Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören
Die Seilbahn auf das Zettersfeld hat ein Ablaufdatum. Spätestens 2030 werden 25 Millionen Euro für ihre Erneuerung benötigt. Foto: Wolfgang C. Retter

Die Seilbahn auf das Zettersfeld hat ein Ablaufdatum. Spätestens 2030 werden 25 Millionen Euro für ihre Erneuerung benötigt. Foto: Wolfgang C. Retter

Lienzer Bergbahn: unterschätzt und überfordert?

Trotz guter Zahlen geht das Unternehmen einer ungewissen Zukunft entgegen.

Klaus Hofstätter kann sich eine leichte Ironie nicht verkneifen: „Ich habe bei 3,5 Millionen begonnen, jetzt liegen wir bei 5,2 Millionen Euro Jahresumsatz. Ich glaube kaum, dass das eine andere Seilbahn in Osttirol schafft. Also kann nicht alles falsch gewesen sein.“ Der Vorstand der Lienzer Bergbahnen AG trat 2011 ein schwieriges Amt an. Er übernahm die Führung eines Unternehmens, das als „Fass ohne Boden“ galt, getragen von zwei Haupteigentümern – Stadt Lienz und TVB Osttirol – deren Chemie nicht immer stimmte und belastet durch eine wuchtige Investition in die unterste Sektion des Hochsteins, Herzensberg der Lienzer, der starke Emotionen weckt und sich dadurch jeder kaufmännischen Logik entzieht.

Klaus Hofstätters Bilanz ist nicht schlecht. Für einen Investitionsschub bei den Lienzer Bergbahnen fehlt dennoch das Geld. Foto: Brunner Images

Acht Jahre später hat Hofstätter einiges geschafft und viel gelernt. Er kann nicht nur einen Umsatzrekord vorweisen, sondern auch einen positiven Cashflow von immerhin 1,3 Millionen Euro. In anderen Worten: Die laufenden Ausgaben der Bergbahnen sind deutlich niedriger als die laufenden Einnahmen. In der vergangenen Saison gelang schließlich – einem Traumwinter geschuldet – auch die Trendumkehr bei den permanent sinkenden Auslastungszahlen, wie unsere Tabelle zeigt. Bis Dreikönig war die Auslastung auch in diesem Winter gut, aktuellere Zahlen gibt es noch nicht.



Hofstätter: „Wir haben in den letzten Jahren mehr als fünf Millionen Euro Schulden und Leasingverpflichtungen zurückgezahlt. Und wir mussten nicht betteln gehen.“ Und die 300.000 Euro, die Stadt und TVBO aktuell zuschießen? Das ist kein Almosen? „Das ist ein reiner Cashflow-Ausgleich für den Hochstein. Der müsste im Winter laut einem Aufsichtsratsbeschluss eigentlich zugesperrt werden. Die Bedingung für eine Aufhebung dieses Beschlusses war, dass die Eigentümer den negativen Cashflow ausgleichen,“ erklärt der Bergbahnmanager und bleibt bei seinem Credo: „Wir sind liquid, uns geht es nicht so schlecht.“ Also alles eitel Wonne? Warum dann die ständigen Unkenrufe? „Weil wir einen enormen Modernisierungsbedarf aufgrund des Alters der Anlagen haben.“

Das Unternehmen sammelt Kraft für schwere Zeiten, denn die liegen nicht nur hinter der Liftgesellschaft, sondern auch vor ihr. Obwohl die Öffentlichkeit eher in Richtung Hochstein blickt, wo sich Lienzer Stadtmarketing und TVBO einen Wiederbelebungswettlauf liefern, liegt Klaus Hofstätters Fokus auf der anderen Seite des Talbodens. Das von ihm geführte Unternehmen kann mittlerweile ein zwar karges, aber immerhin selbst finanziertes Dasein fristen, ist aber noch lange nicht fit für den Tag X. Das ist jener Tag, an dem die Seilbahn auf das Zettersfeld ausgedient hat.

