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Idyllisches Almdorf vor der Kulisse des Venedigergletschers. Ganz links hinter Blech der Stein des Anstoßes: das Dieselaggregat zur Betreibung eines Klärwerks. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Idyllisches Almdorf vor der Kulisse des Venedigergletschers. Ganz links hinter Blech der Stein des Anstoßes: das Dieselaggregat zur Betreibung eines Klärwerks. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Wo der Wildbach rauscht und der Diesel dröhnt

Ein Klärwerk mit Stromaggregat sorgt für dicke Luft im idyllischen Osttiroler Gschlösstal.

Das Almdorf Innergschlöß hat vieles zu bieten: malerische Idylle, saftige Wiesen, den rauschenden Gschlössbach, rustikale Holzhütten, eine einzigartige Sicht auf den Großvenediger samt Gletscher, ein Gasthaus und seit wenigen Wochen auch ein eigenes Klärwerk — angetrieben durch ein Diesel-Stromaggregat, das bis vor Kurzem weithin zu hören war. Die Vorgeschichte: Unter anderem weil der Gastbetrieb ausgeweitet wurde, reichte die bisherige Sickergrube nicht mehr aus, ein Klärwerk musste her, das Land Tirol leistete seinen Beitrag dazu und Ende Mai wurde die Anlage samt Pumpwerk in Betrieb genommen. Mit einer Energiequelle, an der sich die Geister scheiden. Weil eine Stromleitung durch das idyllische Tal nicht genehmigt wurde, installierte die Gemeinde Matrei das umstrittene Dieselaggregat, das wochenlang für Lärm und entsprechende Aufregung in der Almidylle sorgte.
Jakob Niederegger deutet an, dass diese Blechkiste nach wie vor ohrenbetäubend lärmt. Improvisiert wirkt die Energiequelle für das Klärwerk allemal. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner
Jakob Niedereggers Bauernhaus steht mitten im Almdorf, er kämpft an vorderster Front gegen die Lärmquelle, die allerdings nicht die einzige ihrer Art im Tal ist. Weder die Stallungen der Agrargemeinschaft noch der Energiebedarf des Alpengasthofes „Venedigerhaus“ können aufgrund zunehmenden Wassermangels im Hochsommer von den bestehenden Kleinkraftwerken am Tauernbach ausreichend mit Energie versorgt werden, deshalb verwenden auch sie Dieselmotoren zur Energieerzeugung, erklärt uns die Gemeinde Matrei auf Anfrage und betont, dass derzeit in der Kritik stehende Aggregat sei sogar wesentlich leiser als die beiden anderen. Stimmt zum Teil, ergab ein Lokalaugenschein. Erträglich wird der Lärm wohl vor allem, weil die Proteste bereits dazu führten, dass der umstrittene Energiespender eingehaust wurde. Bis vor kurzem sei das Stromaggregat noch frei, sprich ohne Lärmschutz, neben dem Klärwerk gestanden, erzählt uns Niederegger. Da wären sogar Gäste abgereist. Mittlerweile befindet sich das Gerät in einem Metallcontainer, von dem eine Türhälfte geöffnet bleibt, damit die Hitze entweichen kann. Deshalb erklärt die Gemeinde Matrei in einer E-Mail an Gerhard Moser von der Abteilung Wasser-, Forst- und Energierecht der Tiroler Landesregierung, dass man mittlerweile – laut Angaben von Einheimischen und Gästen – nichts mehr höre.
91 dB sind nicht von Pappe, speziell in einem Almdorf mitten im Nationalpark. Die Einhausung des Aggregats brachte allerdings Linderung für die Ohren der Anrainer.
Für Jakob Niederegger ist das Aggregat noch immer zu laut. „Ganz zu schweigen von den Tankfahrten alle paar Tage, was das kostet!” Auch die gewerberechtliche Korrektheit der jetzt konstruierten Notlösung bezweifelt der streitbare Anrainer stark: „Ein Privater hätte da so seine Probleme.“ Das Almhaus des Kritikers befindet sich auf der anderen Seite des Baches. Dort ist nach dem Empfinden des Dolomitenstadt-Redakteurs eher wenig vom Aggregat zu hören, da der reißende Gschlössbach zumindest an diesem Tag jeden künstlichen Lärm übertönt. Wechselt man das Ufer, hört man jedoch mit zunehmender Nähe zum Klärwerk ein deutliches, tieffrequentes Dröhnen, vor allem bei den Hütten, die sich in unmittelbarer Nähe zum Aggregat befinden. Die Frage, die man sich im Almdorf stellt: Fällt dieser Lärmpegel noch in den gesetzlichen Rahmen? Die Gemeinde Matrei beauftragte zur Klärung das Ingenieurbüro Rothbacher aus Zell am See mit einer Schallpegelmessung. Am 30. Juli wurde an sechs Punkten im Umkreis gemessen, jeweils bei Betrieb sowie ohne Betrieb des Stromaggregates. Das Ergebnis: Mit Ausnahme des Messpunktes 4 – in fünf Metern Entfernung zum Aggregat – sei keine Anhebung der „ortsüblichen Schallimmissionen“ festzustellen, schreiben die Experten. Durch den Betrieb des Stromaggregates „konnte während der Schallpegelmessung keine maßgebliche Änderung der örtlichen Verhältnisse festgestellt werden. Im Bereich des Messpunktes MP04 konnte der Betrieb des Stromaggregates bei gefühlter Ruhe gerade wahrgenommen werden.“ Damit ist für den Rest des Sommers für Konfliktstoff im idyllischen Almdorf gesorgt.
Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

