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Fällt durch den Klimawandel weniger Schnee?

Franz Hörl glaubt an kalte Winter. Die Zentralanstalt für Meteorologie relativiert.

Zwei Schlagzeilen zum Thema Klima lieferten Experten aus unterschiedlichen Gremien in den vergangenen Tagen. Zum einen lud Franz Hörl, Wirtschaftsbündler und Obmann des Fachverbandes der österreichischen Seilbahnen, zu einer Pressekonferenz mit Fachleuten ein, um einen „sachlichen und unaufgeregten Beitrag in einer emotionalen Diskussion“ über die Zukunft des Wintersports zu liefern. „Schneehistoriker“ Günther Aigner, früher Tourismus-Marketingmann in Kitzbühel, Meteorologe Christian Zenkl und der ehemalige Leiter des Hydrographischen Dienstes Tirol, Wolfgang Gattermayr, flankierten mit ihren Untersuchungen die These des wortgewaltigen Liftbetreibers, wonach „jede, meist auf nachweislich mangelhaften Klimamodellierungen basierende Absage an den Wintersport übereilt und unverantwortlich erscheint.“
Klimawandel? Kein Thema für Liftbetreiber und Wirtschaftskämmerer Franz Hörl.
Die von der Seilbahnwirtschaft beauftragten Forscher werteten eine Menge Daten aus und rechnen vor, dass in den vergangenen 30 Jahren die Winter auf den Bergen Tirols im Mittel von sieben amtlichen Bergwetterstationen deutlich kälter geworden seien. Auch ein späteres Einsetzen des Schneefalls sei nicht nachvollziehbar. Schneehistoriker Aigner: „Nein, die Daten zeigen keinen Trend zu veränderten Einschneizeitpunkten. Diese über die Jahrzehnte kaum erkennbaren Veränderungen werden von der sehr hohen Variabilität der Einzeljahre überlagert und sind deshalb ohne statistische Signifikanz“, so Aigner. Wissenschaftlich korrekt sei somit die Aussage, dass der Beginn der Winterdecke statistisch unverändert ist. Weder schneie es „früher“, noch „später“ als im langjährigen Mittel. Nur wenige Tage nach der Vorstellung dieser Thesen meldet die Zentralanstalt für Meteorologie, dass 2018 das wärmste Jahr in der 251-jährigen Messgeschichte Österreichs sei. Von den 20 wärmsten Jahren der vergangenen zweieinhalb Jahrhunderte fallen laut ZAMG 14 in die 2000er-Jahre. Von der Zentralanstalt stammt auch die bisher umfassendste Untersuchung zur Entwicklung der Schneelage in Österreich, das Projekt Snowpat, das gemeinsam mit der Universität Graz im November 2017 veröffentlicht wurde und die Thesen der Experten rund um Franz Hörl einigermaßen relativiert. Zwar verweist auch der Klimaforscher Marc Olefs von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik darauf, dass allgemeine Vorhersagen für den Wintersport nur sehr schwer machbar seien, aber: „Ein Ziel des Projekts Snowpat von ZAMG und Uni Graz war daher unter anderem, die Schneelage in Österreich so detailliert zu untersuchen, dass kurzfristige, mittelfristige und langfristige Trends für die einzelnen Regionen klar unterschieden werden können. Ein Ergebnis daraus: Die langfristigen Trends, in Zeiträumen über etwa 50 Jahren, zeigen im Großteil Österreichs einen Rückgang der Schneemenge und der Tage mit Schneedecke." Vor allem tiefer liegende Schigebiete – zu denen beispielsweise auch der Hochstein in Lienz zählt – geraten laut ZAMG durch steigende Temperaturen unter Druck. Hier eine Grafik, die die Entwicklung der Schneehöhen in verschiedenen Städten, darunter auch Lienz, sehr anschaulich zeigt. Details der ZAMG-Studie kann man hier nachlesen.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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