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Thomas Haidenberger: „Mein Thema ist die Energie“

Der Iselsberger Lehrer könnte in das Bundesparlament einziehen. Ein Interview.

Neben Gerald Hauser von der FPÖ hat vor allem Thomas Haidenberger von den Grünen eine halbwegs reale Chance, bei den Nationalratswahlen am 15. Oktober einen Sitz im Bundesparlament zu erobern. Wir haben mit dem 1963 geborenen Iselsberger Lehrer und Energieberater über seine Ziele und den aktuellen Wahlkampf gesprochen: Sie haben sich in der Stichwahl um Platz 2 auf der Liste der Tiroler Grünen gegen Heribert Insam durchgesetzt. Wieso glauben Sie, haben sich die Delegierten für Sie entschieden? Ich habe vielleicht den Vorteil gehabt, dass ich doch schon länger bei den Grünen aktiv bin. Heribert ist ja eigentlich über die Bundespräsidentenwahlkampagne erst so richtig dazugestoßen. Vielleicht hat dann der etwas breitere Bekanntheitsgrad die Wahl beeinflusst. Ich habe viel über die Grünen Verteiler zum Thema Energie geschrieben und informiert. Aber letztlich war ja die Entscheidung relativ knapp. Wenn Sie eine konkrete Sache in Österreich umsetzen könnten, welche wäre das? Mein Thema ist die Energie. Und da beobachte ich jetzt schon seit Jahrzehnten, in denen ich als Energieberater tätig bin, dass die Information relativ dürftig transportiert wird. Ich denke, dass die übergeordneten Stellen die Verpflichtung hätten, den Leuten die Zusammenhänge klarer zu machen, und dann auch die Möglichkeit bestünde, dass mehr weitergeht in dem ganzen Bereich. Die Fördersysteme müssten treffsicherer gestaltet werden und der Informationsstand massiv verbessert werden. In welchen Bereichen würden Sie im Parlament sonst noch gerne arbeiten? Ich bin seit 34 Jahren im Lehrberuf tätig. Im Volksschulbereich haben wir ein Gesamtschulsystem, wo praktisch alle Kinder in einem Schultyp Platz finden und entsprechend ihrer Talente gefördert werden können. Die frühe Aufgliederung in verschiedene Schultypen mit zehn Jahren ist dann nicht der ideale Weg, vor allem, weil der Bildungsweg der Eltern sehr häufig vererbt wird. Die aktuellen Schwierigkeiten mit den Migrationsströmen spielen auch stark in den Bildungsbereich hinein. Da braucht es entsprechende Ressourcen, wenn man gute Ergebnisse erzielen will. Das dritte Thema, das ich gern bearbeiten würde, ist, dass viele Entscheidungen aus der Sicht von Menschen entstehen, die ihr ganzes Leben in Ballungsräumen oder in großen Städten gelebt haben und die viele Probleme, die es bei uns in den peripheren Regionen gibt, nicht einmal vom Hörensagen kennen. Zum Beispiel gibt es in den Ballungszentren überall gut ausgebauten öffentlichen Verkehr mit engen Takten, auch mit interessanten Preislösungen. Da müsste man den Schlüssel, mit dem die Bundesnahverkehrsförderung verteilt wird, zu Gunsten von den Regionen ändern, die einen Nachholbedarf haben. Es nutzt nichts, wenn man jammert, dass es dann am Land zum Teil schon mehr als zwei Kraftfahrzeuge im Haushalt gibt. Solange es keine entsprechende Alternative gibt, um mobil zu sein, wird man da nichts weiterbringen.
Die Umfragewerte für die Grünen sind zwar nicht rosig, aber noch lebt Thomas Haidenbergers Chance auf ein Mandat. Foto: Expa/Groder
In welcher inhaltlichen Frage sind Sie anderer Meinung als Ihre Partei? Ich komme an sich von der Umweltbewegung zu den Grünen, und da gibt es wenig an Differenzen. Auf Landesebene bin ich nicht mit allen Kompromissen, die bei einer Zusammenarbeit notwendig sind, glücklich. Gerade im Bereich Energie wären die Schwerpunkte aus meiner Sicht anders zu setzen. Die Grünen haben bei Teilen der Bevölkerung das Image einer Verbotspartei - Stichwort Autofahren oder Ernährung. Wie sehr darf sich Politik in solche Lebensentscheidungen einmischen? Dieses Image ist für mich nicht nachvollziehbar. Gesetze werden bis zu einem gewissen Grad immer in persönliche Bereiche hineingehen. Aber wir haben auch noch nicht wirklich Forderungen aufgestellt, die das tägliche Leben bis ins Detail beeinflussen. Es ist nach wie vor möglich, mit allem, was auf der Straße fahren kann, auch zu fahren. Die Grünen wurden bei der letzten Nationalratswahl in Innsbruck mit 24 Prozent erste, in Osttirol hingegen bekamen sie nur knapp zehn Prozent. Wie erklären Sie sich, dass die Grünen im ländlichen Raum so schwach abschneiden? Ja, das ist auch zum Teil schwer erklärbar. Aber das ist ja nicht nur in Österreich und Tirol, sondern eigentlich in allen Ländern so, dass die Schwerpunkte anders sind. Innsbruck hat natürlich auch eine ganz andere Altersstruktur durch die vielen dort lebenden Studenten und jungen Leute. Eine Rolle spielt sicher auch das Traditionsbewusstsein, das in den ländlichen Gebieten wesentlich stärker ausgeprägt ist als in den urbanen Räumen. Widersprechen sich Traditionsbewusstsein und Grüne Werte? Aus meiner Sicht überhaupt nicht. Ich bin in vielen Bereichen regional und in der Gemeinde tätig, in Vereinen, im Pfarrgemeinderat. Tradition an sich ist ja nichts Schlechtes, nur ist es eben auch so eine menschliche Eigenschaft, dass man mit Lösungen, die man für sich irgendwann einmal gefunden hat, dann sehr lange lebt, ohne die aus irgendeinem Grund wieder zu hinterfragen. Die Situation für die Grünen im Wahlkampf ist denkbar schlecht. In den meisten Umfragen der vergangenen Monate waren die Grünen nur noch einstellig. Was ist da Ihrer Meinung nach falsch gelaufen? Da sind innerhalb kurzer Zeit einige einschneidende Ereignisse passiert. Zuerst die Geschichte mit den Jungen Grünen, die sicher nicht optimal gelaufen ist, die aber auch in der medialen Berichterstattung viel größer gemacht wurde als sie tatsächlich war. Natürlich, dass Eva Glawischnig ihren Rückzug ziemlich überraschend bekanntgegeben hat und dann die Geschichte am Bundeskongress mit Peter Pilz, das war natürlich auch keine Sternstunde. Aber es ist spannend, was daraus wird, und ich denke, dass das letzte Wort erst am Wahlabend feststehen wird. Wie hoch schätzen Sie Ihre Chancen auf ein Mandat ein? Es kann klappen, wenn das Ergebnis vom letzten Mal in Tirol auch nur größenordnungsmäßig erreicht wird. Es wäre bei dem Ergebnis noch einiges an Spielraum gewesen. Also ist es sicher wichtig, sich im Wahlkampf bemerkbar zu machen. Mit welcher Strategie gehen Sie in den Wahlkampf? Mein Ansatz ist Sachlichkeit. Dass man versucht, Themen unter die Leute zu bringen, die zukunftsrelevant sind. Wo ich beweisen kann, dass ich in dem Thema Kompetenz habe und eine Meinung habe, die uns weiterbringen kann. Mit Sensationsgeschrei zu arbeiten, das ist nicht mein Stil. Einfach sachlich und bestimmt darauf hinweisen, dass das, was die Grünen vertreten, für die Zukunft aller in Österreich wichtig ist.

