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Causa OIG: Aus sechs Millionen wurden vier Euro

Wie eine OIG-Beteiligung an den Kalser Bergbahnen schleichend wertlos wurde.

Zu den aus Osttiroler Sicht spannenden Aspekten der Landtagssitzung im November, die derzeit über die Bühne geht, gehört die schriftliche Beantwortung einer bereits im Oktober eingebrachten Anfrage der Liste Fritz rund um die Beteiligung der Osttiroler Investment GmbH (OIG) an den Kalser Bergbahnen von Heinz Schultz. Wie im Juli des Jahres berichtet, hatte sich die OIG – die sich aus Mauteinnahmen der Felbertauernstraße AG speist – im Jahr 2008 mit einem Anteil von 25,1 Prozent in die Bergbahnen Kals GmbH & CoKG eingekauft. Mehrfach wurde – auch durch OIG-Geschäftsführer Karl Poppeller persönlich gegenüber Dolomitenstadt – betont, dass dies kein „verlorener Zuschuss“ (ein anderes Wort für Förderung) sei, sondern ein echtes Investment, aus dem man vielleicht eines Tages sogar Erträge erwarten könne. Nun liest man auch in der Anfragebeantwortung von Landesrätin Patrizia Zoller Frischauf, dass man bei der OIG-Beteiligung „von einer Werthaltigkeit“ ausgegangen sei. Wenige Zeilen später relativiert die Landesrätin diese Erwartungshaltung allerdings mit dem Hinweis, eine Beteiligung sei in dieser Höhe erforderlich gewesen „um das Anlaufrisiko – bis zur Realisierung der geplanten Hotelanlagen – abzufedern. Die Beteiligung geschah im Sinne des Auftrags der OIG, durch die Unterstützung von Investitionen Dritter zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur im Bezirk beizutragen.“ Diese Rechtfertigung hält die Landesrätin bis zum Schluss der mehrseitigen Anfragenbeantwortung aufrecht und legt auch noch wissenschaftliche Studien bei, die den Umwegeffekt beweisen sollen. Unbeantwortet bleibt die Gretchenfrage: Um wieviel Geld bekommt die Schultz-Gruppe das ursprünglich sechs Millionen Euro teure 25-Prozent-Paket? Es stellt sich nämlich heraus, dass die Anteile noch gar nicht bezahlt wurden. Originaltext: „Der endgültige Abtretungspreis steht noch nicht fest und wird derzeit gutachterlich festgestellt. Die detaillierte Berechnungsmethode wurde im Vertrag geregelt. Der Abtretungspreis wird absolut marktüblich nach der Ertragswertmethode unter Zugrundelegung der 'ewigen Rente' ermittelt. Maßgeblich ist der durchschnittliche Netto-Cash-Flow der letzten drei Geschäftsjahre vor dem Ausübungsstichtag. Der Jahresabschluss zum 30.04.2018 als Grundlage für die Berechnung liegt derzeit noch nicht vor.“ Die folgende Grafik zeigt den Wert der OIG-Anteile in Millionen und das Abschmelzen auf Null innerhalb von acht Jahren.

Begründet wird die Abwertung von Landesrätin Zoller-Frischauf jeweils mit den negativen Betriebsergebnissen der Kalser Bergbahnen in den acht Betriebsjahren zwischen 2008 und 2016. Hier die Zahlen dazu. Ein Klick auf die Balken zeigt den konkreten Wert:



Spannend ist die Causa auch deshalb, weil Liftkaiser Heinz Schultz neben dem Südtiroler Industriellen Franz Senfter – Präsident der Südtiroler 3-Zinnen AG – zu den starken Männern hinter der geplanten Skischaukel Sillian-Sexten zählt. Auch dort könnte, eine Genehmigung des Projekts vorausgesetzt, das Thema OIG-Finanzierung eine Rolle spielen. Die Tochtergesellschaft der Felbertauernstraße AG beteiligte sich nach einem ganz ähnlichen Modell wie in Kals auch an der Obertilliacher Bergbahn. Kritiker wie die Liste Fritz hinterfragen das Beteiligungsmodell auch deshalb, weil es trotz gegenteiliger Beteuerungen wie eine Förderung wirkt, was nicht den rechtlichen Kriterien der Europäischen Union entsprechen würde. Die komplette Anfragebeantwortung von Landesrätin Zoller-Frischauf zum Download!
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

10 Postings

F_Z
vor 5 Jahren

Ich gehe mal davon aus, das Bergbahnen immer Verlust machen werden. Die Kohle macht man mit dem drumherum (Hotels, Bars, ...). Von daher gut eingefädelt - die Lifte schreibt man in kurzer Zeit ab, und damit sind Fremdbeteiligungen quasi wertlos. Und bei den Hotels zahlt man mit dem Gewinn erstmal die Kredite zurück.

