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Umweltschützer protestierten gegen Tiroler „Gletscherehe“

Am Linken Fernerkogel wurden Transparente entrollt. Aktivisten fordern Bürgerrat zum Thema Tourismus.

Umweltschützer haben am Wochenende in Tirol gegen den geplanten Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Ötztal und Pitztal demonstriert. Am Sonntag wurden am Linken Fernerkogel, wo die Verbindung entstehen soll, mehrere Banner entrollt. Bereits am Samstag hatte die Umweltschutzbewegung "Extinction Rebellion" in Innsbruck und in Sölden (Bez. Imst) Protest-Kundgebungen gesetzt. Beim Zusammenschluss der Skigebiete, in den Medien "Gletscherehe" genannt, sollen die Lifte im Ötztal mit jenen im Pitztal mit zusätzlichen 64 Hektar an Skipisten verbunden werden. Geplant sind unter anderem die Errichtung von drei Seilbahnen und eines Speicherteichs. Auch ein 600 Meter langer Skitunnel und die Schleifung eines Berggrats am Linken Fernerkogel um 40 Höhenmeter sind vorgesehen. Im Jänner startet die Verhandlung der Umweltverträglichkeitsprüfung.
Die Umweltschutzbewegung "Extinction Rebellion" organisierte die Kundgebung im gar nicht so ewigen Eis. Foto: APA
Die Protestaktion am Sonntag wurde vom Innsbrucker Rainer Pfluger organisiert. Mit 15 weiteren Personen stieg er zum Linken Fernerkogel im Gletscherskigebiet auf, um dort auf mehreren Bannern Botschaften wie "Stoppt den Ausverkauf der Alpen. Naturräume erhalten!!!" zu platzieren. "Wir möchten ein Zeichen gegen diesen Zusammenschluss setzen", sagte Pfluger laut einer Mitteilung von "Extinction Rebellion" (XR, etwa: "Rebellion gegen das Aussterben"). Auch andernorts werde über Erweiterungen und Zusammenschlüsse nachgedacht, "diese Erschließungsspirale kann nicht im Sinne von nachhaltigem Tourismus sein", so Pfluger. XR demonstrierte am Samstag mit etwa 40 Aktivisten zunächst am Flughafen Innsbruck. Das geplante Großprojekt soll Touristen unter anderem über die umliegenden Flughäfen anziehen. "In Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel halten wir es nicht für nachhaltig, den Flugverkehr weiter zu steigern", sagte dazu XR-Aktivist Georg Pleger. In Sölden legten sich die Demonstranten zu Mittag unter die Gondeln der Giggijochbahn und machten Schnee-Engel - als friedliches Zeichen, um Aufmerksamkeit auf bedrohte Tierarten im Gletschergebiet lenken. Am frühen Abend wurde mit Fackeln symbolisch eine Sanduhr dargestellt. Die Sanduhr sollte verdeutlichen, dass die Zeit in Sachen Klimawandel abläuft. Der Protest der XR-Aktivisten richtete sich jedoch nicht nur gegen den Skigebietszusammenschluss, sondern enthielt auch die Forderung nach Abhaltung eines Bürgerrats zum Thema Tourismus. Bürgerräte werden in Vorarlberg und Salzburg bereits praktiziert, dabei werden aus dem Melderegister ausgewählte Bürger für ein bis zwei Tage eingeladen, über gesellschaftlich relevante Themen und Herausforderungen zu diskutieren. "Wir wollen, dass Bürger über alle wichtigen Fakten informiert sind und eine fundierte Entscheidung treffen können", stellte dazu Oliver Roß aus dem Demo-Organisationsteam fest.

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