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Wer Flächen in der Stadt besitzt – wie zum Beispiel die RGO – muss bei Umwidmung in Bauland künftig zusichern, nicht mehr als 350 Euro pro Quadratmeter zu verlangen. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner

Wer Flächen in der Stadt besitzt – wie zum Beispiel die RGO – muss bei Umwidmung in Bauland künftig zusichern, nicht mehr als 350 Euro pro Quadratmeter zu verlangen. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner

Lienz knüpft Baulandwidmung an Preis-Obergrenze

Auch Toplagen dürfen nicht mehr als 350 Euro kosten. NEOS sprechen von Wahlkampfmanöver.

Auf den Vorstoß der Stadt Lienz, per Vertragsraumordnung die Grundstückspreise in Lienzer Bestlagen mit 350 Euro zu deckeln, reagieren die NEOS skeptisch. Domenik Ebner, Osttiroler Kandidat für die Landtagswahl, vermutet ein Wahlkampfmanöver und gibt zu bedenken: „Was machen Sie, wenn Sie einen Bauplatz verkaufen wollen und der Preis liegt unter Ihren Erwartungen? Sie verkaufen nicht oder umgehen die Regelung.“ Für die NEOS birgt die Vertragsraumordnung die Gefahr, dass weniger Grundstücke angeboten werden und damit die Preise auch in schlechteren Lagen anziehen.

Domenik Ebner und Dominik Oberhofer plädieren für eine liberale Preispolitik auch im Wohnbau. Foto: NEOS

Bürgermeisterin Elisabeth Blanik sieht die Wirkung der Maßnahme, die vom Bauausschuss der Stadt beschlossen wurde, naturgemäß völlig anders. Beantragt künftig jemand eine Umwidmung seines Grundstückes in Bauland, dann muss er vertraglich zusichern, dass dieses Bauland um nicht mehr als 350 Euro pro Quadratmeter verkauft wird. In südlichen Hanglagen und im Innenstadtbereich liegen die Preise bereits heute deutlich über diesem Wert. Blanik glaubt, dass sich diese Deckelung  – aus der Sicht des Käufers – positiv auf alle Lagen auswirken wird, also auch weniger attraktive Bauplätze dadurch noch günstiger werden.

Elisabeth Blanik glaubt an eine Senkung der Preise vor allem bei Grundstücken in Lienzer Toplagen. Foto: Expa

Spannend ist die neue Regelung für das derzeit wohl größte Wohnbau-Filetstück im Stadtbereich, die brachliegende RGO-Fläche entlang der Nußdorferstraße. Dort sprechen private Kaufinteressenten gegenüber dolomitenstadt.at von inoffiziellen Preisvorstellungen der Bauerngenossen jenseits der 400 Euro-Marke. Ein Quadratmeterpreis, der nach den neuen Richtlinien nicht mehr zu erzielen ist. Der Großteil dieses Grundstücks ist nach wie vor als Freiland gewidmet und würde bei Umwidmung in Wohnbauflächen höchstens 350 Euro pro Quadratmeter kosten dürfen. Zum Vergleich: Ein paar Meter weiter östlich hat die Stadt selbst Bauland um rund 200,- Euro an die Häuslbauer im Bereich der Minekugel verkauft.

Das Beispiel zeigt gut, welches politische Ziel hinter der Maßnahme steckt: Wer Grund besitzt, der als Bauland geeignet ist, soll kein Motiv haben, auf weiter steigende Preise zu spekulieren und bei entsprechender Nachfrage schon jetzt verkaufen.