 
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42na95
vor 5 Jahren

Beim Lesen ereilen Einen irgendwie Assoziationen rund um den tiefen Süden Italiens

 
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satyr
vor 5 Jahren

Wer war eigentlich 2008 so naiv zu glauben daß die Beteiligung der Osttiroler Investment GmbH (OIG) an den Kalser Bergbahnen etwas anderes als eine versteckte Förderung war und ist. Ein klarer Fall von Umgehung der max erlaubten Förderhöhe , wie übrigens an allen Bergbahnen und den meisten anderen Tourismuseinrichtungen.

Neid auf Schultz dürfte aber bei den oben angeführten Verlusten von 6 804 638 bis einschließlich 2016 auch nicht angebracht sein. 2017 dürfte es auch nicht besser aussehen. Wenn die Entwicklung so weitergeht wird die Schließung oder Konkurs der Bahnen irgendwann eintreten.

 
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Markus aus den Hohen Tauern
vor 5 Jahren

Na seawas! Und nun will Schultz auch noch die Macht im Tourismusverband. Und die Kalser machen da fleißig mit ...

 
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unholdenbank
vor 5 Jahren

Wie kann mit vielen Worten eigentlich noch mehr verschleiern, dass einigen in Tirol hinten und vorne Steuergeld hineingeschoben wird? Und diese "Hineinschiebeopfer" werden dann noch als großartige Wirtschaftstreibende dargestellt !!!!! So viel "Förderung" würde sich so mancher redliche Wirtschaftstreibende in Osttirol wünschen.

 
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genaugenommen
vor 5 Jahren

wenn man den Lienzer Bergbahnen auf 8 jahre auch 6 mille schenkt, währe deren buchhaltung auch ausgeglichener?

 
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    bergfex
    vor 5 Jahren

    Aber die interessiert ja niemanden. Aber immer rauf mit den Preisen. Irgendwann wird sich nur mehr die Oberschicht das Schi-fahren leisten können. Vielleicht will das die AG, damit die Oberen unter sich sind.

     
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    senf
    vor 5 Jahren

    nein, denn die stadt und der TVB zahlen jährlich in etwa fast denselben betrag als verlorenen zuschuss an die LBB, schon vergessen? dort nennt man es abgang.

     
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      Warum
      vor 5 Jahren

      hallo senf, es gibt einen unterschied, die stadt lienz und den TVBO sind eigentümer der lienzer bergbahnen, die matreier bergbahnen sind ein privatunternehmen, senf, weißt du auch wieviel hunderttausend EURO der TVBO an die matreier bergbahnen jährlich zahlen muß ??? das sind alte unkündbare verträge die bei der fussionierung als "geschenk" übernommen werden mußten

       
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      senf
      vor 5 Jahren

      warum@ du hast recht, die damaligen tvbs wurden alle für ertragsbringende infrastruktur, vor allem für wintererschließungen missbraucht und auf jahre hinaus ausgemolken. das haben vor allem politische mandatare und wie ein köll, huber machne, schiffmann und weitere ortskaiser mehr oder weniger für ihre politischen erfrolgsstrategien schamlos genutzt. kein wunder, denn sie saßen zur zeit der erschließungswut an maßgeblichen hebeln, die ihnen der parteiproporz ermöglichte. du hast recht, die fussionierung der orts-tvbs hat so manche versteckte dauerverpflichtungen der tvbs ans tageslicht gebracht, manches aber bis heute nicht. aus solidarität? so durfte der tvb jahrelang die raten mit hunderttausenden euro für lifteinrichtungen in matrei abstottern, die dem privatinvestor zu einem "buchswertschilling" verscherbelt und im nachhinein als erfolgsstorry dargestellt wurden.

      die großzügigkeit der lienzer LBB bei ihrer speicherteichakrobatik sollte nicht vergessen sein, denn auch das belastet den tvb auf jahre hinaus und wenn nun der schlossberg trotz negativer gutachten auf biegen und brechen weitergeführt wird, dann wird der tvb und die stadt um neuerliche millionenbeiträge in das fass ohne boden wohl nicht umherkommen. es gäbe noch zig beispiele. sie alle hier aufzuzeigen wäre so sinnlos wie die derzeitig lächerliche diskussion um die parkplatzgebührenerhöhung in der sonnenstadt lienz.

       
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