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Getreidemühle aus Osttirol mahlt Müsli im Himalaya

Der Flocker „Hercules“ von Biotech Waldner ist Teil eines Sozialprojektes in Ladakh.

In Ladakh, im Norden Indiens, wird Gerste bis auf 4000 Meter Seehöhe angebaut. Sie dient als Grundnahrungsmittel der Menschen im Himalaya und wird nun, im Rahmen eines Sozialprojektes, erstmals als originales „Changthang Müsli“ in vorerst sehr kleinem Rahmen exportiert. Geflockt wird das Müsli mit einem Gerät aus Osttirol, dem Gewerbeflocker „Hercules“ von Biotech Waldner. Das Gerät aus Zirbenholz hat extrastarke Quetschwalzen und verarbeitet bis zu 30 Kilogramm Getreide in der Stunde zu Flocken. Die Bauern wurden in den Gebrauch eingeschult und sind nun begeisterte Müslierzeuger!
Mit dem Flocker „Hercules“ von Biotech Waldner aus Osttirol produziert diese Bauernfamilie im Himalaya künftig Müsli für den Export. Von links: Tsewang Lharjey, Sonam Phuntsok Lharjey (Projektverantwortlicher), Machung Getsul, Anand, Wangpo Tethong und Kumar.
Die Höhe und ein sehr kurzer Sommer, aber auch Probleme mit Schmelzwasser aufgrund des Klimawandels machen die landwirtschaftliche Arbeit in Ladakh sehr aufwändig. Billigimporte von Reis und Weizen konkurrenzieren die lokale Produktion und drücken die Preise, junge Leute wandern ab - es droht Entvölkerung und Verlust der traditionellen Lebensweise. Die Kleinbauernfamilien Lharjey und Diskit haben dieses Problem erkannt und wollen mit Hilfe der Organisation Gebana – und mit Osttiroler Technologie – die Wertschöpfung vor Ort steigern, um damit eine stabile Lebensgrundlage für sich und ihre Enkelgeneration zu schaffen. Für die Vermarktung ihrer Produkte fehlte bisher das Know-how. Jetzt gibt es bereits drei Exportartikel: Tsampa, eine Art Getreidemehl, Müsli und getrocknete Aprikosen, die aufgrund der Höhenlage besonders köstlich schmecken. Alle Produkte werden im biologischen Landbau gepflanzt. Beide Familien bewirtschaften ihre Felder ohne Einsatz von synthetischen Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln. Das Projekt soll auch dazu beitragen, dass weitere Kleinbauern aus der Region nach den Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft arbeiten. Hielten früher die meisten Bauernfamilien einige Schafe, die Dünger für den Ackerbau lieferten, gibt es heute nur noch wenige Nutztiere, die Bauern verwenden Kunstdünger. Diesem Trend versuchen die Kleinproduzenten entgegenzuwirken, indem sie die Tierhaltung fördern und dadurch wieder für geschlossene Kreisläufe sorgen. Durch einen ersten Export ihrer nahrhaften Spezialitäten wollen die beiden Bauernfamilien in Ladakh Erfahrungen sammeln, um ihre Produkte auch in Zukunft zu einem fairen Preis verkaufen zu können. Das wirtschaftliche Experiment funktioniert nur, wenn ausreichend Bestellungen im Himalaya eintrudeln. Erst ab einer bestimmten Zahl von Müslipackungen lohnt sich nämlich der Versand. Alle Details findet man auf der Website von Gebana.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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