14 Postings

sonnenstadt
vor 6 Jahren

Sommerbetrieb würde wohl sehr gut zu Sonnenenergie passen, oder? Bei zeitgemäßer, Gebäude integrierter Installation würde sich niemand daran stoßen - vielleicht sogar den einen oder anderen umweltbewussten Besucher anlocken - wäre zukunftsfähiges Marketing für den schönen Naturraum! ...ruhig und günstiger wie eine Graberei nur wegen Stromkabel!

 
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    F_Z
    vor 6 Jahren

    ich schätze mal man würde gute 500m² Solarfläche brauchen - ich bezweifle dass man das sich die in das bestehende Gebäude integrieren lassen.

    Allerdings liese sich wohl auch eine Kläranlage bauen die nur bei Sonnenschein arbeitet - mal davon ausgehend das es nicht wochenweise regnet wäre das eine interessante Vorgabe - wenn auch finanziell ein ziemlicher Unsinn...

     
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Erli
vor 6 Jahren

Nicht die Gemeinde braucht diese Kläranlage in Innergschlöss, sondern all jene, die dort ihre Almgebäude nicht nur landwirtschaftlich nutzen (dort genügt noch das berühmte „Plumpsklo“ für den Eigengebrauch ?) sondern an Gäste vermieten!

Es ist wohl selbstverständlich, dass der Gesetzgeber hier zeitgemäße Zustände im Sanitärbereich verlangt! Sollten die Gäste vielleicht in den Gschlössbach gehen und dort ihre „Notdurften“ verrichten? Super Standards im 21.Jahrhundert! Wenn auch der „Gaber Jakob“ vlg. Niederegger vermietet, dann sollte er eigentlich froh sein, dass jemand anderer dieses Klärwerk für ihn gebaut hat und auch betreibt, sonst müsste er nämlich selbst eine viel teurere Eigenkläranlage bauen. Warum regt er sich denn nur über das „Gemeinde-Aggregat“ auf, das für die Versorgung mit Notstrom und den Probebetrieb behördlich ( nicht „geweberechtlich...“) genehmigt worden ist, nicht aber über die beiden anderen, wesentlich lauteren Dieselaggregate im Innergschlöss?

Eines wird von der Agrargemeinschaft betrieben, deren Obmann er selbst war, als dieses Klärwerk genehmigt worden ist? Woher kommt eigentlich das Trinkwasser und der Strom beim „Bauernhaus“ von Herrn Niederegger und wer bezahlt diesen? Und warum regt sich Herr Niederegger so auf, wenn selbst der Redakteur von Dolomitenstadt vor Ort festgestellt hat, dass bei seinem „Bauernhaus“ auf der anderen Flussseite der Gschlössbach Tag und Nacht so laut rauscht, dass man dort mit Sicherheit nichts mehr vom Kläranlagen-Aggregat hört? Das sollte Herr Niedereggeg mal der Öffentlichkeit erklären und davon kann sich jeder Besucher des Gschlösstales selbst überzeugen!

 
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pg
vor 6 Jahren

ich war kürzlich im gschlösstal, wenn man den fast parallel zur straße verlaufenden wanderweg nutzt, bekommt man vom "waggon", taxi und co. relativ wenig mit. vom aggregat der kläranlage habe zumindest ich nichts mitbekommen, entweder es war aus oder der bach übertönt es. störender empfand ich das aggregat, welches sich am ende des dorfes befindet, das dröhnen begleitet einen fast bis ganz nach hinten zum talschluss. lt. artikel sind dort jetzt drei dieselaggregate in betrieb. wenn man auf solche "übergangslösungen" setzt, kann man diese aggregate nicht zusammenfassen, so dass es nur noch eins gibt?

