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Was macht „soziales Wirtschaften“ so modern?

Interview mit RMO-Geschäftsführer Michael Hohenwarter über das „Abenteuer Kooperation“.

Wir haben in der Kurzserie „Neue Wege“ in den letzten Monaten gemeinsam mit dem RMO – im Rahmen von „Vordenken für Osttirol“ – einige Projekte vorgestellt, die weniger durch innovative Produkte, als durch ungewöhnliche Unternehmensstrategien auffallen. Gibt es einen Trend weg vom klassischen Firmenmodell hin zu neuen Formen des Wirtschaftens? Der grundsätzliche Betriebsmodus ist natürlich der gleiche wie vor 10 oder 20 Jahren. Aber besonders auf regionaler Ebene, wo es eine große Nähe zwischen Produzent und Konsument gibt, wurden in den letzten 10 bis 20 Jahren einige neue Modelle ausprobiert. Also ja, es gibt einen Trend. Crowdfunding boomt, Coworking ist im Kommen, Genossenschaften werden wieder modern und auch die Gemeinwohl-Idee hält mittlerweile in vielen Betrieben Einzug. Ist „soziales Wirtschaften“ im Kleinen eine Antwort auf den Neoliberalismus der Konzerne? Kapitalismus – auch in seiner neoliberalen Ausprägung – ritterte in den letzten 50 Jahren gegen den Kommunismus. Als das Feindbild des Kommunismus wegfiel, begann interessanterweise auch die fast uneingeschränkte Akzeptanz des Kapitalismus nachzulassen. Parallel dazu kann man eine stetig wachsende Suche nach Sinn und Orientierung in der Gesellschaft feststellen. Weiters bekommt der Aspekt der Nachhaltigkeit eine immer größere Bedeutung. Das, denke ich, sind ganz grob skizziert die Treiber, die „soziales Wirtschaften“ modern machen. Wir wollen wissen woher Produkte kommen, wurden sie fair hergestellt, sind sie bio, sind sie regional, all das spielt eine immer stärkere Rolle. Nicht bei jedem, aber bei einem immer größeren Teil der Gesellschaft. Es wird auch immer moderner „Teil“ eines Unternehmens oder Produkts zu sein. Hier lebt die Genossenschaftsidee wieder auf. Ein Modell, dem in der Fachwelt eine große Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung von Regionen beigemessen wird.
Michael Hohenwarter ist Geschäftsführer des Regionsmanagements Osttirol. Foto: RMO
Wo ist der Bezug zu Osttirol? Ist der Bezirk ein guter Boden für neue Wirtschaftsformen und wenn ja, warum gibt es nicht mehr davon?  Osttirol ist eine Region die  - anders als andere Regionen - noch immer ein sehr stark ausgeprägtes Gemeinwesen hat. Das zeichnet uns aus. Es gibt auch hohe Verbundenheit der Bevölkerung mit unserem Bezirk. Ich denke, dass sind wichtig Rahmenbedingungen für gemeinsinnige Projekte. Auch ist das Modell der Genossenschaft in der Region verankert. Es gibt Unternehmen, die eine Gemeinwohlbilanz erstellen. Gute Rahmenbedingungen also. Ich denke, dass die großen Trends in Osttirol nicht als erstes durchschlagen, daher können wir uns hoffentlich in Zukunft noch auf spannende Projekte freuen. Am Freitag findet eine Schwerpunktveranstaltung zum Thema statt. Worum geht es genau und wer sollte sich angesprochen fühlen? Es geht um das große Schlagwort Kooperation und das ist meiner Meinung nach für uns alle ein Thema. Kooperation ist ein Begriff, der vielleicht etwas verstaubt anmutet, aber dennoch hohe Aktualität hat. All die „neuen“ Modelle und Unternehmensformen „leben“ davon, dass es darum geht, etwas gemeinsam auf den Weg zu bringen. Darum wollen wir im Rahmen der Dialogveranstaltung „Abenteuer Kooperation – Gratwanderung zwischen Wert und Mühen“ die Kooperation zum Thema machen. Abseits von Hochglanzbroschüren, mit einem Blick hinter die Kulissen konkreter wirtschaftlicher und kommunaler Kooperationen. Das Fundament für den Dialog wird uns Robert Moser, gebürtiger Lienzer, ehemaliger Bankenvorstand und Präsident des Roten Kreuzes Tirol geben. Angesprochen können sich alle fühlen, die von den Kooperationserfahrungen anderer lernen möchten, ob Unternehmer, Gemeinderat oder engagierter Bürger. Es würde mich freuen, wenn es ein Treffpunkt der kooperativen Kräfte in unserer Region wird.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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