Baulandmobilisierung sollte auch eine weitere Maßnahme bringen. Ähnlich wie die Gemeinde Matrei hebt Lienz seit knapp drei Jahren vorgezogene Erschließungsbeiträge ein. Für die Herstellung von Wasseranschluss, Kanal, Wegen etc. bezahlte man früher erst, wenn man auch tatsächlich zu bauen begann. Mittlerweile werden die Kosten auch dann vorgeschrieben, wenn das eigene Grundstück zwar als Bauland gewidmet, aber noch unverbaut ist. Die Einnahmen unter diesem Titel betragen mehr als 300.000 Euro pro Jahr. „Es ist schwer zu sagen, ob dadurch wirklich mehr Grundstücke auf den Markt kamen“, räumt Bürgermeisterin Blanik ein, „aber für die Liquidität der Stadt war es in jedem Fall ein guter Schritt.“

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

8 Postings

Domenik Ebner
vor 6 Jahren

Egal wohin man in Europa schaut, Mitpreisgrenzen und Limits haben immer das genaue Gegenteil bewirkt. Wohnbauförderung die wirklich hilft, Bauordnung entrümpeln und vorhandene Grundstücke mobilisieren - das hilft den Häuslbauern!

 
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defregger
vor 6 Jahren

Sicherlich wäre der m2 Preis eines gewidmeten bzw. zu widmenden Baugrundstückes nicht so hoch, wenn nicht die Krake Vater Staat bei einem Verkauf aktuell 18,2% Immobilienertragssteuer abkassieren würde. Den letzten (Käufer) beißen immer die Hunde. In diesem Falle den Häuslebauer oder der es überhaupt noch finanziert bekommt. Siehe Basel III bzw. Basel IIII.

Ein erster Ansatz könnte es sein, schließe es aber aus, dass durch diese Maßnahmen signifikante Preissteigerungen nachhaltig Einhalt geboten werden kann.

 
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    F_Z
    vor 6 Jahren

    Kannst du mir bitte ein Quelle für deine Zahlen (18,2%) nennen?

     
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osttirol20
vor 6 Jahren

Wann wird dieser Bauwahn der Frau Bürgermeisterin endlich enden? Trotz stagnierender, aber tendentiell eher sinkender, Bevölkerungszahlen fördert allen voran die Stadt-SPÖ die sinnlose Umwidmung und Verbauung von wertvollem Grünland am Stadtrand (Lienz Süd, Minekugel) durch (nicht-)gemeinnützige Wohnbauträger und somit auch das Miet-(kauf-)nomadentum, anstatt sich ernsthaft Gedanken zu machen, was mit städtebaulichen Schandflecken, wie der Südtiroler-Siedlung, dem Schulzentrum Nord oder dem einstigen Rindermarkt passiert. Von einer Architektin als Bürgermeisterin wäre in städtebaulicher Hinsicht doch etwas mehr zu erwarten gewesen, eigentlich unfassbar, dass das Wort Revitialisierung scheinbar nicht zum Wortschatz der Frau Bürgermeisterin gehört.

 
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F_Z
vor 6 Jahren

Mich würde auch mal interessieren wie bestimmte Preisvorstellungen zustande kommen... Der erstbeste Immo-Ratgeber wirft für Lienz Grundpreise von 180 € bis 255 € aus (http://www.exclusive-bauen-wohnen.at/facts-magazin/grundstueckspreise/tirol?search=9900) und etwas fachlicher gehts auch: der Preis-Median aller grundbücherlich durchgeführten Baulandtransfers in Lienz zwischen 2009 und 2016 liegt bei 196,26 €/m² (inkl. Anpassung der jählichen Preissteigerung)

 
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chiller336
vor 6 Jahren

ich find das eine gute lösung, denn manche kennen wirklich keine grenzen. also wer nicht zu diesem preis verkauft, solls behalten - so verbleiben eben auch unverbaute flächen im stadtgebiet. die natur wirds uns danken

 
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    bb
    vor 6 Jahren

    Ich stimme zu, wobei für die Natur wahrscheinlich vielfältige Privatgärten wertvoller sind als überdüngte Mais-Äcker...

     
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      chiller336
      vor 6 Jahren

      die natur muss eben nehmen was übrigbleibt - bis sie zurükschlägt

       
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