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Richard Seeber ist vom Dienst suspendiert

Direktor des Tiroler EU-Verbindungsbüros zieht Konsequenzen und verteidigt sich.

Der wegen einer rechtskräftigen Betrugs-Anklage unter Druck geratene Tiroler Ex-ÖVP-EU-Abg. Richard Seeber zieht Konsequenzen, was seine nunmehrige Position als Direktor des Tiroler Verbindungsbüros der Europaregion Tirol in Brüssel betrifft. Er habe beim Land Tirol seine Suspendierung beantragt, teilte Seeber am Freitag mit. Das Land bestätigte indes gegenüber der APA, dass die Suspendierung mittlerweile ausgesprochen wurde. Dies habe eine umgehende Dienstfreistellung zur Folge. Seeber werde aufgefordert, umgehend alle vorliegenden Unterlagen zu der aktuell gegen ihn laufenden Anklage vorzulegen. Seeber meinte, er wolle mit dem nunmehrigen Schritt Schaden von seiner Familie und dem Land Tirol abwenden. Diesen Schritt habe er "schon länger erwogen". Seeber betonte indes einmal mehr seine Unschuld. Alles sei mehrfach vom Europäischen Parlament geprüft und für korrekt befunden worden. Auch das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) habe das Verfahren wegen mangelnden Verdachts eingestellt.
Richard Seeber beantragte seine Suspendierung, das Land Tirol willigte umgehend ein. Jetzt ist das Gericht am Zug. Foto: Wikicommons
Seeber wird vorgeworfen, während seiner Zeit als Mandatar Scheinverträge und Scheinrechnungen eines externen Beraters für nicht erbrachte Leistungen vorgelegt zu haben. Die Schadenshöhe soll bei 409.956 Euro liegen. Die Wirtschafts-und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat mittlerweile Anklage gegen Seeber und den damaligen Berater, einen rumänischen Staatsbürger, erhoben. Der Prozess soll Anfang kommenden Jahres in Innsbruck über die Bühne gehen. Im Falle einer Verurteilung drohen den Angeklagten ein bis zehn Jahre Haft. Der ehemalige Abgeordnete, der von 2004 bis 2014 dem EU-Parlament angehörte, ging am Freitag auch auf einen Nebenschauplatz der Causa ein, der nicht Teil der Anklage ist. Der Tiroler Blogger Markus Wilhelm hatte auf seiner Homepage "dietiwag.org" berichtet, dass Seeber im Jahre 2005 mit dem jetzigen ÖVP-Landesgeschäftsführer und damaligen Inhaber einer PR-Agentur, Martin Malaun, einen mit EU-Geldern bezahlten Dienstleistungsvertrag über acht Monate mit einem monatlichen Honorar über 10.500 Euro abgeschlossen hatte. Malaun wiederum engagierte als Unterstützung Seebers Ehefrau für Recherchearbeiten und Übersetzungen. Eine auf "dietiwag.org" veröffentlichte Rechnung von Seebers Ehefrau an Malaun lautete auf 8.400 Euro für Leistungen in einem Monat. Wilhelm ortete ein "höchst sonderbares Dreiecksgeschäft" und stellt die Gewährleistung des Rückflusses des von der EU ausgegebenen Geldes an das Ehepaar Seeber in den Raum. Die Vorgänge seien bereits mehrfach geprüft und von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingestellt worden, so Seeber. Dies hatte eine Sprecherin der Behörde zuletzt auch bestätigt. "Die Darstellung, dass meine Gattin Honorare in fast ebenso hohem Ausmaß von Malaun wie er von mir erhalten hat, ist falsch. Es wurden von ihr alle von ihm angefragten Leistungen erbracht, die in Summe nur einen Bruchteil des Gesamtvolumens ausmachten. Diese wurden ordnungsgemäß mit einer genauen Leistungsaufstellung abgerechnet", meinte der frühere ÖVP-Politiker nunmehr.

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