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Lienzer Stadtfeuerwehr feiert 150-jähriges Bestehen

Gründerväter, Großbrände, historische Geräte und immer mehr Einsätze. 

Am vergangenen Dienstag lud die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Lienz zu einer Pressekonferenz anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens. Kommandant Richard Stefan, sein Stellvertreter Hans-Jürgen Saiger, Chronist Johann Stefan und die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik gaben Auskunft über die Zahlen aus dem vergangenen Jahr, die Geschichte der Feuerwehr am Standort Lienz sowie über bevorstehende Projekte und Veranstaltungen.
V.l.: Obmann-Stellvertreter Hans-Jürgen Saiger, Chronist Johann Stefan, Bürgermeisterin Elisabeth Blanik und Kommandant Richard Stefan. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner
Richard Stefan, seit fünf Jahren Kommandant der FF Lienz, sprach von einem „besonderen Jahr“, das ihm und seiner 94-köpfigen aktiven Mannschaft bevorstehe. Die Aufgabenbereiche und Herausforderungen seien mit jedem Jahr gewachsen und auch die Zahl der Einsätze habe sich drastisch gesteigert. Waren es im Jahr 2008 noch 221 Einsätze, musste die Lienzer Feuerwehr im vergangenen Jahr 404 mal ausrücken. Meist handelte es sich dabei um technische Einsätze (305 Einsätze), wie zum Beispiel Ölbinden auf Verkehrsflächen, Wassereinsätze oder Unwetter- und Sturmeinsätze. „Natürlich zählt auch die berüchtigte ‚Katze auf dem Baum‘ zu dieser Art von Einsätzen“, scherzte Kommandant Stefan. Er betonte auch, wie wichtig regelmäßige Fortbildungen für ein intaktes Mannschaftsgefüge seien. Neben einer guten Mannschaft sei aber auch die entsprechende Ausrüstung essentiell. „Wir sind der Stadt Lienz und dem Land Tirol für die Unterstützung und die erfolgreiche Zusammenarbeit sehr dankbar“, richtete sich Stefan an Elisabeth Blanik. Derzeit verfüge man über 94 aktive, ehrenamtlich tätige Mitglieder, neun davon zählen zur Jugendabteilung. Ingesamt stamme rund ein Drittel der aktuellen Mannschaft aus der eigenen Jugend. Auch handle es sich nicht mehr um eine reine „Männersache“, seien mittlerweile doch drei Frauen fester Bestandteil der aktiven Mannschaft. Kommandant Richard Stefan ist auf „seine“ Organisation stolz: „Hervorzuheben ist, dass sich unsere Mannschaft aus sämtlichen Berufsgruppen zusammensetzt, was im Einsatzfall eine einzigartige Schlagkraft ausmacht.“
Kommandant Richard Stefan mit Schriftführer Lukas Muigg, Chronist Johann Stefan, Kassier Thomas Mühlmann und Kommandant-Stellvertreter Hans-Jürgen Saiger.
Die elf Einsatzfahrzeuge stehen auf dem Areal der Stadtfeuerwehr in der Dolomitenstraße sowie am zweiten Standort in Patriasdorf. Kommandant Stefan schloss mit den Worten: „Das Feuerwehrwesen ist einzigartig. Es kommt auf schnellstmögliche Hilfe binnen kürzester Zeit an. Eine gut ausgebildete Mannschaft ist dafür von großer Bedeutung.“ Bürgermeisterin Elisabeth Blanik bedankte sich bei den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Lienz: „Es ist etwas Besonderes, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Mannschaft an den unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten im Einsatz steht und ihre Freizeit für Fortbildungen opfert – und das ehrenamtlich.“ Es sei beeindruckend, mit welcher Professionalität die Lienzer Feuerwehr den Schutz der Bevölkerung in und um Lienz wahrnehme. Der Chronist und ehemalige langjährige Kommandant Johann Stefan gewährte einen kurzen Einblick in die geschichtliche Entwicklung der Lienzer Stadtfeuerwehr. Angefangen von der Gründung durch Ägidius Pegger im Jahr 1868, über mehrere Großbrände im Lienzer Stadtgebiet bis hin zu einer der schlagkräftigsten Organisationen des gesamten Bezirks.
Der Gründervater der Lienzer Stadtfeuerwehr: Ägidius Pegger. Foto: FF Lienz
Stefan erwähnte auch, dass Lienz mit Sicherheit zu jenen Städten Tirols gehöre, die im Laufe der Zeit am öftesten abgebrannt sind. Einer der verheerendsten Brände ereignete sich demnach am 8. April 1609, als im Lienzer Stadtgebiet über 266 Häuser, 70 Futterhäuser, mehrere Kirchen und auch die Liebburg abbrannten. Aus dieser verhängnisvollen Brandkatastrophe sei das Gelöbnis der Stadt Lienz zur Durchführung einer alljährlichen Bittprozession entstanden. Diese Tradition werde auch heute – 400 Jahre später – aufrechterhalten. Ägidius Pegger, federführend für die Gründung der Lienzer Stadtfeuerwehr am 5. April 1868, verunglückte im Zuge einer Übung mit einer von ihm konstruierten Feuerwehrleiter in Innsbruck tödlich. Der ehemalige Kommandant informierte auch über historische Gerätschaften, die man restauriert habe und nun bei diversen Veranstaltungen stolz zur Schau stelle. Zu besagten Geräten zählt auch die „Wolkensteinerspritze“, einer der ersten Spritzenwägen in der Stadt aus dem Jahre 1733.
Die "Wolkensteinerspritze" kann ab 15. Juni im Rahmen der Ausstellung historischer Feuerwehrgeräte besichtigt werden.
Für die kommenden Monate stehen nun umfangreiche Feierlichkeiten zum 150-Jahre-Jubiläum an. Eröffnet werden diese bereits am 22. Februar mit der Veröffentlichung des zu diesem Anlass produzierten Films „150 Jahre Feuerwehr-Lienz“ auf der Webseite der Stadtfeuerwehr. Außerdem wird der Film im CineX vor über 300 geladenen Gästen abgespielt. 
Im März erfolgt dann der Wissenstest der Feuerwehrjugend mit rund 300 Teilnehmenden aus mehreren Tiroler Bezirken. Am 6. Mai wird die Florianiprozession im Gedenken an den Stadtbrand von 1609 abgehalten, gefolgt von einer öffentlichen Feuerwehrübung im Stadtgebiet. Mitte Juni wird die Ausstellung historischer Feuerwehrgeräte, darunter auch die erwähnte „Wolkensteinerspritze“, bei der Zentrale in Lienz eröffnet. Einen Höhepunkt der Feierlichkeiten wird das alljährliche Feuerwehrfest am 7. und 8. Juli bilden. Abschließend wird am 26. Oktober ein „Tag der offenen Tür“ abgehalten. Slideshow: Roman Wagner
Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

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