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Nationalpark-Ranger: Vom Pionierprojekt zum Erfolgsmodell

Was in einem kleinen Büro begann, wurde zur etablierten Tourismus- und Bildungseinrichtung.

Frühjahr 1993: In einem kleinen Büro im Untergeschoss des Matreier Rathauses schreiben vier ambitionierte OsttirolerInnen mit dicken Permanentstiften auf Plakatpapier. „Nationalpark Hohe Tauern“ steht in großen Lettern auf den Postern. Die ersten Werbeplakate für Führungen durch den noch jungen Tiroler Nationalpark Hohe Tauern waren geboren, der Grundstein für die heute nicht mehr wegzudenkende Besucherbetreuung des Parks war gelegt. Für vierzig Schilling konnte man an den ersten Führungen mit Nationalpark-Rangern, die damals übrigens noch "Nationalparkwarte" hießen, teilnehmen. Da eigentlich der Bildungsauftrag und nicht das Geld im Vordergrund stand, gab es als Gegenleistung für jeden Gast ein Gläschen Marmelade aus dem Virger Bauernmarkt oder einen Zirbensprössling.
Das Team der Nationalpark-BetreuerInnen im Jahr 1995 – aus einem Pionierprojekt wurde seither ein erfolgreiches Tourismus- und Bildungsprogramm. Foto: NPHT
Der heutige Bekanntheitsgrad des Nationalparks war in der Anfangsphase noch nicht gegeben. Das Besucherzentrum in Matrei stand noch in den Sternen und das kleine Rathausbüro bot keine Möglichkeit, mit Gästen direkt in Kontakt zu treten. Aus diesem Grund wurden eigene Infostellen in den Nationalparkgemeinden eingerichtet, in denen man Auskunft über Führungen, die damals nur halbjährig von Mai bis Oktober angeboten wurden, erhielt. Mit den ersten Schneeschuh-Wanderungen im Winter 1997/98, die zunächst belächelt wurden, sich aber mittlerweile großer Beliebtheit erfreuen, erweiterte man das Besucherprogramm schließlich auch auf die Wintersaison. Seit damals werden Exkursionen und Vorträge das ganze Jahr über angeboten.
2002 öffnete das Nationalparkhaus in Matrei seine Türen. Vor Kurzem wurden seine Ausstellungsräume komplett neu gestaltet. Foto: NPHT
Einen Meilenstein stellte die Eröffnung des Nationalparkhauses in Matrei dar, in welches man 2002 mit Sack und Pack übersiedelte. Das Besucherzentrum mitsamt Ausstellung und kleinem Shop bot neue Möglichkeiten, mit Interessierten Kontakt aufzunehmen und auch weitere Arbeitsplätze. Über 20.000 Leute strömten im Eröffnungsjahr in das Haus, welches zunächst nur in den Sommermonaten geöffnet hatte. Parallel zur Gästebetreuung baute man ein bis heute wichtiges Standbein auf, nämlich die Betreuung von Schülern und Schülerinnen. Zunächst waren es nur die Projektwochen, in denen Schulklassen aus verschiedenen Teilen Österreichs von Mai bis Oktober in den Nationalpark Hohe Tauern kamen. Ihnen wurde ein Einblick in die faszinierende Welt des Nationalparks Hohe Tauern geboten - sei es durch Wildtierbeobachtungen, Ökorallies und viele andere Exkursionen. Um den Rangern auch einen Ganzjahresarbeitsplatz anbieten zu können, wurde das Bildungsprogramm für Schulen ausgeweitet und neben den Projektwochen gingen die Ranger auch in die Schulen, um den SchülerInnen den Nationalpark Hohe Tauern näherzubringen.
Um den Rangern auch einen Ganzjahresarbeitsplatz anbieten zu können, wurde das Bildungsprogramm für Schulen ausgeweitet. Foto: NPHT/Martin Lugger
Eines dieser ersten großflächigen Bildungsprojekte wurde 1999 mit der sogenannten Wasserschule in die Welt gesetzt, bei der die Nationalpark-Ranger ganzjährig an den Schulen unterrichteten. Auf Initiative des damaligen Direktors der Volksschule Virgen, Hans Berger, begann dann 2004 der Aufbau der Nationalpark-Partnerschulen. Zunächst ging man Kooperationen mit den Volksschulen der Nationalparkgemeinden ein, später kamen die NMS Matrei, die LLA Lienz, das Lienzer Gymnasium, sowie das Bildungszentrum Kals hinzu. Weitere Bildungsprojekte stellen heute die Klimaschule und die Nachhaltigkeitsschule dar, mit der die Nationalpark-Ranger nicht nur in Osttirol sondern auch in Nord- und Südtirol unterwegs sind. Von Anfang an ein Anliegen in den Hohen Tauern war die professionelle Ausbildung der Ranger. So absolvierten diese zunächst den Tiroler Bergwanderführerkurs, gefolgt von einer dreijährigen Ausbildung, die über die neu gegründete Nationalparkakademie durchgeführt wurde. Später kam dann noch dazu, dass jeder Ranger in Zusammenarbeit mit Universitätsprofessoren auf einem bestimmten Gebiet eine Spezialausbildung machte – das Rangerdiplom.
Emanuel Egger ist ein "Mann der ersten Stunde" und bis heute einer der bekanntesten Ranger im Nationalpark Hohe Tauern. Foto: NPHT/Martin Lugger
Seit 2010 gibt es außerdem eine österreichweite, zertifizierte Rangerausbildung. Der Grundkurs kann in jedem österreichischen Nationalpark über 17 Ausbildungstage hinweg absolviert werden. Hinzu kommt ein Aufbaumodul, welches in jedem Park unterschiedlich ist und sich über 25 Tage, inklusive zehn Tagen Praktikum, erstreckt. Den krönenden Abschluss bildet hier eine schriftliche sowie mündliche Prüfung, deren Absolventen sich dann zertifizierte Nationalpark-Ranger nennen dürfen. Um die Zertifizierung zu behalten, muss jährlich eine zweitägige Fortbildung durchgeführt werden. Diese Hürden allesamt hinter sich gelassen haben die mittlerweile zwölf Ranger, die heute Teil des Tiroler Nationalparkteams sind. Diese werden in den Spitzenzeiten zusätzlich durch Aushilfsranger unterstützt, denn die Besucherzahlen schraubten sich durch den immer größer werdenden Bekanntheitsgrad, sowie der ständigen Erweiterung des Angebots, über die Jahre hinweg stetig in die Höhe. So nahmen im Anfangsjahr 1993 noch knapp 4.800 Besucherinnen und Besucher an Führungen des Nationalparks teil, letztes Jahr waren es dann etwa 25.000. Besonders beliebt waren dabei die vier Hotspots, Gschlöss-, Ködnitz- und Umbaltal sowie die Jagdhausalmen, die jeweils rund 50.000 Gäste pro Jahr anlocken und dies wohl auch in Zukunft tun werden.
Das aktuelle Rangerteam des Nationalparks. Foto: NPHT/Martin Lugger

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