 
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steuerzahler
vor 6 Jahren

Solange sich alle darüber aufregen, wenn man ein Dach statt mit Schindeln mit Solarpaneelen deckt, brauchen sie sich auch nicht über andere Energielieferanten beschweren. Ein Haus ist sowieso ein Fremdkörper in der Natur. Und wenn die PV auf dem Dach ( nicht auf der Wiese ) Energie liefert, ohne die Umgebung zu beeinträchtigen, finde ich diese Deckung akzeptabel. Auf jeden Fall besser als ein lärmender Blechkasten, der auch noch Abgas produziert. Warum gräbt man eigentlich nicht einmal ordentlich um und verlegt eine Energieleitung, einen Abwasserkanal, Glasfaser usw. in einem Zug bis ins Tal und schließt die paar Hütten an die Infrastruktur an? Dann braucht es den ganzen Zinnober vor Ort nicht. Bezahlen können das die Nutznießer, Komfort kostet eben.

 
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    chiller336
    vor 6 Jahren

    grundsätzlich ja ... ich frage mich: warum kann man das ganze nicht handln wie früher? immerhin befinden wir uns dort in einem nationalpark und nicht in einem großstadt vergnügungs park - doch geld und umsatz is hier wohl der einzige grund ... aber ganz recht, wie weiter unten beschrieben: mitterers piefke saga wird hier zum paradebeispiel und das hier in dieser schönen gegend - leider. fehlt nur noch da joe und sei whisky

     
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    genaugenommen
    vor 6 Jahren

    ja genau! ein Glasfaseranschluss bei den Hütten ist das ?wichtigste

     
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    Senf
    vor 6 Jahren

    wie denken eigentlich vermieter, die ihre hütten für viel geld über monate anderen überlassen und die allgemeinheit damit belasten. sie vermieten almhütten, die ja gar keine sind. almhütten sind bäuerliche wirtschaftseinrichtungen zur unterkunft von vieh und nicht touristen. auch wenn sie in futterkrippen übernachten. verlogenheit pur! umgebaute almhütten sind freizeiteinrichtungen wie im tal auch. die probleme der entsorgung sowie versorgung sind lagebedingt allerdings um ein vielfaches höher. und wie schon steuerzahler@ erwähnt hat, sind die kosten den nutzniessern aufzurechnen und nicht der allgemeinheit. dafür haben die bürgermeister/innen gefälligst zu sorgen. landauf und landab.

     
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Kurgan
vor 6 Jahren

Das Gschlösstal ist in den letzten 15 - 20 Jahren aufgrund der dort handelnden Personen zu einem "Piefke-Saga"-Witz verkommen.

Wer da hineinwandern möchte muss entweder mehrfach einem Taxi ausweichen, oder einem Traktor, an dem optisch ein ganzer ÖBB-Waggon gespannt ist.

Wer sich jetzt darüber beklagt, dass auch gehbehinderte Menschen in das idyllische Tal möchten, dem entgegne ich, dass früher dazu Kutschen völlig ausreichten.

Dass so etwas mitten im Nationalparkgebiet möglich ist, erschließt sich mir nicht. Daher hat mich das wunderschöne Tal schon lange verloren.

 
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    hoerzuOT
    vor 6 Jahren

    WIE RECHT SIE HABEN!Meide das einstmals ruhig-schöne Innergschlöss seit Jahren!!!

     
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    Gorilla im Nebel
    vor 6 Jahren

    Volle Zustimmung! Leider!!

     
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Pflanzerl
vor 6 Jahren

Hier wird einmal mehr der Schwachsinn so mancher Regelung deutlich. Eine Stromleitung ist "nicht genehmigungsfähig". Aber laute und stinkende Dieselaggregate samt nicht gerade emissionsfreiem Lieferverkehr, das ist in Ordnung. Könnten die Verantwortlichen bitte mal das Großhirn aktivieren?

 
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Leonhard
vor 6 Jahren

Im Bereich des Messpunktes MP04 konnte der Betrieb des Sromaggregats bei gefühlter Ruhe gerade wahrgenommen werden. Damit ist für den Rest des Sommers im idyllischen Almdorf für Konfliktstoff gesorgt. Häääh? Wie passt denn sowas zusammen?

 
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bergfex
vor 6 Jahren

Hat man sonst keine Sorgen? Bei den Gegnern sind sicher einige "Wanderer" dabei, die ein schnelles Essen wollen, ein Licht und ein Klo. Wie das alles bewerkstelligt wird, interessiert aber niemand.

 
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