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„One City“ in der Kunstwerkstatt Lienz

Zita Oberwalder, Peter Niedertscheider, Othmar Eder – drei Künstler, eine Ausstellung. 

ONE City ist eine Kurzform des Ausstellungskonzeptes und seiner Autoren: ONE steht für die Nachnamen von Zita Oberwalder (Graz), Peter Niedertscheider (Lienz) und Othmar Eder (Stettfurt, CH). Am Freitag, 6. Oktober 2017, wird die Ausstellung in der Kunstwerkstatt Lienz um 19.00 Uhr eröffnet. Was aber veranlasste die Fotografin, den Steinbildhauer und den Zeichner, Maler und Videokünstler zu einer Zusammenarbeit, die Berührungen und Korrespondenzen wie individuelle Besonderheiten gleichermaßen ins Licht rücken sollte? Es war das gemeinsame Anliegen, einen Kunstraum, der nach übereinstimmender Ansicht aller drei auch anderswo stattfinden könnte, durch Bilder für sie bedeutsamer, internationaler Städte aus seiner provinziellen Verankerung zu lösen. Zum anderen ist es die strikte Verpflichtung auf Bilder, die den Vergleich dreier Standpunkte, denen eine solche Beschränkung nicht immer genügt, erst ermöglicht. Nicht nur die Arbeiten Zita Oberwalders, sondern auch jene von Peter Niedertscheider und Othmar Eder basieren auf Fotografien. Die jeweils unterschiedliche Art der Übertragung einer zunächst nur virtuellen Realität in das eigene Medium macht den Reiz dieser Gegenüberstellung aus. Othmar Eder hat sich vor drei Jahren in Lissabon verliebt. Als „sehr neugieriger, sensibel auf oft ganz banale Dinge reagierender Mensch“ sammelt er während ausgedehnter Stadtwanderungen seine Motive und Bildgegenstände, Repräsentanten jenes fruchtbaren Augenblicks, in dem der Künstler erst leise erahnt, was sie einmal bedeutet haben, und noch nicht genau weiß, welche Bedeutung sie durch sein Zutun einmal erhalten. Der Weg dorthin ist ästhetische Forschung.
Foto: Othmar Eder
Ein zentraler Teil von Eders Exponaten ist den Calceteiros gewidmet, Steinsetzern, denen Lissabon unzählige, über viele Generationen mit weißem Kalkstein gepflasterte Straßen und Plätze verdankt. Trotzdem drohen sie schon in naher Zukunft aus dem Stadtbild ganz zu verschwinden: Waren es in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts noch rund vierhundert Personen, die sich auf dieses Handwerk verstanden, so sind es heute gerade einmal zwanzig. In einem Film und in drei zeichnerisch minutiös übertragenen Videostills begegnet der Künstler dem Handwerker auf Augenhöhe. Um das Verhältnis von Flüchtigkeit und Dauer, wie Eder es durch die Konfrontation momentaner Bewegung mit dem scheinbar fest in sich Ruhenden auf vielfältige Weise auslotet, geht es auch Peter Niedertscheider. Und auch er beobachtet Menschen. Allerdings begibt er sich nicht auf Augenhöhe mit ihnen, sondern geht entschieden auf Distanz.
Foto: Peter Niedertscheider
Bevorzugter Gegenstand des bekennend figurativen Steinbildhauers sind Menschenansammlungen in Florenz, wo sich das massentouristische Treiben an beliebiger Stelle mit historischen Assoziationen aufladen lässt. Die Piazza della Signoria und die Loggia dei Lanzi versammeln Monumente, die zu den bedeutendsten Zeugnissen europäischer Bildhauerei zählen und deshalb auch Jahr für Jahr, einem unverhältnismäßigen Souvenirladen gleich, von kamera-, smartphone- oder tabletbewehrten Gästen millionenfach heimgesucht werden. Niedertscheider kritisiert diesen Zustand nicht, er hält ihn in feinst gearbeiteten Flachreliefs aus verschiedenen Marmorsorten im doppelten Sinne als Zeitdokument fest: für den Sekundenbruchteil, den die Fotovorlage beansprucht, in der Gegenwart und Geschichte symbolhaft aneinandergeraten. Der Glaube an die Objektivität und Wahrhaftigkeit der Fotografie wurde im Zeitalter digitaler Manipulierbarkeit nachhaltig erschüttert. Analoge Fotografie und die reale Entsprechung des Bildgegenstandes in der sichtbaren Wirklichkeit sind die ersten Voraussetzungen der künstlerischen Arbeit von Zita Oberwalder.
Foto: Zita Oberwalder
Oberwalder beschränkt sich nicht auf eine favorisierte Stadt. Sie sucht ihre Motive, von Vorahnungen, Vorstellungen und Imaginationen geleitet, während ausgedehnter, gleichwohl aber zielgenauer (Fern-) Reisen auf. Bangkok und Valparaiso, Berlin, Dresden, Rom und New York sind durch Erzählungen verknüpft, die nicht nur die jeweiligen Stationen, sondern vor allem den Raum und die Zeit dazwischen thematisieren. Man wird daher selten die vertrauten Klischees dieser Orte bestätigt finden, auch nicht in jenen Fotos, die Oberwalder im Ansichtskartenformat präsentiert. Ausstellungsbesucher sind nicht aufgefordert, Erinnerungen und Wissen abzurufen, sondern durch die eigene Fantasie urbane Geschichten zu formulieren, Regionalität und Globalität in einer wechselseitig befruchtenden Koexistenz zu erleben.
ONE CITY in der Kunstwerkstatt Lienz, Mühlgasse 8a Ausstellungseröffnung: Freitag, 6. Oktober 2017, 19.00 Uhr Ausstellungsdauer: 9. Okober bis 24. November 2017 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 10.00 bis 12.00 und 13.30 bis 17.00 Uhr. Abendöffnung: Donnerstag, 18.00 bis 20.00 Uhr

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