7 Postings

Instinktivist
vor 7 Jahren

Es ist Millionen Jahre her, dass die Atmosphäre unseres Planeten eine ähnlich hohe CO2 Konzenttration hatte. Ich denke also, dass Energie kein so schlecht gewähltes Thema ist!

 
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    EEMichael
    vor 7 Jahren

    Es tut mir leid, dass Leute, die nicht so populistisch unterwegs sind, oft gerade deshalb belächelt werden. Thomas Haidenberger ist einer, der nicht nur auf der politischen Bühne, sondern auch als Energieberater vor Ort vielen Menschen gute Dienste leisten kann und auch tut. Ich finde es sehr schade, dass seine Chancen auf einen Einzug ins Parlament diesmal - aufgrund der Umstände nicht sehr groß sind. Er hätte es sich verdient und würde das Amt auch bestimmt gut machen - im Gegensatz zu manch anderen, die nicht viel Konstruktives beitragen.

     
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Thomas28
vor 7 Jahren

Ich würde es begrüßen wenn die Grünen eine historische Niederlage einfahren und aus dem Parlament fliegen.

 
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anton2009
vor 7 Jahren

Die Hoffnung stirbt zuletzt! Noch ist nicht sicher - dank der Abspaltung von Peter Pilz - ob sie im Parlament vertreten sein werden!

 
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    skeptiker
    vor 7 Jahren

    Den sehr wahrscheinlichen Absturz der Grünen auf 6 bis 8 Prozent kann man nicht Peter Pilz in die Schuhe schieben. Den haben die Grünen schon selbst zu verantworten. Pilz wird viele Ex-Grünwähler auffangen, also Wähler die bei dieser Wahl sowieso nicht mehr Grün wählen wollten. Aber wenige, die jetzt noch immer Grüne wählen, abwerben. Den Einzug ins Parlament werden sie meiner Meinung nach schon schaffen, aber mit sehr reduzierter Stärke.

     
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bergfex
vor 7 Jahren

Thomas Haidenberger: „Mein Thema ist die Energie“ Herr Haidenberger hat sonst wohl keine Probleme.

 
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    spitzeFeder
    vor 7 Jahren

    Und was genau wollen Sie uns damit sagen? Dass jemand, der sich als Abgeordneter für das Parlament bewirbt, kein Thema haben darf? Der zukünftige (und bisherige) Finanzminister darf also von sich nicht sagen: "Mein Thema sind die Finanzen." ?!? Echt jetzt?

     
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