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Gehen Tirols Gewässer den Bach runter?

Der Fischereiverband schlägt Alarm. Äsche und Huchen verschwinden, Forellen zu alt.

„Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Hälfte aller Tiroler Bäche und Flüsse akuten Handlungsbedarf in Sachen Ökologie hat“, das ist die Zusammenfassung einer Studie, die den Tiroler Fischereiverband zu einem dramatischen Appell veranlasst: „Tirols Gewässer gehen den Bach runter“, warnen die Fischer. Der Fischbestand sei ein wichtiger und verlässlicher Indikator für ökologisch intakte Gewässer. Dieser entspreche derzeit an 57 Prozent der untersuchten Stellen in Tirol nicht den Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Diese Richtlinie fordert, dass sich die Gewässer mindestens in einem guten ökologischen Zustand befinden müssen. Umzusetzen ist diese Qualität bis spätestens 2027. Im Zeitraum 2007 – 2018 wurden im Auftrag von Bund und Land 274 Messstellen in Tirol – auch an der Drau und der Isel in Osttirol – mit wissenschaftlichen Methoden befischt und untersucht. Dabei wurde der Ist-Zustand des Fischbestandes mit dem natürlichen Zustand (Referenzwert) verglichen.  
Äschen in einem Seitenbach der Isel in Osttirol. Foto: Expa/Groder
Untersucht wurde die Fischdichte (wie viele Fische kommen im Abschnitt vor?), die Fischartenanzahl (welche Fischarten kommen vor?) und die Altersstruktur der Fischbestände (gibt es genügend Jungfische usw.). Diese Untersuchungen zeigen laut Fischerverband klar, dass in den Tiroler Gewässern viele Arten gefährdet sind und Verlust an Biodiversität droht. Drei Beispiele führen die Fischer an: Das Vorkommen der Äsche konnte an einem Drittel der untersuchten Stellen gar nicht nachgewiesen werden. Bei der Bachforelle weist jede zweite untersuchte Stelle eine ungenügende Altersstruktur auf. Der Huchen ist sogar massiv gefährdet, obwohl er in Europa einen hohen Schutzstatus besitzt. An 70 Prozent der untersuchten Stellen konnte der Huchen nicht mehr nachgewiesen werden. Der Verband der Tiroler Fischer fordert folgende Maßnahmen, um die bedenkliche Entwicklung rechtzeitig zu stoppen:
  • Mehr und größer angelegte Gewässerrenaturierungen -> Lebensraum für Fische muss verbessert werden
  • Schutz der letzten intakten/naturnahen Gewässerstrecken vor Verbauungen und Wasserkraftwerken
  • Konsequente Ökologisierung der alten Wasserkraftwerke (Bescheide anpassen)
  • Erhöhung der Budgetmittel für Fischartenschutzprojekte. In den letzten Jahren wurde sukzessive gekürzt, obwohl die Belastungen zunahmen.
  • Maßvolles Management von Fischfeinden. Der Artenschutz darf nicht an der Wasseroberfläche enden
  • Kostendeckung nach dem Verursacherprinzip.
In Südtirol müsse die E-Wirtschaft für die Nutzung des Wassers eine Wassergebühr bezahlen, erklären die Fischer: „So könnten wiederum Renaturierungsprojekte finanziert werden.“
Ein seltenes Vergnügen: den imposanten und geschützten Huchen trifft man in Tirols Gewässern nur noch selten. Foto: Clemens Ratschan

7 Postings

robertl
vor 4 Jahren

Interessant wäre zu wissen, wie unsere osttiroler Bäche und Flüsse im Detail abgeschnitten haben!? Liegen wir im Landesdurchschnitt oder ist bei uns besonderer Handlungsbedarf?

 
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Senf
vor 4 Jahren

„Tirols Gewässer gehen den Bach runter“, warnen die fischer. es ist hier die rede von einer aktuellen studie, nach der handlungsbedarf in sachen ökologie an mindestens der hälfte aller bäche und flüsse besteht. die frage wird wohl sein, wer in wessen auftrag die studie erstellt hat, denn das lässt ich im bericht nicht nachvolziehen. mir fehlt die aussage oder hinweise auf von limnologen.

dass oberflächengewässer belastet werden steht ausser zweifel, in den vergangenen jahren ist allerdings für den gewässerlebensraum viel geschehen. vor allem in osttirol (kläranlagen, flusserweiterungen, beruhigungsbecken, rückbau kanalisierter gewässer, schwelleinrichtungen ...), belastet werden die gewässer meiner ansicht nach durch die intensivierung der landwirtschaft (fasslspritzer, pestiziede, erlenbeseitigung, ...) oder obenflächenwassereinleitungen (salz, reifenabrieb ...). die e-wirtschaft oder die wassersportler immer und ewig zu verteufeln, halt ich nicht für besonders objektiv, vor allem dann, wenn das ganze ohnehin nach gesetzlichen vorgaben erfolgt.

die bewirtschaftung von fließgewässern, insbesonders an gletscherwasserabschnitten ist sicher nicht immer petri-freundlich, aber das wird sich ja in nächster zeit bessern, wie das beispiel pasterze ja zeigt. 🐬 hm, schade.

 
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alpenelvis76
vor 4 Jahren

Der Fischotter, und der Reiher sind nicht weniger Schuld daran, daß der Fischbestand sinkt.

 
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    Wundawuzzi
    vor 4 Jahren

    Wer war zuerst da? Der Fischotter,der Reiher oder die E Wirtschaft?

     
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      unholdenbank
      vor 4 Jahren

      Ja, die beiden waren sogar noch vor dem fischenden "homo sapiens" da! Aber alles muss weg, was den Profiteuren missfällt. Die Reiher, die Fischotter, die Wölfe, die Adler, die Umweltschützer, die Fußgänger, die Biobauern, die Lurche, die Olme, die Hinterfrager, die Migranten - alle müssen weg, dann haben wir's in unsrer Technowelt richtig schön! Dann her mit den Liften, her mit den Strassen, her mit den Kraftwerken, her mit dem Asphalt und Beton, her mit den Weintrauben aus Südafrika und den Avocados aus Chile bzw. Peru........ Dann ist's noch schöner. (Ironie aus, im Fall von Unklarheit!).

       
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      Wundawuzzi
      vor 4 Jahren

      @unholdenbank Du hast ja so recht. Aber ein Leben miteinander im gegenseitigen Respekt muss möglich sein.Es würde dem Homo Sapiens gut anstehen,wenn er seinen Mitbewohnern auf diesem Planeten auch eine Lebensberechtigung und vorallem Lebensraum zugesteht.Alles andere wäre schlussendlich auch für "die Krönung der Schöpfung" das Ende!!

       
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hunter
vor 4 Jahren

Entschädigungen kassieren ... Fischerkarten verkaufen ... Nachbesatz bzw. Betreuung Reviere ... NULL

 
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