2025 läuft ihre Lebensperiode ab, man geht aber von einer Galgenfrist bis 2030 aus. Dann muss die alte Bahn gegen eine neue getauscht werden, im Idealfall samt neuer, attraktiverer Bergstation. Kostenpunkt vorsichtig gerechnet: 25 Millionen Euro. Nicht nur die vielzitierte „Zegg-Studie“ geht davon aus, dass die Bergbahn allein mit diesem Brocken überfordert ist. Nur eine generelle Trendwende in der touristischen Entwicklung des Lienzer Beckens würde Investitionen dieser Größenordnung rechtfertigen. Vorschläge gibt es, wir skizzieren einige davon – nach der TVBO-Wahl!

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

14 Postings

Ostiroler
vor 5 Jahren

...ist natürlich ein Grund stolz darauf zu sein den Umsatz zu erhöhen indem man die Leistung bei gleichbleibenden Kartenpreisen stark senkt. Oder warum war es trotz kalten Nächten erst möglich Mitte Jänner die Famileinabfahrt der 1. Sektion zu beschneien, oder das Schoberköpfl aufzusperren. Was sagt Herr Hofstätter dazu wenn in Skigebieten der Osttiroler Konkurenz bereits im Dezember alle Pisten perfekt beschneit sind? Wenn Lienzer lieber lange Autofahrten in Kauf nehmen, als zu Hause Ski zu fahren. Kartenpreise im Vergleich zu Top Skigebieten, Preis- Leistung.... da gäbe es einiges zu berichten. Warum schreibt man nicht mal darüber? Fehlinvestitionen bei Liften wie z.B. dem Biedner Sessellift....eine Katastrophe...welches Skigebiet (ausser irgendein Skigebiet im tiefen Russland) hätte zu dieser Zeit einen solchen Lift angeschafft?

Wie schauts mit zukünftigen Investionen beim Fuhrpark aus? Pistengeräre usw? Wie gesagt Fass ohne Boden...

Schön rechnen kann man viel, nur irgendwann wird es dann immer enger, und dann? Will man den Tourismus in Lienz mit Gewalt zerstören? Hoffe dass die zuständigen Herren das endlich einmal kapieren und die nötigen Schritte einleiten.

 
1
2
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
genaugenommen
vor 5 Jahren

bei senkender berförderunszahlen bedeutet das ernorme preiserhöhungen, ob dass eine besonere leistung darstellt? sollte man nicht versuchen die besucherzahlen bei moderaten preisen zu erhöhen?

 
0
4
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
Goodiegoodie
vor 5 Jahren

Den Hochstein für den Winterbetrieb sterben zu lassen, wäre das Aus für Lienz als Wintersportort! Wegen dem Zettersfeld kommt niemand nach Lienz! Sobald man den Kinderschikursen entwachsen ist, ist das Zettersfeld kein Angebot mehr. Der Hochstein hingegen ist einzigartig! Man hätte damals die neue Seilbahn zumindest bis zur Sternalm machen müssen mit einer Mittelstation bei der Moosalm, und dafür den Osttirodler weglassen, der ohnehin nur den schönen Schlusshang zerstört hat. Und dazu eine Möglichkeit schaffen, die oberste Sektion zu beschneien, denn die ist das Herzstück des Hochstein!

 
2
11
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
    steuerzahler
    vor 5 Jahren

    Das stimmt so nicht. Ich fahre gerne auf dem Zettersfeld. Ich kenne viele Leute, die nur dort fahren. Ich mag die sonnigen Pisten. Auf dem Hochstein ist es kalt, schattig, eisig. Wer das mag, kann gerne dort fahren. Ich fahre dann im Sommer mit dem Osttirodler.

     
    1
    3
    Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
keinexperte
vor 5 Jahren

Interessant wäre eine Gegenüberstellung der Ersteintritte Zettersfeld und Hochstein.

 
1
7
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
alpensepp
vor 5 Jahren

Tatsache ist....für eine gewinnbringende Zukunft (Neubau) der Bergbahnen brauchen wir mehr Frequenz, bedeutet mehr Betten und mehr Verkehr, bedeutet auch im Gegenzug zu wenig Parkplätze am Zettersfeld.....also Tiefgarage....bedeutet ....wieder zu wenig Geld... Tatsache ist aber auch....jeder Unternehmer muß zuerst Investieren um später Erfolg zu haben...

