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„Osttiroler Manufakturen“ starten gemeinsam durch

EU fördert neue Dachmarke und gemeinsames Marketing für lokales Kunsthandwerk.

Gerhard Moser hat seinen Beruf als Lehrer an der Glasfachschule Kramsach an den Nagel gehängt und sich eine Wasserstrahlschneidemaschine gekauft. Damit produziert der Lienzer in seiner Meisterwerkstatt kunstvolle Gegenstände vor allem aus Glas und Metall. „In Osttirol gibt es viele Handwerksspezialisten. Die meisten sind Kleinbetriebe und haben für Öffentlichkeitsarbeit weder Zeit noch Geld“, sagt Moser, Obmann des Vereins „Osttiroler Manufakturen“. Zwölf (Kunst-) Handwerksbetriebe aus Osttirol haben sich deshalb zusammengeschlossen mit einem Ziel: Die Osttiroler Handwerkskunst innerhalb und vor allem außerhalb des Bezirks bekannter zu machen. Start der Initiative war eine Umfrage der Innos GmbH unter Osttiroler Handwerksbetrieben. Es zeigte sich, dass ihr Verkauf sich hauptsächlich auf heimische Kundschaft beschränkt. Von einer gemeinsamen Organisation wünschen sich die Mehrzahl der Befragten Marketingmaßnahmen für ihre Produkte. Also formierte sich mit Unterstützung der Innos eine Gruppe von Handwerksbetrieben und Herstellern von Naturprodukten. Gemeinsam wurde ein Konzept entwickelt, Logo und grafischer Auftritt wurden ausgeschrieben und mit externen Dienstleistern entwickelt. Zur Zielsetzung orientierte man sich auch an den Erkenntnissen des Alpenforschers Werner Bätzing, der lokal hergestellten Gütern Chancen einräumt, wenn es gelingt, sie nicht allein auf dem kleinen heimischen Markt zu verkaufen, „sondern verstärkt darüber hinaus, in urbanen, kaufkraftstarken Ballungsräumen.“ Der Verein mit seinen zwölf Gründungsmitgliedern kann bereits eine recht breite Palette an Erzeugnissen anbieten: Aus Stein, Glas, Keramik, Metall, Holz, Leder, Wolle und Naturextrakten werden Drechselware, Filzpatschen, Küchenmesser, Schürhaken, Mode, Wohnaccessoires und vieles mehr gefertigt.
Stehend: Stefan Wurzer (Innos), Marika Mattersberger, Oswald Holzer und Eduard Moser. Vorne: Robert Mattersberger, Josef Dichtl, Alois Unterrainer und Gerhard Moser. Foto: Dolomitenstadt/Gander
Die „Osttiroler Manufakturen“ verstehen sich als offene Plattform und wünschen sich viele neue Mitglieder. Es gibt keine Aufnahmekriterien, die Produkte müssen lediglich „Made in Osttirol“ sein und aus kreativer und qualitativer Sicht überzeugen. Konkurrenz in der Gruppe gäbe es keine, „das Gegenteil ist der Fall“, sagt Moser, „endlich lernt man sich untereinander kennen und es gibt bereits Synergieffekte.“ Für drei Jahre wurde das Konzept durchgeplant. Die Hälfte der Kosten von insgesamt 120.000 Euro zahlt die Europäische Union aus Mitteln der Leader-Projektförderung. Die INNOS  übernimmt die Geschäftsführung für die ersten 18 Monate kostenlos. „Das ist eine große Erleichterung für die Handwerker, die sich um ihren Broterwerb kümmern müssen.“ Die verbleibenden 18 Monate wird der Verein wahrscheinlich eine Halbtagskraft anstellen. Und der Rest von den 120.000 Euro? Dieser wird für weitere Maßnahmen zur Zielerreichung des Vereins verwendet, also für gemeinsame Vetriebs- und Marktetingaktivitäten. Ein großer finanzieller Brocken sei die geplante Website samt Webshop, der im Frühjahr 2018 online gehen soll. Messeteilnahmen in angrenzenden Ballungsgebieten wie Salzburg, Bozen und München sind ebenfalls geplant. Alle direkt verkaufsfördernden Maßnahmen hat der Verein selbst zu stemmen. Die Einnahmen kommen aus Mitgliedsbeiträgen von 750 Euro und einer Umsatzbeteiligung von fünf bis acht Prozent je nach verkaufter Ware. Die erste finanzielle Ausgabe von 3.500 Euro und zugleich die erste Aktion des Vereins steht kurz bevor: Am 23. November eröffnet der Christkindlmarkt in Bruneck und die „Osttiroler Manufakturen“ sind dort bis Anfang Jänner mit ihren Werken vertreten. Sie freuen sich über zahlreichen Besuch aus der Heimat, am Lienzer Christkindlmarkt waren die Verkaufsstände schon ausgebucht. An ein eigenes Geschäft in Osttirol werde derzeit nicht gedacht, aber der Verein möchte seine Artikel permanent auch vor Ort anbieten und sucht dafür Handelspartner. Alle zwölf Mitglieder der Osttiroler Manufakturen findet man bereits auf einen Klick im Cityguide Lienz.
Evelin Gander ist nicht nur Stadtführerin und Biobäuerin, sondern auch Ideenlieferantin und Geschichtenerzählerin mit viel Einfühlungsvermögen. Thema ihrer Reportagen und Podcasts ist das Leben in all seinen Facetten.

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