, erklärt Oliver Stöhr: "Während aufgrund zuletzt gezielter Kartierungstouren in den Tallagen Osttirols hier ein relativ guter Erfassungsgrad vorliegt, ist die Libellenfauna der Hochlagen gebietsweise noch unzureichend erforscht, sodass weiterer Kartierungsbedarf besteht." Die Darstellung der einzelnen Libellen-Verbreitungen erfolgt im Atlas in Form von Rasterkarten (5 x 3 Minuten-Raster) mit einer Differenzierung in zwei Zeitkategorien (vor/nach 1985). Ergänzend dazu werden die Höhenverbreitungen und die Flugzeiten in Osttirol dargestellt, Fotos der Arten beigefügt und kurze textliche Angaben zur Lebensraumbindung und zur Gefährdung im Bezirk Lienz ergänzt. Der Atlas kann daher abseits seiner Hauptfunktion, nämlich als Grundlage für weitere gezielte Kartierungen und Nachsuchen, auch für Naturschutzgutachten herangezogen werden. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass alle Libellenarten in Tirol gesetzlich geschützt sind und von den 43 bisher in Osttirol nachgewiesenen Arten zehn bereits ausgestorben oder verschollen und weitere sieben Arten hier vom Aussterben bedroht sind.
Ein Neufund der letzten Jahre: Die zierliche Federlibelle (Platycnemis pennipes) war in der Fachliteratur für Osttirol noch nicht verzeichnet, tritt aber rezent zwischen Lienz und dem Kärntner Tor nicht selten auf.
Es ist geplant, den Verbreitungsatlas als „living paper“ künftig in gewissen Zeitabständen zu aktualisieren und in ein paar Jahren schließlich in einer Fachzeitschrift mit weiterführenden Angaben zu publizieren. Aus diesem Grund hofft Stöhr auf die Mithilfe von privaten Naturliebhabern bei der Erforschung der Libellen Osttirols und die Übermittlung von Libellennachweisen – und seien es nur Einzelfunde oder auch Fotos unbestimmter Arten – an folgende Mailadresse: oliver.stoehr@gmx.at.
Zitierte Literatur: Raab, R., Chovanec, A. & Pennerstorfer, J. (2007): Libellen Österreichs. Springer, 345 S. Landmann, A., Lehmann, G., Mungenast, F. & Sonntag, H. (2005): Die Libellen Tirols. Berenkamp, 324 S.  

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