 
0
7
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
senf
vor 5 Jahren

Soweit ich mich errinnern kann, war immer schon das Zettersfeld der Herzensberg der Lienzer und seiner Nachbargemeinden. Im Sommer so wie im Winter ist dieser Berg mit einer der ersten Gondelbahn weitum beliebt und ist es heute noch!

Allerdings hat man sich dort mit der Mautstraße und damit Öffnung des Berges für den allgemeinen Verkehr ein großes Eigentor geschossen. Die vielen kleinen Berghüttenbesitzer können ebenfalls günstigst zufahren und lassen sich die Straßenkosten von den anderen Straßenbenutzern durch Mautgebühren gütigst zahlen, der Eigenanteil für diesen Freizeitspass hält sich daher in Grenzen. Dafür der Fluch über den Lärm und Gestank, wie man dort oben ja ofters hört.

Falls man sich für den Fortbestand des Zettersfeldes eine moderne USB leisten will, wird man auch über diese Umstände nachdenken müssen.

 
3
7
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
    steuerzahler
    vor 5 Jahren

    Wann fährt man als Tages- oder Saisonkartenbesitzer wohl hinauf?

    Wenn es unten keinen Parkplatz mehr gibt, oder wenn ich erst später wieder runter will.

     
    2
    5
    Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
      senf
      vor 5 Jahren

      vorwiegend im sommer, und das dürften ja nicht wenige sein, meinte ich.

       
      2
      1
      Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
steuerzahler
vor 5 Jahren

Bravo! Das ist eine gute Nachricht. Und was macht man, wenn eine Investition erforderlich wird? Richtig - Sparen!

Wenn ich mir ein neues Auto kaufen will, dann lasse ich das Kapital anwachsen, und wenn der Preis meines Traums auf dem Konto liegt, wird zugeschlagen.

So eine große Investition ist natürlich etwas aufwendiger in der Planung, aber das Prinzip ist das gleiche. Mit 1 Mio pro Jahr ist es noch nicht zu schaffen. Daher muß verhindert werden, daß das Kapital in fremde Taschen wandert und der Fluß muß noch gesteigert werden. Aber das sollte sich ausgehen.

Viel Erfolg bei der Planung und der Kapitalbeschaffung.

 
3
7
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
    baur.peter
    vor 5 Jahren

    dein optimismus in allen ehren, aber die rede ist von einem modernisierungsbedarf mehrerer anlagen ( mehrzahl), da wirds ohne neuen investor nicht gehen. zum leben zuwenig, zum sterben zuviel.

     
    4
    9
    Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
      le corbusier
      vor 5 Jahren

      diesen investor wird es nicht geben wenn nicht vorher die modernisierung oder zumindest das geld dafür locker gemacht wird.

      glaube immer noch, dass es auch ein Vorteil sein kann wenn die Bergbahnen der Öffentlichkeit gehören und nicht rein gewinnorientiert/-maximierend arbeiten müssen. Nur so kann man sich eine gewisse Liebhaberei wie den Hochstein leisten.

       
      6
      2
      Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
      steuerzahler
      vor 5 Jahren

      Was macht ein Investor? Er steckt Kapital hinein, um später um so mehr heraus zu bekommen. Oder um das Unternehmen komplett zu übernehmen und dann noch mehr herausziehen zu können. Dabei ist für ihn jede Schweinerei legitim. Auch öffentliche Förderungen sind da herzlich willkommen.

      Nur um den Lienzern eine schöne Gondelbahn zu gönnen, macht das niemand.

       
      2
      6
      Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
bergfex
vor 5 Jahren

„Weil wir einen enormen Modernisierungsbedarf aufgrund des Alters der Anlagen haben.“

Wie machen das andere?? Machen die was besser?? Lukrieren sie irgendwo Kapital?? Was ist mit Förderungen die andere erhalten (oder auch nicht)??

 
7
3
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren