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WWF: Seilbahnprogramm muss „neu gedacht werden“

Umweltorganisation warnt auf Basis neuer Analysen vor „Turbo für Großprojekte“.

Auf Basis einer aktuellen Analyse warnt der WWF Österreich die schwarz-grüne Tiroler Landesregierung vor einem Durchwinken des umstrittenen Seilbahn- und Schigebietsprogramms. „Rein kosmetische Änderungen sind definitiv zu wenig. Dieses Programm muss völlig neu gedacht werden, damit es kein umweltschädlicher Turbo für neue Großprojekte wird. Denn damit würde der Bodenverbrauch in Tirol drastisch erhöht“, sagt Josef Schrank vom WWF Österreich.
WWF-Landschaftsökologe Josef Schrank. Foto: WWF
Der Landschaftsökologe der Naturschutzorganisation verdeutlicht die Folgen des Programmentwurfs in neuen Zahlen: 140 Quadratkilometer heute noch naturbelassene Landschaftsräume könnten im Rahmen von Zusammenschlüssen seilbahn- und schitechnisch verbaut werden. Die Neuerschließung von bis zu 63 Gebirgskämmen und Bergrücken sowie 23 Tälern wäre grundsätzlich zulässig. In den davon betroffenen Naturräumen befinden sich rund 400 Quadratkilometer Bergwald, 200 Quadratkilometer natürliche alpine Matten, 100 Quadratkilometer Wiesen und Weiden. Außerdem liegen hier laut WWF zahlreiche Kernlebensräume von Murmeltier, Auerhuhn oder Steinbock sowie beispielsweise 26 Moore, die nicht nur wichtige Lebensräume, sondern auch große CO2-Speicher seien. Ebenfalls erfasst wären 95 Kilometer noch intakte Fließgewässer.
Mehr als tausend Lifte und Seilbahnen gibt es in Tirol. Und es sollen trotz Klimawandel und Bedenken der Naturschützer noch mehr werden. Foto: Expa/JFK
Schon jetzt gäbe es in Tirol 93 Schigebiete, über 1.000 Liftanlagen, 3.500 Pistenkilometer, fast 5.000 Hektar technisch beschneite Fläche, 125 Speicherteiche und 18,5 Millionen Kubikmeter genehmigte Wasserentnahme zur Beschneiung, rechnet die Umweltorganisation vor. „Daher muss ein neues Programm klare Endausbaugrenzen enthalten. Alles andere bedeutet zu viel Naturbelastung, gerade vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen fünf Jahren 99 Prozent aller Bescheide zum Bau von Schigebietsinfrastruktur genehmigt wurden“, sagt Josef Schrank unter Verweis auf Angaben der Umweltanwaltschaft. Anders als bisher müssten bei einer Neuverhandlung des Programms eine echte Einbindung und ein ehrlicher Dialog aller Stakeholder gegeben sein. Die Tiroler Politik stehe jedenfalls vor einer entscheidenden Weichenstellung: „Inmitten der Klimaerwärmung weiter auf die unsichere Karte Schitourismus setzen und etliche ökologische Krisen riskieren - oder doch noch die Reißleine ziehen und eine nachhaltige Raumentwicklung für Mensch und Natur gewährleisten. Genau darum geht es jetzt, um die Seele der Alpen zu schützen“, bekräftigt Experte Schrank.

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