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Die Gewinner und Verlierer im Artenschutz 2017

WWF: Zahl der bedrohten Tier- und Pflanzenarten erreicht neuen Höchststand.

Laut WWF war 2017 insbesondere für Schuppentiere, Insekten oder Seepferdchen ein schlechtes Jahr. Auch die afrikanischen Elefanten geraten weiter unter Druck. Wilderei kostet jedes Jahr rund 20.000 Dickhäutern das Leben. Die Zerstörung und Zerschneidung ihrer Lebensräume verschärft die Situation weiter. Insgesamt verbucht die internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN mittlerweile rund 25.800 Tier- und Pflanzenarten als bedroht. Das sei ein neuer Negativrekord und betreffe fast 30 Prozent aller untersuchten Arten, erklärt Georg Scattolin, Leiter für internationalen Artenschutz beim WWF Österreich: „Wilderei, Lebensraumverlust, Klimawandel und die dauerhafte Übernutzung natürlicher Ressourcen vernichten biologische Vielfalt. Wir Menschen verursachen das größte Artensterben seit Ende der Dinosaurier.“
Monarchfalter. Foto: WWF/David Lawson
Das massenhafte Sterben findet nicht nur in fernen Ländern sondern auch direkt vor unserer Haustür statt. „Biene Maja und Co. verschwinden heimlich, still und leise von unseren Wiesen und Feldern“, betont Scattolin mit Blick auf die 2017 veröffentlichten Zahlen zum dramatischen Rückgang bei Deutschlands Insekten, deren Situation hierzulande genauso kritisch einzuschätzen sei wie in unserem Nachbarland. Der WWF fordert daher von der neuen österreichischen Bundesregierung einen Masterplan gegen das Insektensterben und setzt sich für eine umfassende Reform der EU-Agrarförderung ein: Österreichs Vorreiterrolle beim Biolandbau solle weiter ausgebaut, und Herbizide und Neonikotinoide deutlich eingeschränkt werden. Im vergangenen Jahr gab es aber aus Sicht des WWF aber auch Lichtblicke. So steige in vielen Gebieten die Zahl der Meeresschildkröten wieder. In Kambodscha wurden gleich neun Kälber des vom Aussterben bedrohten Irawadi-Delfins beobachtet und die Population der Kaukasus Leoparden erholt sich ebenfalls.
Verlierer 2017: Schuppentiere: Schuppentiere, auch Pangoline genannt, sind die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt. Der internationale Handel mit ihnen ist seit Januar 2017 komplett verboten. Dennoch beschlagnahmen die Behörden in Afrika und Asien weiterhin tonnenweise Schuppen und hunderte ganzer Pangoline. In den vergangenen 16 Jahren wurden weltweit mehr als 1,1 Millionen Tiere illegal gehandelt. Ungezählt bleiben die Pangoline, die auf den lokalen Märkten Asiens landen. Der WWF Österreich will sich deshalb im kommenden Jahr verstärkt um  den Schutz des Pangolins bemühen.
Schuppentier. Foto: WWF/John E. Newby
Insekten: In den vergangenen drei Jahrzehnten nahm die Gesamtmasse von Insekten in Mitteleuropa  dramatisch ab. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler, die Daten aus 63 deutschen Naturschutzgebieten ausgewertet haben und einen Rückgang von mehr als 75 Prozent feststellen mussten. Der WWF warnt vor den negativen Folgen intensiver Landwirtschaft für Bienen, Schmetterlinge und Co. Drei Viertel aller Nahrungspflanzen sind von der Weitergabe des Blütenpollens durch Insekten und andere Tiere abhängig.
Libelle. Foto: WWF/Jonne Seijdel
Zentralafrikanische Waldelefanten: Dramatisch ist die Situation der zentralafrikanischen Waldelefanten. Das zeigt eine 2017 veröffentlichter Wildtierzählung des WWF, die in Kamerun, der Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und Gabun durchgeführt wurde. Im Untersuchungsgebiet sank die Zahl der Waldelefanten zwischen 2008 und 2016 um 66 Prozent auf weniger als 10.000 Tiere. Hauptgrund für den Einbruch ist der illegale Elfenbeinhandel und die damit einhergehende Wilderei. Auch afrikaweit stehen die afrikanischen Elefanten unter Druck. In den letzten zehn Jahren sind dort die gesamten Elefantenbestände um mehr als 100.000 Tiere geschrumpft.
Junge Waldelefanten. Foto: WWF/Martin Harvey
Seepferdchen: Die Bestände der Seepferdchenarten Europas sind in den letzten zehn Jahren im Mittelmeer um bis zu 30 Prozent gesunken. Handel und gezielter Fang der beiden Arten im Mittelmeer sind verboten. Aber Seepferdchen landen als Beifang in den Fischernetzen. Überdüngung, Klimawandel und Grundschleppnetze zerstören zudem ihren Lebensraum.
Seepferdchen. Foto: WWF/Zankl
Koalas: Einer WWF-Analyse zufolge sind in einigen Regionen Australiens seit den 1990er-Jahren 80 Prozent der Beutelbären verschwunden. Die Ursachen: Straßen- und Siedlungsbau, Waldrodung und Klimawandel. Mit der Vernichtung ganzer Eukalyptuswälder treibt man die Baumbewohner in die Flucht – und oft in den Tod. Aktuell führt die internationale Rote Liste die Koalas daher in der Rubrik „gefährdet“.
Koala. Foto: WWF/Warwick Sloss

