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Jubel unter den Ausgezeichneten bei der Vergabe der Österreichischen Filmpreise 2020. Foto: eSeL

Jubel unter den Ausgezeichneten bei der Vergabe der Österreichischen Filmpreise 2020. Foto: eSeL

Österreichischer Filmpreis mit Osttirol-Beteiligung

Sabine Moser, Wolfgang Mitterer und Judith Benedikt heimsten Trophäen ein.

Wenn sich das Who-is-Who des österreichischen Films in einem Saal versammelt, dann steht eine von Valie Export gestaltete Kulturtrophäe im Mittelpunkt der Begehrlichkeiten. Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit, in Grafenegg wurden die Österreichischen Filmpreise vergeben. Wer einen vollständigen Überblick über die cineastischen Meisterwerke und ihre Protagonisten sucht, findet ihn auf der Website der Akademie des österreichischen Films und sollte dort sein Augenmerk auf drei Produktionen legen, die mit Osttiroler Beteiligung realisiert wurden. Da wäre einmal der ganz große Gewinner des Abends, „Joy“, die Geschichte einer jungen Nigerianerin, die als Prostituierte in Wien arbeitet. Der Film erzählt von Frauen, die Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung wurden. Sudabeh Mortezai schrieb das Drehbuch und führte Regie. Joy pendelt zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, nimmt durchgehend die Perspektive der Frauen ein und beleuchtet ein System, in dem die Rollen Ausbeuterin, Komplizin und Opfer fließend ineinander übergehen.
Oliver Neumann und Sabine Moser produzierten den Abräumer der diesjährigen Filmpreisverleihung, „Joy“, die Geschichte einer jungen Nigerianerin. Foto: eSeL
Der Film erhielt als bester Spielfilm den Hauptpreis des Abends. Die Produzenten Oliver Neumann und Sabine Moser nahmen die Trophäe in Empfang. Moser ist gebürtige Lienzerin und Mitinhaberin der Wiener Produktionsfirma FreibeuterFilm. Sie ergriff in Vertretung der erkrankten Sudabeh Mortezai gleich mehrmals das Wort. Joy gewann nämlich auch die Preise für die beste Regie, das beste Drehbuch und die beste weibliche Hauptrolle, verkörpert von Joy Anwulika Alphonsus. Markant ist der künstlerische Beitrag eines weiteren Osttirolers zu einem filmischen Gustostück der besonderen Art: „Die Kinder der Toten“ nach dem Roman von Elfriede Jelinek, produziert von Ulrich Seidl und realisiert vom Regie-Paar Kelly Copper und Pavol Liska (Nature Theater of Oklahoma) mit 90 Laiendarstellern auf Super8-Schmalfilm. „Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie etwas so Irres gesehen. Etwas so Narrisches,“ schreibt der Schriftsteller Clemens J. Setz in einer Filmkritik.
Wolfgang Mitterer gewann den Preis für die beste Filmmusik. Foto: Gitti Mitterer
Den Soundtrack zu diesem brachialsatirischen Österreich-Porträt schrieb der aus Osttirol stammende Komponist und Musiker Wolfgang Mitterer. Er wurde dafür mit dem Österreichischen Filmpreis 2020 für die beste Filmmusik ausgezeichnet. Eine zentrale Rolle im Siegerteam für den besten Dokumentarfilm spielt die ebenfalls aus Osttirol stammende Kamerafrau Judith Benedikt. Wir haben sie 2013 in unserem Magazin porträtiert.
Judith Benedikt (4.v.l.) stand bei der ausgezeichneten Doku „Inland“ hinter der Kamera. Ganz rechts Regisseurin und Produzentin Ulli Gladik. Foto: eSeL
Judith lieferte die Bilder zur Doku „Inland“, die ex aequo mit „Erde“ den Hauptpreis in dieser Kategorie erhielt. Unten der Trailer als Kostprobe für den Film von Regisseurin und Produzentin Ulli Gladik, der im Mai 2019 in die Kinos kam und drei FPÖ-Fans vor und nach der Nationalratswahl 2017 begleitet: Eine Kellnerin, einen Arbeitslosen und einen kleinen Beamten. In roten Arbeiterfamilien sozialisiert, setzten sie damals ihre Hoffnungen auf die FPÖ und HC Strache. Alle drei haben großes Unbehagen gegenüber “den Ausländern”. Gleichzeitig sehnen sie sich nach einem besseren Leben für die „kleinen Leute”.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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