Sonnblick: Zwei Extremsportler „unter Beschuss“
Beim Observatorium wird gebaggert. Wer durch die Nordrinne steigt, riskiert sein Leben.
„Am 07.04 starten Thomas Gaisbacher und ich Richtung Sonnblick Nordrinne. Da die Felle rutschen, beginnen wir bald zu stapfen und benutzen den orographisch linken Teil unterhalb der Engstelle für den Aufstieg. Knapp vor der Engstelle setzt Beschuss mit Schneebrocken ein...“ So beginnt ein Tourenbericht von Robert Zink auf der Lawinenwarndienst-Website des Landes Salzburg. Wie die Story endet, kann man hier nachlesen. Der Bericht spricht Bände.
Zink und Gaisbacher, den man in Osttirol nicht vorstellen muss, wussten nichts von Bauarbeiten auf dem Berg. Das Forschungsobservatorium auf dem Gipfel des Sonnblicks braucht eine neue Infrastruktur, Seilbahn und Stromversorgung werden erneuert, deshalb wird im Tal und auf dem Gipfel gebaggert und zudem fliegen regelmäßig Hubschrauber durch die steilen Flanken.
Der Hinweis, dass all dies stattfindet, wurde auf der Warndienst-Website allerdings erst an dem Tag eingetragen, an dem die beiden Alpinisten unterwegs waren. Auf der Website des Observatoriums folgte der Hinweis am 10. April. Dort steht zu lesen: „Der Sonnblick-Verein erneuert von April bis September 2018 die Seilbahn zum Sonnblick Observatorium. Deshalb finden im Bereich der Talstation (Nähe Ammererhof) und am Gipfel Bauarbeiten statt und es können immer wieder Hubschrauber fliegen. Wir bitten die Rinnen am Sonnblick (roter Bereich) zu meiden, um Verletzungen durch Steinschlag, etc. zu verhindern.“
Die Seilbahn zum Observatorium, das sich im Besitz eines Vereins befindet und von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG betrieben wird, ist 60 Jahre alt und auf ihre Art legendär. In einer winzigen Kiste werden Forscher und Material zum 3.106 Meter hohen Pinzgauer Gipfel transportiert, unter teilweise abenteuerlichen Bedingungen. Am 6. Juni macht das „Kistl“ seine letzte Fahrt, dann ist der Sonnblick vier Monate lang nur zu Fuß bzw. per Hubschrauber erreichbar, bevor die neue Anlage, die 3,8 Millionen Euro kostet, in Betrieb geht.
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