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Preisverleihung an Gerhard Polt in Meran. Auch die Well-Brüder erhielten einen kleinen Stier. Von links: Stofferl, Karli und Michael Well, Gerhard Polt und Moderator Robert Asam. Fotos: RAI Südtirol

Preisverleihung an Gerhard Polt in Meran. Auch die Well-Brüder erhielten einen kleinen Stier. Von links: Stofferl, Karli und Michael Well, Gerhard Polt und Moderator Robert Asam. Fotos: RAI Südtirol

Ein Salzburger „Ehrenstier“ für Gerhard Polt

Der Satiriker und Kabarettist wurde in Meran für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Die Symbolik ist Zufall, das Timing nicht. Zwei Tage bevor Gerhard Polt in Meran mit einem Salzburger „Ehrenstier“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, brillierte er am 9. Mai in der Lienzer Rinderarena gemeinsam mit den kongenialen Well-Brüdern aus´m Biermoos und bewies eindrucksvoll, dass er auch nach 44 Jahren auf der Bühne nichts an Stimmgewalt und satirischer Treffergenauigkeit eingebüßt hat. Der Mann braucht auch mit 77 Jahren – er feierte am 7. Mai Geburtstag – keine Gedankenstütze, um seine Schnurren zu immer neuen Wortkaskaden aufzutürmen, bis dem Publikum vor lauter Lachen unweigerlich die Tränen kommen.
Das Kurhaus in Meran war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Seit dem 11. Mai kann Polt seiner respektablen Preissammlung eine weitere Trophäe hinzufügen. In Meran wurden bei einem Galaabend die Salzburger Stiere vergeben. Den renommierten Kleinkunstpreis heimsten heuer Simon & Jan (Deutschland), Patti Basler (Schweiz) und Lisa Eckhart (Österreich) ein. Gerhard Polt erhielt den „Ehrenstier“ für ein OEuvre, das nicht nur hochintelligent und unterhaltsam ist, sondern ein echtes Gesamtkunstwerk aus Inhalt und Vortrag. Der Veranstalter, ein Gremium von Radio-Unterhaltungsabteilungen der ARD, des ORF, von Schweizer Radio und Fernsehen SRF sowie des Rai-Sender Bozen, beschreibt den Preisträger so: Wenn Gerhard Polt da ist, dann ist er da. Steht im Raum oder auf der Bühne und füllt sie aus. Mühelos. Wahrscheinlich liegt darin sein Geheimnis: dass er die Fähigkeit, einfach nur da zu sein, beherrscht wie kaum ein anderer. Seit über vierzig Jahren brilliert Polt als Kabarettist und Satiriker, als Filmregisseur und Hörspielmacher, als Geschichtenerzähler und Philosoph. Er braucht keinen Ruhestand, um in sich zu ruhen. Um „herumzuschildkröteln“ und das „Vor-sich-hin-Sinnlosen“ zu kultivieren. Das sind so Begriffe, wie sie nur dem Polt einfallen und in denen eine ganze Lebensphilosophie kristallisiert. Ruhe, das ist für Gerhard Polt die Voraussetzung, um die Komik zu sortieren, die in der Welt herumliegt. Um den Wahnsinn im Alltäglichen zu erkennen. Polt ist ein begnadeter Beobachter. Er schaut seinen Zeitgenossen aufs Maul. Auch und gerade dann, wenn es weh tut. Wenn der Mensch seine monströse Seite zeigt. Wenn er sich als engstirnig, kleingeistig und ignorant erweist. Polt wuchtet ihn auf die Bühne, in seiner ganzen furchterregenden Banalität, schauderhaft echt, eben „fast wia im richtigen Leben“. Und hier, passend zum bevorstehenden Urnengang, die Sicht des Satirikers auf Europa:
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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