Gewinner 2017: Meeresschildkröten: Die Zahl der Meeresschildkröten steigt in vielen Gebieten, ermittelte ein internationales Forscherteam. Zahlreiche Bestände zeigen demnach einen  leichten Aufwärtstrend. Von sieben Meeresschildkrötenarten stuft die IUCN weiterhin sechs als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht ein. Zur siebten Art liegen nicht genug Daten vor. Die größte Bedrohung bleibt Beifang.
Meeresschildkröte. Foto: WWF/Juergen Freund
Kaukasus Leoparden: Mit geschätzt nur 40 bis 60 Individuen steht das Überleben des Persischen Leoparden im Kaukasus seit Jahren auf der Kippe. Umso schöner, dass gleich fünf Jungtiere in WWF-Kamerafallen tappten. In den betreffenden Projektgebieten zeigt somit der jahrelange Kampf gegen Wilderei und für einen besseren Schutz und Vernetzung der Lebensräume des Kaukasus-Leoparden erste Erfolge. Damit sich langfristig eine stabile Leopardenpopulation etabliert, müssen die Schutzmaßnahmen auch über Ländergrenzen hinweg auf weitere Gebiete ausgeweitet werden.
Kaukasus Leopard. Foto: WWF/David Lawson
Mekong-Irawadi-Delfine: Mit nur 80 Tieren ist der isolierte Bestand an Irawadi-Delfinen im Mekong vom Aussterben bedroht. 2017 wurden in Kambodscha gleich neun Delfinkälber beobachtet, während gleichzeitig die Sterberate sinkt und sich der Bestand langsam erholt. Der WWF setzt sich daher für die Ausweitung der Schutzmaßnahmen ein. Weiterhin bedrohen der Bau von Staudämmen, Wasserverschmutzung und die Fischerei mit Stellnetzen das Überleben des Delfins.
Irawady Delfine. Foto: WWF/Roland Seitre
  Seeadler: Der österreichische Wappenvogel ist mit einer Flügelspannweite von 230 Zentimetern der größte Adler des Kontinents. Nach seiner Ausrottung aufgrund von Bejagung und Pestizideinsatz war er jahrzehntelang aus unseren Breiten verschwunden. Dank gemeinsamer Naturschutz-Bemühungen in ganz Europa erlebt der imposante Adler ein erfreuliches Comeback: Heuer wurden in vier Bundesländern bereits insgesamt 30 Seeadler-Paare gezählt. Sie ziehen in riesigen Horsten in schwindelerregender Höhe entlegener Bäume ihre Jungen groß.
Seeadler. Foto: WWF/Jari Peltomaeki
Blaukehlaras: Maximal 300 dieser vom Aussterben bedrohten Aras mit blauer Kehle über gelboranger Brust leben in der freien Wildbahn. Diese Überlebenden konzentrieren sich auf kleiner Fläche in der riesigen Moxos-Ebene Boliviens. Genau dort wurde 2017 ein bisher unbekannter Brutplatz entdeckt. Nun gilt es, diesen Rückzugsraum weiterhin zu bewahren und die Tiere vor illegaler Jagd zu schützen.
Der Blaukehlara. Foto: WWF/Roger Leguen

Ein Posting

hoerzuOT
vor 6 Jahren

Sehr informativer Beitrag! Vielen Dank dafür!!!

 
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