Lienzer Gymnasiasten auf Schulbesuch in Kokkola
Eine Woche Finnland und unzählige Eindrücke vom Leben im hohen Norden.
Mit dem Sieg der Eishockey-Weltmeisterschaft machte Finnland vor Kurzem wieder auf sich aufmerksam. Ansonsten hört man von dem dünn besiedeltem Land, in dem die Sonne im kurzen Sommer nicht unter- und im umso längeren Winter kaum aufgeht, meistens nur dann, wenn es um Bildungsranglisten geht. Diese führen die Finnen nämlich schon seit Jahren unangefochten an. Inwiefern diese Listen tatsächlich landesweit aussagekräftig sind, kann natürlich hinterfragt und kritisiert werden, sich eine finnische Schule einmal aus der Nähe anzuschauen, lohnt sich aber auf jeden Fall.
Die Möglichkeit dazu bekamen im letzten Monat zehn Schülerinnen und Schüler des BG/BRG Lienz, die im Rahmen ihrer langjährigen Erasmus+ Schulpartnerschaft, zu der auch noch Schulen in Belgien, Frankreich und Spanien gehören, für eine Woche nach Kokkola an der Westküste Finnlands reisten, um dort ihre Erasmus+ Partnerschule, das schwedisch-sprachige Karleby Svenska Gymnasium, zu besuchen und bei jenen finnischen Schülern zu wohnen, die im letzten Dezember eine Woche in Lienz verbrachten.
Besonders beeindruckt waren die Lienzer Schüler von der Tatsache, dass das Mittagessen an allen finnischen Schulen von Steuergeldern finanziert wird, dass Lehrer schon ab der Volksschule mit dem Vornamen angesprochen werden und dass in der Oberstufe eines Gymnasiums bis auf die Muttersprache die Fächer frei nach Interessen, späteren Berufswünschen oder Stärken gewählt werden können. Generell wirkte die Atmosphäre am Karleby Svenska Gymnasium äußerst entspannt, aber sehr professionell und pragmatisch.
Begeistert waren die Lienzer natürlich auch von der finnischen Natur, der Weite der Landschaft und diese in Kokkola überall spürbare Liebe zum Meer. Oder auch die Liebe zur Milch, die bei keiner Mahlzeit fehlen darf, zu Kaffee, der in Finnland mehr als in jedem anderen europäischen Land getrunken wird oder zu Speiseeis, das es sogar in der Geschmacksrichtung salzige Lakritze gibt.
Dass Eis und Schnee genauso zu Finnland gehören wie die Mumins oder die Sauna, versteht sich von selbst. Dass Eisschwimmen deshalb zu den gängigen Hobbys gehört, war doch etwas überraschend und musste somit von den Gymnasiasten und ihren Begleitlehrern Benedikt Fundneider und Silvia Ebner ebenso ausprobiert werden. Auch wenn im Mai das Meer nicht mehr zugefroren ist, so ist Wasser mit einer Temperatur um die 4 Grad doch nichts anderes als flüssiges Eis - und es bedarf wahrlich einigen Mutes, sich das anzutun. Dennoch war es - laut Aussagen aller Schüler - gar nicht so schlimm, schließlich geht dem Eisschwimmen generell ja ein Saunagang voraus.
Die Sauna ist übrigens aus einem finnischen Alltag nicht wegzudenken. Schätzungsweise gibt es zwischen zwei und drei Millionen Saunen in Finnland - und das bei einer Bevölkerung von nicht einmal sechs Millionen Menschen. Ein Bootsbauer, den die Schüler besuchten, hatte sogar eine Sauna auf seinem Boot. Wenn schon, denn schon. Vielleicht liegt in dieser Konsequenz der Finnen, die auch das berühmte finnische "Sisu" – ihre große Durchhaltestärke – ausmacht, ja auch der Erfolg ihres Bildungssystems.
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